Hast du auch schon Leute über diese UX sprechen hören aber nie verstanden, was das ist? Ich möchte dir in diesem Artikel ganz verständlich und prägnant UX (Design) erklären. Ich gehe darauf ein, wie es sich zu anderen kreativen und technischen Feldern verhält und was es eigentlich nicht ist. Sprich: Woher weiß ich, dass mein Projekt UX braucht und was können UX Designer alles?
Wofür steht UX?
User Experience. Manchmal spricht man auch von UX/UI Design, also User Experience & User Interface Design. Ein „Interface“ ist beispielsweise der Screen eines Smartphones, Tablets oder Computers.
“Der Download einer App, der Anruf bei einer Hotline und sogar das Kaufen eines Brokkolis – alles ist eine User Experience.”
Was genau ist eine Experience?
Laut Wikipedia (sorry, I know!) ist UX zu Deutsch „Nutzererfahrung, besser Nutzererlebnis oder Nutzungserlebnis“. Wir sprechen hier also von der gesamten Erfahrung eines Menschen „bei der Interaktion mit einem Produkt, Dienst, einer Umgebung oder Einrichtung“.
What? Interaktion? Das Gegenteil davon wäre wohl passives Wahrnehmen. Alles, wobei wir aktiv werden wie der Download einer App, der Anruf bei einer Hotline und sogar das Kaufen eines Brokkolis – alles ist eine User Experience. Obwohl so eine Experience nicht nur digital stattfindet, meint UX Design heute die Gestaltung und Verbesserung von digitalen Produkten und Services.
Aha, und was machen UX Designer denn so?
Reine UX Designer sorgen dafür, dass digitale Services verlässlich, nützlich und intuitiv sind. Dass sie also gut zu benutzen sind. Da gehört sehr viel Brainstorming, analytisches Denken sowie Forschung dazu. UX Designer erstellen Journey Maps, Story Boards und Flow Maps, um die gesamte „User Journey“ vor, während und nach der Nutzung optimal zu gestalten. Eine User Journey umfasst alle Schritte eines Online-Nutzers auf dem Weg zu seinem Ziel.
UI/UX bzw. nur UI Designer beschäftigen sich hingegen damit, dass interaktive Anwendungen gut aussehen. Bis ins kleinste Detail werden Buttons, Texte, Listen, Navigationen, Farben, Icons und Dropdowns designed und in einem Style Guide festgehalten. Der Look soll in Millisekunden die richtige Stimmung der Marke/des Services transportieren.
Wichtig ist, dass man kaum eine gute UI-Designerin sein kann, ohne Ahnung von UX zu haben – oftmals ist es deswegen die gleiche Person, die beides macht.
Ist UX denn wichtig?
Absolut! Auch du hattest sicher schon einmal frustrierende Momente online. Marion schrieb vor ein paar Jahren darüber, was sie bei der Online Shopping UX frustriert und dass sie sich mehr Transparenz, Erleichterung, Orientierung und ein Hochgefühl wünscht – z.B. wenn man erst beim Bezahlen der Waren zum österreichischen Online-Shop weitergeleitet wird, und die Hälfte der Artikel dann nicht mehr verfügbar sind.
UX Designer erleichtern Menschen das Leben und sorgen dafür, dass Unternehmen mit ihren Produkten und Services erfolgreich sind. Dafür ist es zwingend notwendig, die Bedürfnisse und Ziele der Menschen zu kennen. Diese Denkrichtung nennt sich Human-Centered Design und ist heutzutage die einzig richtige Art, neue Produkte & Dienstleistungen anzubieten. Meiner Meinung nach. Darüber haben wir auch vor Kurzem in unserem Podcast gesprochen.
UX = Grafikdesign?
Nein! Jürgen hat schon 2012 geschrieben „Warum Grafikdesigner keine User Interface Designer sind“. Grafikdesigner beschäftigen sich hauptsächlich mit Print-Produkten, die eher statischer Natur sind. Plakate, Bücher, Folder kann man anschauen, lesen, darauf schreiben. Eine Rückmeldung kommt von diesen aber nie zurück.
