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barriere:frei Einhändige Nutzung – ein unterschätzter Use Case?

Barrierefreiheit bedeutet nicht nur, Menschen mit dauerhaften Einschränkungen einzubeziehen. Sie stellt sicher, dass digitale Interfaces auch dann funktionieren, wenn Nutzer:innen in ihrer Aufmerksamkeit, Beweglichkeit oder Sicht temporär eingeschränkt sind.

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barriere:frei Einhändige Nutzung ein unterschätzer Use Case inkl. Foto unserer PM Martina mir Kind am Arm

Gerade am Smartphone sind Nutzer:innen oft abgelenkt, unterwegs oder haben nur eine Hand frei. Dennoch werden viele digitale Produkte für ideale Bedingungen entworfen – mit beiden Händen am Gerät, voller Aufmerksamkeit, stabiler Umgebung. Die Realität sieht anders aus.

Kleine Buttons, schwer erreichbare Navigationselemente oder komplexe Gesten sind in solchen Momenten mehr als nur unpraktisch – sie werden zu echten Barrieren. Und genau hier treffen UX und Accessibility aufeinander.


Wenn nur eine Hand frei ist

Viele denken, Barrierefreiheit betreffen nur Menschen mit dauerhaften Einschränkungen. Dabei sind es oft auch alltägliche, kurzfristige Situationen, in denen Barrierefreiheit entscheidend wird – etwa, wenn man nur eine Hand zur Verfügung hat:

  • Du hältst dein Kind im Arm oder den Hund an der Leine
  • Du balancierst einen Coffee-to-go oder Einkaufstaschen
  • Du bist unterwegs – in der U-Bahn oder beim Spazierengehen
  • Du hast eine Verletzung oder trägst einen Gips

Wenn dein Interface in solchen Momenten nicht reibungslos funktioniert, wird die Nutzererfahrung schnell frustrierend und der Zugang zu deinen Inhalten oder Funktionen erschwert.

 

5 UX-Tipps für einhändige Nutzung

  1. Wichtige Elemente in Daumenreichweite

Die ergonomische Erreichbarkeit ist ein zentrales Thema bei mobiler Nutzung. Bei einhändiger Bedienung ist der Daumen die einzige aktive Eingabemöglichkeit. Der obere Bereich des Bildschirms (vor allem auf großen Geräten) ist dabei schwer bis gar nicht erreichbar, ohne die Griffhaltung zu ändern oder die zweite Hand einzusetzen.

Tipps aus der Praxis:

  • Hauptaktionen sollten im unteren Drittel liegen.
  • Vermeide doppelte Navigation (oben und unten), wenn der obere Bereich nicht regelmäßig erreichbar ist.
  • Verwende „Sticky Navigation“ im unteren Bereich für wiederkehrende Interaktionen.
  • Berücksichtige unterschiedliche Gerätegrößen
     
  1. Große, gut platzierte Touch-Ziele

Kleine Buttons sind schwer zu treffen, vor allem mobil.

Interaktive Elemente sollten eine Mindestgröße haben, damit sie zuverlässig getroffen werden können – auch mit einem Daumen oder bei eingeschränkter Feinmotorik.

Tipps aus der Praxis:

  • Buttons und Links mindestens 24 × 24 CSS-Pixel groß gestalten.
  • Ausreichend Abstand zu benachbarten interaktiven Elementen einhalten.
  • Interaktive Flächen nicht nur auf Text beschränken, sondern großzügig umgebend aktivieren.
WCAG 2.5.8 (AA) – Zielgröße: Interaktive Elemente müssen mindestens 24 x 24 CSS-Pixel groß sein (wir empfehlen 40px x 40px) oder durch Alternativen zugänglich gemacht werden.Relevante ergänzende Richtlinie
WCAG
  1. Fehlerhafte Eingaben vermeiden und reversible gestalten

Die Wahrscheinlichkeit, sich zu vertippen, ist bei einhändiger Bedienung höher. Gut gestaltete Interfaces fangen das auf – durch Fehlertoleranz und Undo-Optionen.

Tipps aus der Praxis:

  • Platzierung sensibler Aktionen nicht neben anderen häufig genutzten Buttons.
  • Visuelle Trennung und Farbkontraste einsetzen.
  • Bestätigung der angegebenen Daten und Editier-Möglichkeit anbieten.
  1. Text vergrößerbar – ohne Layoutbrüche

Wenn jemand nur eine Hand frei hat, wird das Smartphone oft näher ans Gesicht geführt, um Inhalte besser lesen zu können – statt mit zwei Händen zu navigieren oder zu zoomen.

Tipps aus der Praxis:

  • Responsive Layouts, die bei 200 % Schriftgröße nicht brechen.
  • Kein horizontales Scrollen für Textinhalte.
  • Keine Texte als fixe Bilder oder in nicht skalierbaren Containern.
  1. Schnelle Reaktion und sichtbares Feedback

Einhändige Nutzung erfolgt häufig in Situationen mit wenig Aufmerksamkeit oder unter Zeitdruck – etwa unterwegs, im Gehen oder zwischen zwei Handgriffen. In solchen Momenten führen verzögerte Reaktionen oder fehlende visuelle Rückmeldungen schnell zu Unsicherheit und Bedienabbrüchen.

Tipps aus der Praxis:

  • Ladeindikatoren für zeitintensive Prozesse einsetzen.
  • Formulareingaben lokal oder serverseitig zwischenspeichern.
  • Responsives Verhalten bei schlechter Verbindung sicherstellen.

Fazit: Wenn deine App nur funktioniert, wenn beide Hände frei sind, funktioniert sie zu selten.

 

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Natalie Zillner

Meine Rolle bei Liechtenecker: Marketing Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Atelier-Besitzerin oder in der Wissensvermittlung im Museumsbereich Mein Herz schlägt für: Kunst & schöne Dinge, Natur & Abenteuer

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