Da ich mich mit Führungs- und Unternehmenskultur beschäftige, läuft mir öfters die Bezeichnung Work-Life-Balance über den Weg. In Job-Bewertungsportalen ist dieser Begriff eine ganz wichtige Benchmark und gilt schlechthin als Gut und Böse oder Yin und Yang einer hohen Lebensqualität.
Bei Work-Life-Balance geht es im allgemeinen Verständnis darum, ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen diesen zwei Welten zu haben, dann ist das Leben „gut“. Wenn es nicht ausgeglichen ist, droht der Burnout. Als Maßnahme dagegen streicht man dann (mit ärztlicher Hilfe) einfach das „Work“ aus seinem Leben und bekämpft in Folge – daheim – nur die Symptome und nicht die Triebfeder des Übels. Verantwortlich ist naheliegend der „böse“ Arbeitgeber, dabei liegen die Ursachen meist ganz woanders.
Trennung Arbeit vs. Privat
Natürlich kann man annehmen, dass wir bei diesem Ausgleichsversuch vor einem Luxusproblem stehen. Es ist mir bewusst, dass es genug Arbeitnehmer gibt, die ihren Job machen müssen, um sich ihren Unterhalt und die Ernährung zu finanzieren. Viele wären froh überhaupt einen Job zu haben, das ist mir klar, aber in diese Diskussion will ich mich mit diesem Blogbeitrag nicht einlassen.
Gehen wir mal von unserer Region und/oder Branche aus. Ich habe mir ein paar Umfragen und Studien dazu angesehen, dabei ist mir aufgefallen, dass bei Karriere- oder Lebenszielen (auch von angehenden Studenten) die ausreichende Freizeit immer an erster Stelle steht. Ich finde diese Motivation als Lebensziel jedoch veraltet und nicht zielführend. Die Freizeit von der Arbeit zu separieren bedeutet einfach nur einen Job des Geldes wegen zu machen, um sich das Leben damit zahlen zu können. Der Ansatz ist natürlich essentiell, es wäre allerdings viel sinnvoller etwas zu machen, dass zu einem passt, wo man Talente hat und langfristig glücklich werden kann. Mir ist bewusst, dass man sich diesen Weg erst erarbeiten muss, es ist aber wichtig zu erkennen, dass Arbeit nun mal zum Leben dazugehört und gerade diese Trennung unglücklich macht.
Scheiß Arbeit, super Freizeit?
Jeder der in sich geht wird verstehen und spüren, dass Freizeit per se nicht glücklich macht. Schöne oder qualitative Freizeit haben wir allerdings, wenn diese angemessen und sinnvoll eingesetzt wird und zu uns passt. Von alleine wird sie nicht schön sein. Dabei geht es nicht nur um Sport oder Hobbys. Ja, man kann sogar qualitativ faulenzen. Ich mache gerne die Augen zu und höre mir ein Musikalbum an oder strecke mich auf der Couch mit Fachzeitschriften. Ich koche aber auch gerne und lade Freunde zum Brettspielen ein. Ich teile es mir so ein, dass ich eine gute Zeit habe und Kraft und Energie sammeln kann. Genau auf diese Eigenverantwortung will ich hinaus. Wenn ich mich hier zurücklehne und abwarte, werde ich auch keine qualitative Freizeit haben. Wie wäre es diese Energie auch in den Job zu stecken?
Wir haben eine sehr schlechte Einstellung zum Thema Arbeit. Oft muss der Arbeitgeber als Sündenbock herhalten und wird für das eigene persönliche Unglück verantwortlich gemacht. Doch das typische Zurücklehnen funktioniert im Job und in der Freizeit nicht. Man muss sich eben auf seine Füsse stellen.
Jobliebe
Die Agentur habe ich damals gegründet, weil ich in meiner beruflichen Situation unzufrieden und unterfordert war. Ich hatte sehr viel Freizeit und konnte auch während der Arbeitszeit viele private Dinge erledigen. Ich habe sehr gut verdient und habe dort etwas tolles aufgebaut, war aber sehr unglücklich, obwohl ich sehr viel „Life“ hatte. Durch eine weitere Lebenswatschn wusste ich was zu tun war.
Ich liebe meinen jetzigen Job und freue mich meine Fähigkeiten einsetzen zu können und damit zu wachsen. Die Energie und Kraft, die in der Leitung einer Agentur steckt ist äußerst fordernd. Freunde fragen mich oft wie ich noch ruhig schlafen kann. Rund um die Uhr beschäftigt mich das Thema, auch am Wochenende beim Spazieren denke ich darüber nach. Nicht selten bin ich in der Nacht aufgestanden und habe Pläne geschmiedet. Ich muss auf so vielen Hochzeiten tanzen und habe die finanzielle und moralische Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und unseren Kunden. Ich kümmere mich dabei nicht nur um Webprojekte oder Strategien, sondern auch um den HR Bereich, das Accounting, Sales, Büroinfrastruktur, Mitarbeitermotivation oder Marketing. Dann gibt es viele Neider und unsere Branche ist nicht immer einfach.
Das Letzte wovor ich dabei aber stehe ist ein Burnout. Mein Job bildet und formt meine Persönlichkeit, ich habe so viele interessante Menschen kennengelernt und habe dabei ein erfülltes Leben. Deswegen funktioniert es auch gut und ich führe diesen wichtigen Punkt auf unseren Erfolg zurück. Dabei habe ich keine Trennung von Work und Life, alles gehört zusammen.
Gut, es kann jetzt nicht jeder eine Agentur aufbauen, aber auch meinen Mitarbeitern will ich diesen Punkt mitgeben und mit ihnen leben. Schon bei den Bewerbungsgesprächen achte ich sehr darauf welchen Sinn und welche Ziele hinter der Bewerbung stecken. Unsere Agentur hat auch die inneren Werte, dass wir ein Team haben, wo die Menschen ihren Job lieben und mit Leidenschaft in den Alltag gehen. Gemeinsam ist es uns allen sehr bedeutend eine gute Zeit zu haben und, dass das Leben nicht erst am Freitag Nachmittag los geht.
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