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Warum wir Erwachsenen mehr spielen sollten

In meinen Memoiren in 3 Akten möchte ich einen Abriss meiner Beziehung zum Spielen geben – und welche Konsequenzen das für unser Lab hatte.

7. Februar 2020, von Natalia

Akt 1 – Spielen ist nichts für Erwachsene

Irgendwann im Teenie-Alter hat sich bei mir – so wie bei vielen anderen Kids aus der Klasse – eine unglaubliche Coolness in den Alltag eingeschlichen. Erwachsen wollten wir wirken, ernst. In meiner Freizeit spiele ich nicht mehr – da lese ich „Die Zeit“! Oder schau Dokus auf ARTE. Maximal einmal einen englischen Film, aber das ist ja quasi Lernen für den Englischunterricht. Ich spiele in einer Band – habe aber gleichzeitig einen inneren Druck, Erfolg damit zu haben.

Studium. In unserer Freizeit treffen wir uns zum Trinken, wenn wir nicht gerade an diversen Hausarbeiten sitzen oder 300-seitige Präsentationsfolien auswendig lernen. Gespielt wird nur, wenn man dabei auch trinken muss. 

Nebenbei arbeite ich in einem kreativen Beruf. Von mir wird erwartet, dass ich am laufenden Band mit genialen Ideen daherkomme. Aber bitte auch schön umsetzbar und durchdacht – am besten ohne jegliche Fehler. Idealerweise grabe ich in meinem kreativen Hirn kurz nach und liefere sofort DIE perfekte Idee ab. Denn das ist dein Beruf und kein Spiel! Und wenn ich sage „von mir wird erwartet“ – dann meine ich meist mich selbst. 

Ich ziehe nach Wien und fange hier an, mich mit Freunden zu Spieleabenden zu treffen – gespielt wird „UNO“, „Cards against Humanity“ oder „What do you meme?“. Bis eines Tages ein neues Spiel daheim auftaucht – „Tigris & Euphrates“. Ich bin skeptisch. Ein Spiel, bei dem man Siedlungen und Königreiche aufbaut und mit seinen Spielgegnern Kriege führt? Klingt wie Zeitverschwendung, denke ich mir, noch nichts ahnend davon, wohin mich dieses Strategiespiel führen wird. 

Akt 2 – Im Spielfieber

Ich merke schnell: Ein neues Spiel zu erlernen, erfordert massig Hirnschmalz. Wir sitzen einen oder zwei Abende intensiv daran, schauen Videos und lesen die Regeln von vorne bis hinten. Bauen das Spiel auf und versuchen uns an einer ersten Partie. Alle zehn Minuten stoßen wir auf Fragen, die wir mithilfe des Regelhefts zu lösen versuchen. Bis wir irgendwann eine erste richtige Partie durchspielen und so einen Stolz verspüren, als hätten wir das Spiel selbst erfunden. Mit jedem Gewinn und Verlust merke ich, wie ich mich selbst ein wenig besser kennenlerne. 

Freunde kommen zum Spielen vorbei. Das Erklären der Spielregeln wird bei uns zum Ritual. Jedes Mal versuche ich, mich zu übertrumpfen, die Spielweise besser und schneller zu erklären. Und lerne so noch viel mehr über die Zusammenhänge darin, indem ich es in meinen eigenen Worten zusammenfasse. 

Ein neues Spiel zieht ein und das Dilemma geht von vorne los. Lesen, aufbauen, weiterlesen, spielen, verzweifeln, erfolgreich durchspielen, Freunden die Regeln erklären. 

 Ich spiele mich durch meinen Arbeitsalltag und wage es, Neues zu probieren und Dinge auch komplett zu verwerfen. 
NEUES

Mit jedem neuen Spiel merke ich, wie es mir leichter fällt, die Regeln zu erfassen. Mir fällt immer mehr auf, wie viele Dinge von Spiel zu Spiel ähnlich sind, und wie viele komplett umgekehrt funktionieren. Bei manchen Spielen agieren wir als Team, bei anderen wiederum spielt jeder gegen jeden. Manchmal sind wir freundlich und probieren einfach herum – ein anderes Mal bekriegen wir uns auf eine fast schon gruselige Art. Ich lerne meine Freunde neu kennen – es gibt die Gewinnorientierten, die Gelangweilten, die Experimentellen, die Traditionellen, die immer die gleiche Strategie fahren – und so viele, die nach Tagesverfassung anders an das Spiel herangehen. 

