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Warum Webdesign nicht 700€ kostet

Die erste Version dieses Artikels wurde 2009 von Jürgen verfasst. Es war schon lange Zeit für ein Update, warum Webdesign auch 2021 immer noch nicht 700€ kosten kann.

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In den meisten Marktsegmenten gibt es Billiganbieter, die reguläre aber auch faire Preisgestaltungen unter das Limit drücken. So auch bei Webdesign & UX-Dienstleistungen. Der Interessent braucht nur mal in Google nach „Webdesign“ zu suchen, schon sieht man unvorstellbar billige Preisangebote: „Ihre Webseite um 189€!“ zum Beispiel. 2021 liegen wir immerhin schon bei „299€“. Wieso das unrealistisch ist und qualitativ so nicht funktionieren kann, lest ihr hier.

Mach mir eine Community

Auch 2021 bekommen wir hin und wieder solche Anfragen – „…verlangt wird eine eigenständige Community am Beispiel Xing oder Facebook im Bereich ….. – Ich möchte dabei eine komplette User-verwaltung, Gruppen, und die üblichen Social Network Features. Das Design soll höchst modern und sexy sein. Logo oder CD/CI ist noch nicht vorhanden… Sonstige Features: Newsletteranmeldung, Template, Chatfunktion…. Dabei ist unser Budgetlimit bei 700€..“

700 Euro ist eine Menge Geld, aber brechen wir es mal von der benötigten Zeit auf einen in der Branche üblichen Stundensatz herunter. Ein guter freiberuflicher UX, UI & Webdesigner verlangt im Schnitt 70€ pro Stunde – und eine Agentur inkl. einem Development-Team (wie z.B. wir) noch deutlich mehr. Selbst wenn wir den Stundensatz um 70€ annehmen, hätten wir also nur 10h Zeit, um diese umfangreiche Website auf die Beine zu stellen.

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Man sieht ein Pferd - der hintere Teil ist realistisch gezeichnet - der vordere wie von einem Kind. "when your client asks if you can do it cheaper" - gutes Webdesign hat eben auch seinen Preis, und dieser ist nicht 700€.
Professionelle und qualitative Dienstleistung kostet – und leider kriegt man sonst so ein Resultat wie hier im Bild, wenn man den billigsten Anbieter im Netz engagiert.

Warum braucht es mehr als 10h?

Reden wir bei „Website“ von einem fertigen & kostenlosen Template auf WordPress, Wix oder Squarespace, das an eine Domain geknüpft wird und keinerlei Beratung, Konzeption, Branding oder Schnittstellen verlangt, kommen wir vielleicht in 10h hin. Dann muss der Kunde allerdings alles selbst strukturieren, texten und entscheiden.

Wenn wir aber bei einem Beispiel wie oben sind, brauchen wir aus unserer Erfahrung folgende Schritte:

  • Kundenbetreuung & Projektmanagement: Ein vernünftiger Kunde will teilweise Hilfe bei der Formulierung der Anforderungen, ein maßgeschneidertes Angebot, Antworten auf seine Fragen zum (Re-)Launch und eine laufende Betreuung. Dazu sind Meetings, Absprachen, Abstimmungen, Präsentationen und Dokumente notwendig. ~ 30+ Stunden
  • Strategische Beratung: Die Website ist ein Tool, das klare Ziele verfolgt. Wir helfen unseren Kunden herauszuarbeiten, wie die Website durch messbare KPI’s die Strategie des Unternehmens unterstützen kann. Eine gute Agentur kennt sich mit solchen UX-Statistiken aus – und hilft, realistische & messbare Ziele zu formulieren. Bei Bedarf wird auch nach dem Launch in laufenden Abständen kontrolliert & optimiert, da eine Website kein starres Konstrukt ist, das in Stein gemeißelt ist. ~ 12+ Stunden
  • User Research & User Tests: User-zentriertes Webdesign – oder auch UX Design, ist extrem datenbasiert. Deswegen kriegen unsere Kunden nicht einfach schön anzusehende Websites, sondern ein funktionierendes Arbeitstool, das die KundInnen lieben & bei dem die Conversions passen. Deswegen werden die Anforderungen an die Website auch aus User-Sicht erhoben und Prototypen der Seite auf ihre Wirksamkeit überprüft. ~ 24+ Stunden
  • Konzeption & Design: Struktur, Sitemap, User Journeys, Übersetzung des Corporate Design ins Web, Gestaltung der UI-Elemente, Erstellung der relevanten Screens, Verlinkung zu einem klickbaren Prototypen – in der Konzeptions- und Designphase entwerfen wir die wichtigsten Seiten, damit diese mit Usern getestet, mit unseren Kunden abgestimmt und von Programmierern als Vorlage verwendet werden können. ~ 40+ Stunden
  • Content UX: Beratung oder Unterstützung bei der Erstellung userfreundlicher und klarer Texte, mit Blick auf User & Suchmaschinen, Texting für UI Elemente, Testing & Anpassungen ~ 12+ Stunden
  • Frontend Development: HTML und CSS – valider semantischer Code ~ 40+ Stunden
  • Backend: CMS, Datenbank, PHP, diverse Schnittstellen ~ 32+ Stunden

Wenn ich mich nicht verrechnet habe, komme ich bei meiner Modellrechnung auf 190 Stunden. Die Webagenturstundensätze in Österreich bewegen sich aktuell zwischen 80€ und 160€. Wenn wir bei unserem Beispielwert von 70€ bleiben, kommen wir auf 13.300€.

