NUI – Natural User Interface ist nach GUI – Graphical User Interface der nächste Schritt in Richtung besser verständlichere Bedienungsoberflächen, mit einem intuitiven Kern. Worin der gravierende Unterschied zwischen herkömmlichen Bedienungskonzepten besteht, beschreibe ich in diesem Blogbeitrag.
Ein kurzer Rückblick
Wenn man so rückblickt können wir auf unsere technischen Errungenschaften – die dem Menschen das leben leichter machen sollen – schon recht stolz sein. Im Zeitalter der Technik haben wir Unmengen an solchen technischen Helferleins entwickelt. Allen voran der sogenannte Computer, welcher hervorragend, je nach User 😉 Daten verarbeiten kann. Wollten wir früher eigentlich mit dem Computer „nur“ Zahlen verarbeiten, so steckt heute ein kleiner Rechner in so vielen Dingen des Alltags. Von der Waschmaschine, über das Telefon bis zum Auto, einfach überall. Aber bei dieser Entwicklung gab es immer eine klitzekleine Hürde zu überwinden, nämlich die Schnittstelle zwischen dem Rechner und dem Menschen, der sie bedienen wird. Ich würde sogar von einem ewigen Wettrennen reden, zwischen den Entwicklern oder Mathematikern etc, und dem User Homo sapiens, der die Komplexität und besonders die verschiedenen Möglichkeiten, dann auch verstehen soll, nämlich vom Kind bis zur Großmutter.
Die Köpfe der Produktentwickler rauchen und rauchen (oder oft augenscheinlich wohl nicht) wie man Bedienkonzepte der komplexen Geräte/Anwendungen näher und einfacher an den Verbraucher bringen kann. 100seitige Bedienungsanleitungen kommen ins Spiel, die meistens „sehr qualitativ“ übersetzt sind, wie wir alle wissen. Die Handbücher müssen weg, Technik soll doch Spaß machen. Mittlerweile hat sich zwar recht viel getan, die großen Meilensteine in den letzten Jahren waren zum Beispiel das iPhone (Touchscreens) und nach meinen Beobachtungen die WII (Gestensteuerung). Senioren zum Beispiel erfassen die Konzepte schnell und können intuitiv die Software bedienen. Dennoch sind wir erst am Anfang von neuen und natürlichen Interaktionsprinzipien.
Die Entwicklung
Wenn wir uns nun – zur besseren Veranschaulichung – wieder auf den Personal Computer reduzieren, so ist die Hauptschnittstelle bekanntlich ein Sichtgerät (der Monitor) und diverse Eingabegeräte (Tastatur, Maus) und das großflächig, bis heute. Früher gab es ja nicht mal eine grafische Oberfläche (GUI) sondern nur ein sog. CLI – Command Line Interface. Bedeutet: Eingabe von text- oder zahlenbasierten Zeichen und danach eine Antwort vom Rechner, alles linear und trocken. Der nächste Schritt, Bill Gates: Windows. Was für eine Errungenschaft. Durch den Einzug des Desktopprinzips innerhalb der Betriebssysteme war eine grafische Gestaltung der Oberflächen möglich. Somit konnte der Rechner in viele Lebensbereiche dringen. Textverarbeitung, Tabellen, Grafikprogramme, dies gehört heute alles zu unserem Alltag. Interaktive Systeme haben daher eine besondere und tolle Gestaltung erreicht und die dazugehörige Usability ist am Vormarsch.