Wir lernen es, mit Misserfolg, Verlust und Niederlagen umzugehen – und üben es, als eine Mini-Gesellschaft, einander zu unterstützen oder zu zerstören. Bleibe ich diplomatisch und unterstütze den anderen in der Hoffnung, dass er das Gleiche für mich tut? Konzentriere ich mich auf meinen Gewinn ohne Rücksicht auf andere? Oder spiele ich so, dass keiner wirklich gewinnt, mit der Gefahr, dass andere es als „langweilig“ abstempeln? 

Ich verliere langsam die Angst davor, Fehler zu machen. Ich probiere. Klappt etwas, freue ich mich. Klappt es nicht, probiere ich es anders – bis etwas gut funktioniert. Ich sehe das ganze Leben als ein Spiel. Mir wird klar, dass man nicht immer nur gewinnen kann. Und auch dass man eine starke Persönlichkeit daran erkennt, wie sie verliert und an das nächste Spiel herangeht. 

Meine Kreativität profitiert von dieser neuen Denkweise. Nicht alles, was der Feder, dem Bleistift oder der Computermaus entspringt, muss perfekt sein. Ich spiele mich durch meinen Arbeitsalltag und wage es, Neues zu probieren und Dinge auch komplett zu verwerfen.  

Akt 3 – What The Future 

Wir springen zum Mai 2019: Teilnehmer unserer Speculative Design Workshops fragen, ob wir eigentlich schon einmal darüber nachgedacht haben, ein Kartenspiel rauszubringen, bei dem man ebenso die Zukunft erleben könnte, wie im Workshop auch. Beim ersten Mal lachen wir noch – doch irgendwann denken wir uns: warum eigentlich nicht?

Nach einem intensiven Jahr mit über 30 Spieleabenden und 20 neu gelernten Spielen fühle ich mich als Spielprofi. Ein neues Spiel zu entwickeln kann doch gar nicht so schwer sein, denken wir uns also. Spoiler: Es ist abartige, unglaublich große Arbeit, aber wir haben es geschafft – und das Spiel gibt es seit Jänner 2020 zu kaufen!  

Tadaaaa: Unser Baby – das What The Future Kartenspiel

Aus Liebe zum Spielen und weil wir denken, dass wir Erwachsenen öfter spielen sollten (auch in der Arbeit, auch im Team), haben wir also ein ganz eigenes Kartenspiel entwickelt, bei dem man die Zukunft durchdenken und erleben kann

Wir haben dafür gesorgt, dass es auch beim zwanzigsten Mal Spielen nicht langweilig wird, denn es gibt ganze 57.600 Kombinationsmöglichkeiten und Szenarien, die man durchdenken kann. Und so wie bei jedem anderen Spiel auch: Die Menschen, mit denen gespielt wird, machen es besonders. Ich hoffe so sehr, dass es euch taugt und ihr genau so ein Aha-Erlebnis haben werdet, wie wir es jedes Mal haben – egal ob ihr euch mit der Zukunft eures Unternehmens beschäftigt oder ein Drehbuch für die nächste Folge Black Mirror schreibt. 

Ich, 28, super ernst, gehe mich jetzt weiter kreativ und spielerisch ausleben und hoffe, ihr tut das auch! 


P.S. Ihr könnt unser Spiel namens What The Future. Das Speculative Design Kartenspiel von Liechtenecker Lab & Studio hier auf unserer Webseite (bei Klick auf den Link hier) bestellen. 

P.P.S. Wie ist eure Geschichte mit dem Spielen und findet ihr auch, dass Erwachsene mehr spielen sollten? Falls nein, warum nicht? Und falls ja, was spielt ihr eigentlich? 

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Natalia Sander

Meine Rolle bei Liechtenecker: UX/UI Designerin Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Ausmisterin & Space-Organizering á la Marie Kondo und natürlich Künstlerin. Mein Herz schlägt für: Farben, Ordnung, Pflanzen und Tee.
1 Kommentar.
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16. März 2020 um 13:25

Really awesome thoughts and good design

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