Der große Hype um die Werbemöglichkeiten in Social Communities macht neugierig und rückt daher mittlerweile auch ins Blickfeld der Marketingabteilungen. Die Frage die sich mir gestellt hat ist: Wie sehen diese Werbemöglichkeiten aus? Am Beispiel der im Trend liegenden Community Facebook hab ich die dort angebotenen Optionen unter die Lupe genommen.
Facebook-Ads
In dieser von Facebook angebotenen Werbevariante finden sich bekannte Advertisal-Möglichkeiten. Diese fungieren nach dem Behavioral Targeting Prinzip. Neben den Profilen (meist links, teilweise auch innerhalb) können sogenannte Flyer geschalten werden.
Das sind eigentlich klassische Online-Werbeformen die aber auf das jeweilige Userprofil und dessen Klickverhalten zugeschnitten sind. Das sogenannte Behavioral Targeting kennen viele Amazonbenützer. Dort gibt es schon lange die zum Klickverhalten passenden Kaufempfehlungen. Als Zielgruppe können in Facebook innerhalb der Kampagne Alter, Geschlecht, Wohnort und Interessen bestimmt werden. Die User kommentieren, bedienen Widgets und Anwendungen, laden Bilder hoch und haben vorallen Dingen bei deren Profil heikle Daten wie z.Bsp.: die politische Ausrichtung angegeben. Damit wird ein auf die Kampagne passendes Zielgruppenprofil erstellt. Bei diesen passenden Usern sollten dann die Werbeeinblendungen erscheinen. Wieviel Qualität die dahinter liegenden Techniken und Algorithmen haben ist in Frage gestellt. Warum bekomme ich neben meinem Profil eigentlich eine Werbeschaltung für Enthaarungscreme oder für dänische Immobilien in dänischer Sprache?
Wie wir alle wissen sind diese Werbeformen derzeit am abflauen, die Klickraten bieten gegenüber den Kosten keinen passenden Return of Investment.
Datenschutz
Mit dieser umfeldorientierten Werbeform geraten die Communites ins Visier der Datenschützer. In der EU prüft gerade die „Artikel 29 Datenschutzgruppe“ ob alles mit rechten Dingen bei diesen Onlinwerbeangeboten in Communities zu geht. Facebook bietet nämlich die Möglichkeit eines sogenannten „Beacons“. Das ist ein kleines Skript, das in die Webseiten der Werbepartner von Facebook eingefügt wird. Das Verhalten der User auf den Partnerseiten wird an die Community übermittelt. Meine Facebook-Freunde werden dann eventuell in ihrem Profil mit einer Nachricht über meine Aktivitäten auf beispielsweise Amazon informiert: „Jürgen hat gerade eine CD von ISAN gekauft“, natürlich mit passenden Link, damit auch gleich selbst geshoppt werden kann. Aber eins ist klar: Jedem Profilbesitzer muss bewusst sein, daß die Daten von Dritten weiterverwendet werden. Dies ist in den Datenschutzrichtlinien von Facebook zu lesen.
Facebook-Seite
Eine interessantere und kostenfreie Werbeform ist das Erstellen einer Facebook-Seite. Man erstellt eine individuell anpassbare Fan-Seite mit Bildern, Videos, Rezensionen, auf der sich die Profilbesitzer als Fans beteiligen können. Dabei muß man natürlich selber in Facebook aktiv sein. Die Seite qualitativ zu verbreiten setzt viele Freunde und aktive Kommunikation voraus. Eine Kombination mit den Facebook-Ads wäre natürlich perfekt, aber wer hat schon das passende Budget. Trotzdem finde ich die Facebook-Seite eine gute Variante solange man sich um eine entsprechende Verbreitung kümmert.
Facebook-Umfragen
Eine Umfrage in Facebook ist analog zur Seite recht einfach erstellt. Die Umfrage taucht dann umgehend in den News der Freund-Profile auf, um gleich beantwortet werden zu können.
Facebook-Programme
Jetzt wirds interessant. Die Schnittstelle für unter anderem interaktive Werbemöglichkeiten wurde letztes Jahr für externe Programmierer freigeschalten. Somit steht es jedem frei kleine Applikationen zur Integration in ein Profil zu programmieren. Damit ist Facebook die 1. Social Plattform, die diese Möglichkeit anbietet. Diese Facebook-Anwendungen können in das jeweilige Profil eingebettet werden und bieten wiederum interaktive Vernetzungsmöglichkeiten, für Unternehmen mit dem passenden Werbepotential. Den Entwicklern steht eine umfangreiche Dokumentation zur Verfügung. Damit lassen sich alle möglichen sinnvollen wie aber auch weniger nützlichen Programme erstellen. Einer der 1. bekannten Werber war, wie solls auch anders sein: Amazon. Mit den Programmen Amazon Giver und Amazon Grapevine ist es damit möglich seinen Kontakten die neuesten Amazonaktivitäten zu präsentieren. Mit Amazon Giver veröffentlicht der User seine Amazon Wunschliste, somit könnte ein spendender Social Network Freund in die Tasche greifen und ein Buch oder eine CD locker machen. Direkt über das Widget lässt sich der Einkauf tätigen.
Aktuelles Beispiel
Ein interessantes aktuelles Beispiel liefert das US-Getränk Vitamin Water. Das bunte Wasser, in den verschiedensten Geschmacksrichtungen und Farben erhältlich, hat folgende Aktivitäten in Facebook gestartet.
Ein Profil
Ein Seite
Veranstaltungen
Programm
Innerhalb des Programmes „Top Friends“ können die Facebook User virtuelle Präsentationen von neuen Vitaminwater-Flaschen untereinander versenden. Laut Wallstreet Journal sind in 8 Tagen bereits 10 Millionen solcher Flaschen versendet worden, also wie man sieht, es kann funktionieren.
Fazit
Bei aller Euphorie ist nicht zu vergessen, daß eine Übersättigung dieser Werbeoptionen sehr bald da sein wird. Wir sprechen dauernd vom Mehrwert für den User, der auch im Entscheidungsprozess im Vordergrund stehen sollte. Der Facebook-Besucher benützt das Service nach wie vor in erster Linie zum Netzwerken und Kommunizieren. Bitte mit Samthandschuhen einsetzen, da Communities dadurch schnell zu einer reinen Werbeplattform werden, wodurch die User sich allmählich verabschieden. Und eine Community lebt nun Mal von seinen Usern, nicht von den Werbepartnern. Derzeit wirkt Facebook noch sehr übersichtlich und aufgeräumt, was die Nutzung sehr angenehm macht. Man wird nicht von Werbung erschlagen. Dennoch können solche Programme Spass machen und interessante Network-Features bieten.
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