Der Wandel von GUI zu NUI
Bei Layouts oder Bedienkonzepten war eine Zeitlang die Phrase „Look & Feel“ modern und in aller Munde. Den Look haben wir ja gerade besprochen, aber bei NUI – Natural User Interface geht es besonders um das Feel. Das natürliche Gefühl, welches mir die Applikation vermittelt. Der User soll sofort und intuitiv erkennen was er mit der Oberfläche alles anstellen kann, am besten ohne Stirnrunzeln und noch besser ohne jegliche Bedienungsanleitung. Beim Konzept von grafischen Oberflächen wird es immer wichtiger natürliche Nutzungsverhalten mit einzubeziehen. Irgendwie wird es dreidimensionaler, was klassiche Entwurfsmöglichkeiten wie ein Mockup in den Hintergrund drängen. Jetzt könnte man eigentlich von User Experience sprechen, aber NUIs haben einen wesentlichen Unterschied. Virtuelle Elemente der Oberfläche sollen sich wie natürliche, dem User bekannte Dinge verhalten und nicht nur einfach benutzerfreundlich sein. NUI bedeutet gelernte Handlungsmuster aus dem Alltag in die Applikationen zu übernehmen. Intuiton ist das wichtigste Stichwort in diesem Zusammenhang.
NUI & Webdesign
Ebenso in unserem Bereich haben Webseiten einen Wandel, von reiner oberflächlicher Funktionalität, zu richtigen Applikationen erlebt. Mittlerweile spreche ich gerne von Informationsdesign, denn die Herausforderung ist eigentlich die Informationen richtig anzuordnen und in einen ordentlichen Kontext zu bringen. Damit es Spass macht gehört ein frisches Design dazu. Doch wo kommt jetzt das Thema NUI ins Spiel? Mit einem ordentlich überlegten NUI kommt zum tollen Design die Überlegung hinzu, wie die Nutzer in dem angebotenen Kontext agieren. Das neue Webseitenlayout wird mit subtilen Bewegungen und Anordnungen angereichert. Wichtige Bedienelemente oder Objekte bewegen sich passend, damit die Orientierung viel leichter fällt. Durch diesen zusätzlichen Kontext ist der Inhalt leichter fassbar. Inhalte tauchen immer nur dann auf wenn sie relevant sind und im richtigen Kontext stehen. Subtile Bewegungen und Anordnungen zeigen dem User die Möglichkeiten. Das kann zum Beispiel ein Slider sein, wo sich andere Designelemente beim Fokussieren zurückziehen. Also einfach gesagt, sinnvolle Bewegung ( kein Flash) kommt ins Spiel. Genau dies wird und ist mit HTML5 und CSS3 wunderbar möglich.
Bei unserem frischen Projekt „cheeremup“ http://cheeremup.at/ haben wir ein NUI miteinbezogen. Die Football Helme wackeln, damit der User weiß, dass er hier interagieren kann und die Helme im Wettbewerb/Kampf stehen. Wenn man mit der Maus darüber fährt verstärlt sich die Wackelbewegung zusätzlich, ohne zu aufdringlich zu sein. Die Lasche oben im Header kennt man aus dem Alltag (Jalousien zum Beispiel, das natürliche Gefühl etwas herunter ziehen zu können). Die Wall erzeugt das Gefühl hier gehts um Punkte, so gibt es viele NUI Elemente in unserem Designkonzept.
Die Zukunft
War es bisher wichtig benutzerfreundliche Interfaces zu gestalten (Usability) so kommt nun der nächste Schritt hinzu. Relevanz und natürliche, intuitive Handlungsweisen sollten bei der Bedienung miteinbezogen werden. Hier sind klarerweise Touchscreens ein tolles Beispiel ( Gesten), aber auch bei Webkonzepten sollte ein natürlicher Handlungsstrang wichtig sein. Überflüssige Designelemente spielen keine Rolle mehr, sinnvolle und relevante Bewegung und Darstellung innerhalb des Kontexts sind die Zukunft! Der User soll sich gut aufgehoben fühlen, das Informationsdesign kann mit subtilen Bewegungen unterstrichen werden, gewohnte Elemente aus dem alltäglichen Leben in Designobjekte umwandeln und schon ist man einem NUI sehr nahe. Da kommt uns HTML5 und CSS3 gerade recht 😉 Wir freuen uns auf eine intutive Zukunft mit Natural User Interfaces!
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