Das Web ist dagegen nicht statisch, sondern ermöglicht es uns, damit zu interagieren – so wie mit einem Computerprogramm. Anstatt also das Web zu „lesen“, können wir damit aktiv werden, Dinge eingeben, hochladen, teilen, kreieren, ausfüllen, bewegen.
Noch zu Beginn des Webs wurden Webseiten wie statische Printprodukte behandelt. Sie waren nur eine weitere Möglichkeit, um Text mit Bildern durchzulesen und anzuschauen. Heute ist das Web ein interaktives System. Ein UX Designer sorgt dafür, dass alle Interaktionen, die Informationsarchitektur, die ganze User Journey angenehm sind, Sinn machen und benutzerfreundlich sind.
“UX Designer sind die Architekten des Internets.”
UX = lediglich Design?
Nope. Wie bereits oben beschrieben, sollen heute wirklich nützliche, sinnvolle und relevante Dienste geschaffen werden, die nicht nur schön aussehen. Alltägliche Transaktionen sollen ohne viel Aufwand, Zeit oder Expertenwissen bewältigt werden. Flugtickets buchen, eine Online-Überweisung machen, einen Kalender nutzen, Freunden schreiben oder online einkaufen – wir erwarten, dass das alles benutzerfreundlich abläuft.
Einerseits, weil das einfach super ist und unser Leben schöner macht. Andererseits, weil es aus Unternehmenssicht riskant ist, NICHT benutzerfreundlich zu sein. Sobald ein Nutzer spürt, dass ein Service nicht intuitiv ist, sucht er/sie online einfach nach einem besseren Anbieter.
Der Oma UX erklären
Wie erkläre ich das meiner Oma? Diese Frage stelle ich mir ziemlich häufig, um komplexe moderne Konzepte auf eine verständliche Ebene zu bringen. Meine liebste Metapher dafür ist der Hausbau.
Bevor ein Haus tatsächlich gebaut wird, muss es vorher geplant werden – z.B. von einem Architekten.
Folgende Fragen sind zu klären:
- Zu welchem Zweck wird dieses Haus gebaut?
- Ist das ein Wohnhaus, ein Fabrikgebäude, ein Kindergarten oder Einkaufszentrum?
- Welche Art von Menschen werden dieses Haus benutzen?
- Welches Budget steht dafür zur Verfügung?
- Welche Tätigkeiten sollen Menschen in diesem Haus ausüben können?
Erst wenn diese Fragen geklärt sind, kann entschieden werden, wie viele Stockwerke, Fenster, Türen und Toiletten (und viele mehr Details) das Haus haben sollte. Dies passiert in Absprache mit Bauarchitekten (im Web: Programmierer) und vielen weiteren Spezialisten (z.B. Projektmanagern).
Erst nachdem alle diese Entscheidungen gefallen sind und das Grundgerüst steht, geht es an die Details wie Bodenbelag, Wandfarbe und Fenster. Und erst dann (!) richtet man das Haus mit Möbeln und Dekoration ein.
Architekten konzipieren also das Gebäude, erstellen Pläne und Entwürfe, die sie dann an die Bauspezialisten weiterleiten. Sie kommunizieren mit dem Auftraggeber und wissen, was die Einkaufenden/Kindergartenkinder/Bewohner brauchen. Dieses Wissen schöpfen sie übrigens aus ihrer Erfahrung, aber auch Studien und Gesprächen mit der Zielgruppe.
UX Designer sind die Architekten des Internets. Sie entscheiden nicht nur über Farben, Typografie und Icons von digitalen Interfaces, sondern auch darüber welche Art von Anwendung am besten passen würde, welche Seite auf welche folgt (Informationsarchitektur), welche Aktivitäten man setzen kann (Interaction Design), wie der Kunde bei der Erreichung seines Ziels unterstützt werden kann, was aktuelle Pain Points sind, wie man die umgehen kann und so vieles mehr.
