Ich beginne diesen Blogbeitrag mit einem Geständnis, mit dem man sich als Content Manager doch relativ weit aus dem Fenster lehnt: Ich bin kein Fan von Social Media. Zumindest nicht privat und dafür habe ich auch meine Gründe.
Ich muss zu Beginn einmal sagen, dass mir der Charakter von Plattformen wie Facebook und Co. einfach nicht sympathisch ist. Wenn man mal an die Geburtsstätte von Facebook – die Plattform Facemash – denkt, versteht man vielleicht schon eher was ich meine. Facemash war Mark Zuckerbergs erster Streich und, trotz der Fragwürdigkeit des Portals, war es am Campus der Elite-Uni Harvard ein ziemlicher Erfolg. Die banale Idee, Bilder von zwei Mitstudentinnen gegenüberzustellen und zu entscheiden welche „hot or not“ ist, schlug ein wie eine Bombe. Da haben wir es wieder: das gute alte Bewertungsprinzip, dessen Charme auch Elite-Studenten nicht widerstehen können. Facemash ging nach starken, mutmaßlich von Frauen ausgelösten, Protesten wieder offline. Doch was Spuren hinterließ, war ein kleiner aber essentieller Bestandteil: die Bewertung eines anderen mit einem „Hot“ oder einem Like, um im Facebook-Jargon zu bleiben.
Give me a Like
Als Facebook auf der Bildfläche erschien merkte man sehr schnell dass es, unter dem Aspekt der Freiwilligkeit, für die meisten sogar erstrebenswert war, sich die Bestätigung der anderen durch Likes zu holen. Was folgte, war der Facebook-Status als kurzer Abriss des eigenen Lebens und Profilbilder, die man diesmal bereitwillig zum Vergleich mit anderen zur Schau stellte. In diesem Fall konnte man sie ja auch sorgfältig vorab selektieren und wurde nicht wie bei Facemash zwangsbeglückt.
Give me Feedback
Was den Charakter der sozialen Netzwerke außerdem prägt, ist das Prinzip der Selbstdarstellung. Dieses Prinzip hat Social Media ganz sicher nicht erfunden aber durchaus professionalisiert. Der Wunsch danach sich selbst zu präsentieren ist wichtig und zieht sich wie ein roter Teppich durch unser ganzes Leben. Ich gehe diesem Wunsch jeden Tag schon am morgen nach, wenn ich mich schminke und überlege, was ich anziehe. 😉 Warum wir das machen? Um Feedback zu bekommen, auch wenn es nicht immer erwünscht ist. Dieses Feedback holt man sich aber mittlerweile auch nicht mehr wirklich über Facebook, sondern eher über Instagram und Co. Doch eines haben all diese Netzwerke gemein: Man setzt sich der Beurteilung anderer aus. Und das ist etwas, das für mich persönlich, immer schon ein Problem darstellt.
Give me a way out
Beurteilung an sich ist ja nun wirklich nichts Neues für uns. Wir treffen in jedem Kontakt mit anderen auch auf ihr Urteil und urteilen selbst was das Zeug hält. Durch die sozialen Medien ist diese Beurteilung allerdings allgegenwärtig. Beurteilung hat einen Unterhaltungswert – was mit Sicherheit ein Grund für den damaligen Erfolg von Facemash war und den heutigen Erfolg von Tinder mitbegründet – aber sie nimmt überhand. Das ungebetene Feedback multipliziert sich und wie so oft im Leben, ist die Folge Flucht. Viele haben es satt beurteilt zu werden und ziehen sich zurück aus den großen sozialen Netzwerken oder verändern ihr Nutzungsverhalten. Das Statusupdate wird gemieden und geschlossene Gruppen werden gegründet.
Give me more
Es ist, zumindest im Moment, das laue Lüftchen eines Gegentrends spürbar. Ein Gegentrend der sich durch Instagramer äußert, die den sozialen Netzwerken abschwören oder sich in der vermehrten Nutzung von Realtime-Apps niederschlägt. Was das jetzt für Marken bedeutet merkt man schon im Kleinen: Kampagnen, bei denen es darum geht Likes zu sammeln sind längst nicht mehr relevant. Echtzeit-Content gewinnt an Bedeutung und das anonyme Teilen von Momenten steht weit über jeglicher Bewertung.
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