Einen Großteil meiner jungen Erwachsenenzeit hab ich damit verbracht Spaß zu haben, aber auch verschiedenste Optionen ausgelotet mir meinen Unterhalt zu verdienen, vom DJ bis zum Möbelrestaurator war das Spektrum recht vielfältig. Ehrlich gesagt war ich als Teenie ziemlich faul und habe mir immer das „geringste Übel“ gesucht, um mit möglichst wenig Aufwand meine Taschen füllen zu können. Mit der Zeit hat sich mein Interesse mehr meinem Beruf zugewendet, als nur dem Wochenende. Wenn mir der Job Spaß gemacht hat war ich besser darin, das habe ich schnell bemerkt. Selten, bis kaum hab ich jedoch eine mir übergeordnete Person gut gefunden oder anerkannt, doch eine spezielle Führungskraft ist mir gut in Erinnerung geblieben, sie hat mir zugehört und mich respektiert und war ein starker in sich ruhender Mensch.
Durch meine Joberfahrungen und frühen (Arbeitnehmer)erinnerungen ist es mir möglich geworden einiges an Lebenserfahrung zu sammeln. Dabei ist mir besonders wichtig mich in meine Mitarbeiter reinzuversetzen. Den Kapitalfehler, den viele Führungskräfte machen, ist von sich aus zu denken und zu agieren, aber es ist unabdingbar sich an seine eigenen früheren Erlebnisse zu erinnern, dann kann man die Gegenseite (Mitarbeiter) besser verstehen. Einfühlungsvermögen und Lebenserfahrung sind eine besonders bedeutende Kombination einer guten Führungspersönlichkeit, aber fangen wir mal kurz von vorne an.
Selbstreflexion
Jede Person die in eine Führungsrolle rutscht, wird von der Lawine an komplexen Anforderungen überrollt, überrascht bzw. sogar überwältigt. Jeder stellt sich „Chef sein“ wesentlich einfacher vor.
Wie wir unser Team bei den Liechteneckers aufgebaut haben, dachte ich es reicht einfach ich zu sein/bleiben, mit einer kleinen Portion Autorität, doch ich musste mir neue Fähigkeiten – auch auf Kosten des Altbewährten – aneignen. Denn Kollegialität, Persönliches & Freundschaft vs. Autorität unter einen Hut zu bringen, ist die erste große Gratwanderung. Hier kommen erlernte Eigenschaften ins Spiel, Neid, Misstrauen, persönliche Probleme. Ich hatte zwar schon Führungserfahrungen als Teamleiter, aber es ist etwas ganz anderes Führungskraft und Manager gleichzeitig zu sein. Hier habe ich den Tipp, dass eine gute Führungskraft nur durch harte Arbeit an sich selbst mitwachsen kann und so eventuellem Neid oder Missgunst entgegen wirkt. Ich verstecke diese harte Arbeit an mir vor dem Team nicht. Ständige Selbstreflexion und ein externer Führungscoach helfen mir dabei.
Kommunikation ist alles
Eine Freundschaft zwischen Chef und Mitarbeiter ist nicht möglich, jeder der behauptet mit seinen Mitarbeitern befreundet zu sein, sollte vorsichtig sein. Was jedoch möglich ist, ist ein freundschaftliches Verhältnis, welches aber gemeinsam erarbeitet werden muss und wir in unserer Agentur sehr pflegen. Ich arbeite hart daran (und verliere nie den Glauben) die übliche Diskrepanz (Chef = Ungut / Mitarbeiter = anstrengender Untergebener) gegen ein konstruktives und positives Miteinander auszutauschen. Ich habe gelesen, dass jeder Arbeitnehmer vier bis acht Stunden pro Woche über seinen Vorgesetzten lästert. Hier hilft mein in der Einleitung genanntes Zurückerinnern. Es ist als Mitarbeiter einfacher und bequemer den Chef an den Pranger zu stellen, welcher auch oft für individuelle Probleme und Einstellungen herhalten muss. Noch schwieriger wird es, wenn sich Kleinigkeiten und Spannungen aufschaukeln. Es ist auch nicht möglich alle Entscheidungen und Aussagen „von oben“ nachvollziehen zu können.
Hier hilft es mir sehr, eine hohe Feedback- und Gesprächskultur in unserem Team zu pflegen. Alles auf den Tisch ist unser Motto und wir versuchen auch Kleinigkeiten schnell mit offenen Dialogen aus dem Weg zu räumen. Dabei bringe ich meinem Team die gleiche Wertschätzung entgegen, wie ich es auch von ihnen erwarte. Deswegen erkläre ich immer die Sachlage und bin auch sehr offen und transparent. Wir essen fast jeden Tag gemeinsam zu Mittag (um die Menschen hinter den Arbeitskollegen besser sehen zu können), es gibt große Mitarbeitergespräche, Teambuilding und auch Feedbackrunden in unserem wöchentlichen JourFix.
Ein Arbeitsverhältnis ist eine Beziehung und die gehört gepflegt!