UX = nur Button-Animation?
Wäre UX eine Disziplin, die sich nur mit Buttonanimationen beschäftigt, würden wir in etwa zehn andere wichtige Schritte überspringen. So als würde man anfangen, ein Haus um ein Sofa herum zu bauen.
Bevor ich entscheide, wie ein Button animiert wird (und ob überhaupt), mache ich mir Gedanken darüber
- wie der Button aussieht
- was auf ihm steht
- bei was der Button dem Menschen auf der Seite helfen soll
- ob man überhaupt einen Button braucht, oder vielleicht lieber etwas anderes
- was der Zweck und Sinn der App/Seite ist
- wobei Menschen hier unterstützt werden sollen
- uvm.
Was kann ein UX/UI Designer also alles erledigen?
Viele Stunden unserer Arbeit als UX Designer vergehen beim Konzipieren von Websites, Services und Apps. Dabei werden anfangs mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet. UX Design ist eine sehr wissenschaftlich ausgelegte Disziplin, die mit Daten arbeitet. Der Designprozess einer komplexen App, Seite oder eines Services könnte so aussehen:
- Briefing beim Kunden: Das Unternehmensziel wird geklärt
- Interviews, Fokusgruppen, Umfragen mit der Zielgruppe
- Requirement Gathering: Was sind die Ziele der Nutzer? Wie erreichen sie dieses Ziel jetzt? Welche Hindernisse gibt es dabei zu bewältigen? Was sind Pain Points?
- Design Thinking Workshop: Gemeinsam mit dem Auftraggeber und Kunden wird herausgefunden, was kreiiert werden soll
- User Journey: Darunter fallen alle Überlegungen dazu, wie ein Kunde mit einem Produkt interagiert, vom ersten bis zum letzten Kontakt
- Designkonzept. Verschiedene Alternativen werden skizziert, gesammelt, konzipiert und als Wireframe (Schwarz-weiß Design) gestaltet
- Prototyping. Ein Klick-Prototyp des Designs wird entworfen, der das fertige Produkt zeigt.
- User Testing. Der Prototyp wird mit Nutzern getestet, um sicher zu stellen, dass es ihnen wirklich dabei hilft, ihre Ziele erreichen. Außerdem wird forciert, dass das Ziel effektiv, effizient und zufriedenstellend erreicht wird.
- Evaluierung: Evtl. Anpassungen am Design werden vorgenommen.
- Design & Testing: Die Schritte werden wiederholt, bis das Design laut User Tests wirklich benutzerfreundlich und sinnvoll ist
- UI Kit: UI Elemente wie Buttons, Formulare etc. werden gestaltet und in einem UI Kit festgehalten
- Übergabe an Programmierer: Idealerweise bleibt man schon während des ganzes Prozesses mit dem Development-Team in Absprache. Spätestens nach dem letzten Testing wird das Design für die Umsetzung übergeben.
Mehr dazu könnt ihr auch unter dem Begriff „Service Design“ in Blumi’s Artikel nachlesen.
Also diese UX ist…
die Gestaltung von interaktiven Services & Produkten, sodass diese „human-centered“ sind, also verlässlich, nützlich, intuitiv und begeisternd. UX/UI Designer durchdenken den gesamten Prozess – vor, während und nach der Nutzung und in enger Zusammenarbeit mit Developern und Projektmanagern. Angefangen beim Brainstorming und Konzept bis hin zum benutzerfreundlichen und ästhetischen Design.
Ich könnte noch ewig darüber schreiben, aber ich denke das reicht für’s Erste! Ich hoffe, du verstehst nun etwas besser, was UX ist. Falls du Fragen, Anmerkungen oder Ergänzungen hast, freue ich mich sehr über einen Kommentar!
Und jetzt raus mit dir, ein paar neue Experiences sammeln 😉
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