Ihr wollt ein durchdachtes und herausragendes digitales Projekt mit uns umsetzen? Hier geht’s zu unseren Kontaktdaten.

Warum ist der Stundensatz so hoch?

Das schreibt Jürgen 2009 dazu – „Ich habe zum Vergleich an ein paar bezahlte Dienstleistungen aus meinem Leben gedacht. Bei meiner Friseurin sitze ich ca. 20 Minuten, es kostet mich 30€, mein Automechaniker verlangt 80€ in der Stunde, ein Architekt kostet > 100€, für meine Steuerberaterin zahle ich 80€ pro Stunde etc. Den Zahnarzt erwähne ich lieber nicht. Es bewegt sich eigentlich alles im Schnitt zwischen 60€ und 80€. BTW: Ich zahle alles sehr gerne, denn ich bekomme professionelle Dienstleistungen dafür.“

Diese Preise haben sich in den letzten 12 Jahren ebenso erhöht, so natürlich auch die Preise für Webdienstleistungen. Und es ist auch die Komplexität aller Webprojekte um ein Vielfaches gestiegen. Reichte früher ein simples Template, um eine Art Visitenkarte online zu haben, sind heute ganze Unternehmensumsätze vom Webauftritt abhängig (Airbnb, Amazon, Instagram etc.)

Website vs. klassisches Marketing

13K ist natürlich wesentlich mehr Zaster als 700€ . Dazu schrieb Jürgen folgendes:

„Ich komme aus dem Marketing und hab auch viel klassische Werbung und PR im Printbereich gesehen. Die Preise spielen da in einer ganz anderen Liga. Kunden sind gut und gerne bereit für eine 1/4 Seite in einem Magazin Zig-Tausende Euro auszugeben, weil das eben so üblich ist oder schon seit Jahren so gemacht wird.

Welchen Return sie davon erhalten wissen sie nicht und an einem konkreten Beispiel weiß ich, dass mir mein Kunde von keinem einzigen Neukunden über diese Anzeigen erzählen konnte. (Obwohl dort die Neukunden immer gefragt werden, woher sie kommen.)

Ich habe ein Webprojekt für diesen besagten Auftraggeber umsetzen dürfen und siehe da: Nach 5 Monaten sind bereits ein paar Kunden über die Webseite bzw. zusammenhängende Webseiten in seine Praxis gekommen. Da hat sich die Investition der Webseite inkl. aller Onlinemarketing-Möglichkeiten drumherum schon bezahlt gemacht.“

Messbare UX als Schlüssel zum Erfolg

Zwölf Jahre später treiben wir das Ganze noch etwas weiter und setzen mit UX Benchmarking & Analytics Dashboards ein messbares System auf, mit dem sich tagtäglich ablesen lässt, wie gut die Website ihre Ziele erreicht. Heute können wir ganz genau sagen, wer über Suchmaschinen, andere Domains oder direkt eingestiegen ist. Wir wissen, wie viele Kunden über die Website etwas gekauft haben – und welchen Mehrwert die Verbesserung des einen oder anderen UI-Elements mit sich bringt. Mehr dazu in unserem Artikel zu UX Benchmarking.

Ein paar letzte Gedanken

Bevor kleine oder neue Betriebe Geld für anderweitiges Marketing ausgeben, sollte in eine professionelle Webseite investiert werden. Denn erstens, ist die Webseite heutzutage die Basis der meisten Werbeaktivitäten seitens Unternehmen und Suchaktivitäten von potentiellen Kunden.

Zweitens, kann mit einem mit der richtigen Investition ins Web mehr erreicht werden als über klassische Kanäle. Wenn wir von professioneller Betreuung reden, werden auch immer Ziele mit dem Webprojekt verknüpft. Der Kunde bekommt ein einzigartiges Design, Ideen, Prozessverbesserungen, neue Marketingmöglichkeiten und vieles mehr.

Klassisches Marketing ist nach wie vor sehr wichtig und nicht zu unterschätzen, aber vielleicht relativert meine Zeitschätzung das vorherrschende Webdesign-Preisdumping ein wenig. Professionelle Dienstleistung soll passend bezahlt sein, jeder will fair für seine Arbeitsleistungen entlohnt werden lieber Zahnarzt, gell? 🙂

Wie hat ein Freund unlängst zu mir gesagt: „Man bekommt immer das, was man bezahlt“ – einfach, aber wahr.

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Natalia Sander

Meine Rolle bei Liechtenecker: UX/UI Designerin Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Ausmisterin & Space-Organizering á la Marie Kondo und natürlich Künstlerin. Mein Herz schlägt für: Farben, Ordnung, Pflanzen und Tee.
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