Werte
Fixe Werte, Beständigkeit und Rituale sind für eine Organisation essenziell und sorgen für ein gelungenes Miteinander. Besonders ein konstantes Umfeld zu schaffen war für mich schwierig. In einer Agentur die im Aufbau ist, brennt nur so von neuen Ideen, Änderungen und Richtungswechseln. Noch dazu bin ich ein sehr impulsiver Mensch, das kam beim Team nicht gut an. Vor einiger Zeit haben wir deswegen interne und externe Werte (im Zuge der Markenbildung) entwickelt. Wofür steht Liechtenecker und andererseits genauso wichtig, wofür stehen wir nicht. Was hat der Kunde von Liechtenecker außer den Leistungen, was hat ein neuer Bewerber oder Mitarbeiter bei uns zu erwarten und wer passt zu uns. Diese Ausarbeitungen geben allen Halt.
Dergleichen müssen Aussagen der Führungskräfte unbedingt verfolgt und durchgezogen werden. Vertrauen schaffen geht nur über Einhalten der jeweiligen Entscheidungen, welche konstant an unser Team kommuniziert werden. (Auch wenn es manchmal nervt, werden bei uns Werte und Ziele gepredigt was das Zeugs hält 🙂 Ich versuche dabei auch immer unsere Unternehmensziele klar zu machen. Die Teilnahme am Unternehmenserfolg muss für die Mitarbeiter spürbar gemacht werden.
Was Rituale betrifft, gibt es neben den großen Highlights Sommer- und Weihnachtsfest auch viele kleine Dinge im Agenturalltag die wir regelmäßig pflegen. Mit der Zeit wächst man dadurch sehr gut zusammen.
Strenge Regeln gute Zusammenarbeit
Strenge Rechnung gute Freunde oder strenge Regeln gute Zusammenarbeit. Bei uns gibt es viele kleine Regeln die eingehalten werden müssen. Ich bin zum Beispiel für absolute Pünktlichkeit. Bei einem Meeting gibt es pro zu spät gekommener Minute einen Euro (vom Zuspätkommer) in die gemeinsame Eiskassa. Dies ist nur ein kleines Beispiel, aber was ich damit zeigen will ist, dass jede Regel auch Konsequenzen haben muss. Hier hat auch jedes Teammitglied etwas davon.
Gute Mitarbeiter fangen schon beim ganzen Recruiting Prozess an. Wie ich Bewerbungsgespräche führe und dem Bewerber begegne, ist der Beginn einer jeden Arbeitsbeziehung. Schon hier ist es wichtig die internen Regeln und Art der Zusammenarbeit zu kommunizieren. Falsche Erwartungshaltungen stehen einer konstruktiven Arbeitsweise (leider wie so oft) sehr im Weg.
Fordern und Fördern
So wie ich als Führungskraft, brauchen auch die Teammitglieder Raum um sich entwickeln zu können.
„Nichts gedeiht unter dem Schatten großer Bäume“
Bei allem Regelwerk und Richtlinien brauchen Mitarbeiter die Möglichkeit sich in ihrem Individuum entfalten zu können. Denn schließlich brauche ich ein Team, welches stark genug ist Lösungsbereitschaft zu haben und mir im Business den Rücken stärkt. Dazu gehört Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein. Herrscht im Team eine gute Atmosphäre, Vertrauen und ebenbürtiges Miteinander, werden sich die Mitarbeiter auch gegenseitig besser unterstützen und eigenständiger handeln. Trotzdem ist es wichtig auch als Trainer manchmal „Feuer unter dem Hintern zu machen“. Die eigenen Potenziale kann man gut als erfahrener Berater unterstützen.
Die perfekte Führung gibt es nicht
Es gibt sehr viele Führungsratgeber, Bibeln und Gebote. Doch eines ist aus meiner Erfahrung zu sagen: Die perfekte Führung gibt es nicht. Sowie es zum Beispiel auch die perfekte Kindererziehung nicht geben kann. Zu unterschiedlich sind die Individuen und Menschen dahinter, zu komplex ist das Thema. Dort wo es menschelt, hat Perfektionismus auch nichts verloren, ein bisschen Chaos gehört zum Leben dazu und ist auch der Motor und Antrieb für uns. Wichtig ist jedoch ständig daran zu arbeiten, offen zu reden, keine falschen Spielchen, selbstkritisch und lernbereit zu bleiben, dann klappt es schon ganz gut 😉
Zusammengefasst aus meiner Sicht bedeutet Führungsstärke die Teammitglieder zu motivieren (Offenheit), ihnen Sicherheit zu bieten (mit Werten), die Richtung vorzugeben (Unternehmensziele nah und fern), ein strenges Vorbild (Regeln) zu sein und nie aufhören zu lernen (Selbstreflexion).
Einfach? Sicher nicht, ich hatte schon genug Schmerzen was mein erwachsen werden der Führungskraft angeht, aber mein Hauptmotto: NO PAIN, NO GAIN 🙂 Ich könnte euch noch soviel mehr über Führung erzählen, mir macht es unheimlich Spaß daran zu wachsen, denn jede Führungsposition ist auch eine Spiegelbildsituation der eigenen Persönlichkeit und ich habe noch nie soviel gelernt, wie aus dieser Situation und werde mit dem Lernen dabei nie aufhören.
Gute Führung und die tägliche Challenge die damit verbunden ist, führt zu einem gemeinsam motivierten Team, welches die besten Leistungen erbringt und dies ja schließlich im Sinne der Kunden und unserer Agenturphilosophie ist.
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