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Wie definiert man Behinderung?

Ich habe am Wochenende in meiner Diplomarbeit mit dem Kapitel „Wie definiert man Behinderung?“ auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass es ein sehr schwer zu erfassender Begriff ist. Hier meine Herangehensweise:

Ab wann ist ein Mensch behindert?

Das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz definiert Behinderung in § 3 folgendermaßen: „Behinderung im Sinne dieses Bundesgesetzes ist die Auswirkung einer nicht nur vorübergehenden körperlichen, geistigen oder psychischen Funktionsbeeinträchtigung oder Beeinträchtigung der Sinnesfunktionen, die geeignet ist, die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu erschweren. Als nicht nur vorübergehend gilt ein Zeitraum von mehr als voraussichtlich sechs Monaten.“

Diese Definition geht meiner Meinung nach von einem Individuellen Modell von Behinderung aus. Dieses Modell aus den Disability Studies besagt, dass hier Experten definieren, was die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung sind. Dadurch kommen beeinträchtigte Menschen in eine Abhängigkeitssituation, es wird über sie entschieden, anstatt sie entscheiden zu lassen und sie müssen von der Wohltätigkeit anderer Leben. Sie haben sich mit ihrem persönlichen Schicksal abzufinden und sollen das Beste daraus machen. Bei dieser Sichtweise ist keine Politik notwendig, welche die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von Menschen mit Behinderung fördert. (vgl. Mercer, Barnes, Shakespear 2003)

Das Soziale Modell von Behinderung hingegen konzentriert sich auf externe Ursachen, die Menschen mit Beeinträchtigungen behindern und nicht auf individuelle Anpassung und Rehabilitation. Hier behindert die Gesellschaft einzelne Menschen. Abhilfe kann hier sehr wohl über gesellschaftlichen Wandel und politische Intervention geschaffen werden. (vgl. Mercer, Barnes, Shakespear 2003) Laut Nicholas Watson ist Behinderung: „a structural issue, and, by removing disabling structures, disability itself can be eliminated.“ (Watson 2003)

Nicholas Watson schreibt: „People who are disabled are portrayed as tragic victims of some unfortunate accident or disease, as people who do not function normally. This has a number of implications. First, non-disabled people’s perceptions of disability are based on stereotypic beliefs about dependency and helplessness. This can result in the creation of a barrier induced by a fear of contamination, of physical or psychic damage.” (Watson 2003) Dies bedeutet meiner Meinung nach, dass Menschen mit Behinderung von der Gesellschaft als hilflos und von anderen abhängig gesehen werden. Dies erklärt für mich, warum Barrierefreiheit im Internet erst langsam zu einem Standard wird, da für die Gesellschaft bisher der Gedanke an selbstständig im Internet agierende beeinträchtige Menschen nicht vorhanden war bzw. teilweise noch immer nicht ist.

Barrierefreiheit im Internet steht für mich durchaus im Zusammenhang mit dem sozialen Modell von Behinderung, da hier die Gesellschaft Menschen mit Beeinträchtigungen behindert. Dieses Modell ist aber durchaus umstritten, da es oftmals zu kurz greift. (Watson 2003) Wichtiger als die Konzentration auf Barrieren scheint laut Watson, die Entwicklung einer Identität durch die Gemeinschaft von Menschen mit Behinderung. (Watson 2003) „As recent developments in the gay, black and womens’s movements show, identity can become the basis for a political movement.“ (Watson 2003) Dies bedeutet also, dass politisches Handeln, um Interessen durchzusetzen, wie zum Beispiel Barrierefreiheit im Internet, Identität als Menschen mit Behinderung voraussetzt und dass diese von der Gesellschaft auch wahrgenommen wird.

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Susanne

Meine Rolle bei Liechtenecker: Ideen-Generator, ist auf diversen Konferenz-Bühnen anzutreffen, bereichert unser Lab mit psychologischem Know-how Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: psychologische Forscherin im Bereich Bildung und Kinderentwicklung Mein Herz schlägt für: Meine Familie, Yoga, mit meinem Baby durchs Badezimmer tanzen

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