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Warum ich den UEQ nicht (mehr) mag…

UX Design messbar und belegbar erfolgreich umsetzen, ja bitte! Durch den UEQ Risiko laufen, dass User:innen vor lauter Frustration das Handtuch werfen und die Ergebnisse verfälschen, nein danke! Meinen ehrlichen Konflikt mit dem User Experience Questionnaire (UEQ) trage ich in diesem Blogbeitrag aus. Round 1, ding ding ding.

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Nina streicht auf einer Wand UEQ ist cool durch. UX Methoden. Warum ich den UEW nicht (mehr) mag.

Die große Hoffnung: Endlich UX messbar machen

Wir sind als UX-Design-Studio laufend auf der Suche nach gut getesteten, wissenschaftlich fundierten Methoden, um unsere Arbeit messbar zu machen. Denn UX ohne messbare KPIs ist keine wirkliche UX. Ohne belastbare Daten bleibt alles nur Bauchgefühl, und das wird unseren Ansprüchen in der Praxis schlicht nicht gerecht.

In diesem Prozess sind wir vor einiger Zeit auf den User Experience Questionnaire – kurz UEQ – gestoßen. Endlich UX "objektiv" messen. Endlich Ergebnisse vergleichen. Endlich etwas, das wir stolz vor Kund:innen präsentieren können. Hurra!

 

Was ist der UEQ überhaupt?

Der UEQ ist ein standardisierter Fragebogen, der entwickelt wurde, um die User Experience digitaler Produkte quantitativ zu messen. Nutzer:innen bewerten auf einer Likert-Skala insgesamt 26 Adjektive. In der Auswertung ergeben sich daraus sechs zusammengefasste Dimensionen wie Attraktivität, Effizienz oder Stimulation.

Sprich: Wir können durch die Auswertung sagen, ob User:innen ein digitales Produkt als attraktiv, effizient, durchschaubar, verlässlich, stimulierend und originell wahrnehmen.

Das klingt erstmal toll. Aber da beginnen die Probleme. Schauen wir uns für ein besseres Verständnis mal die Liste der Adjektive eines UEQ an. Dabei denken wir an eine Website oder ein digitales Produkt, das wir zuletzt verwendet haben, und versuchen, dieses damit zu bewerten.

Los geht’s.
 

Die 26 Skalen des UEQ.
Die 26 Skalen des UEQ.

 

Ein Beispiel aus der Praxis - UEQ vs. me

Vor kurzem habe ich selbst bei einem User Testing als Probandin mitgemacht. Ich sollte bestimmte Aufgaben lösen und anschließend Fragen dazu beantworten. Das war spannend, hat Spaß gemacht und war richtig gut vorbereitet.

Doch danach legte man mir einen ausgedruckten UEQ vor. "Zum Abschluss bitte noch das hier ausfüllen. Nimm dir ruhig Zeit."

Ich überlege: Je länger ich warte, desto weniger werde ich mich erinnern. Also fange ich gleich an.

Vorbei war der Spaß. Plötzlich sitze ich da und kämpfe mich durch Adjektivpaare wie "sicher vs. unsicher", "spannend vs. langweilig". Bei vielen denke ich mir nur: "Ich hab doch keine Ahnung, was ich da jetzt nehmen soll?"

Gegen Ende bin ich einfach nur noch genervt. Ich kreuze irgendwas an, Hauptsache es ist vorbei.

 

 

Und das soll jetzt eine wissenschaftlich fundierte Messung sein? Ich war überrascht, wie schnell ich als Nutzerin aus dem Flow, aus der Reflexion und aus der Motivation gerissen wurde.

Warum ich den UEQ unpraktisch finde

1. Kontext ist alles

Ein und derselbe UEQ-Score kann aus völlig unterschiedlichen Gründen entstehen. Vielleicht fanden Nutzer:innen die Seite schön, aber haben nicht gefunden, was sie gesucht haben. Vielleicht war sie funktional, aber visuell abschreckend. Der Score sagt dir das nicht.

Der UEQ gibt dir keine Antwort auf die zentrale Frage: Warum empfinden Nutzer:innen etwas so? Was hätte besser funktioniert? Welche alternativen Erwartungen hatten sie?

2. Falsche Sicherheit durch Zahlen

Ein hoher Score suggeriert: "Alles ist super." Doch UX ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Der Score hält uns davon ab, weiterzufragen, weiterzudenken, weiter zu iterieren.

Und wenn der Score erst mal passt, wird es sicher schwieriger zu argumentieren, warum jetzt doch noch UX-Arbeit getan werden müsste.

3. Komplexe Auswertung

Is it just me oder ist die Auswertung ein Kampf, den man nur verlieren kann? Ich arbeite schon so sehr ungern mit Excel, aber beim Öffnen des Auswertungs-Sheets möchte ich am liebsten meinen Laptop zuklappen und meiner Karriere als UX-Researcherin den Rücken zukehren. #nottobedramatic

4. Extreme Länge

Der UEQ ist extrem lang. Und weil er nur aus Single-Choice Fragen besteht, wird er zu einem stoischen Abarbeiten von Adjektiven, ohne dass sich die Nutzer:innen wirklich damit beschäftigen, was sie hier gerade tun. Das kann zu der sogenannten “Survey Fatigue” führen.

5. Komplexität und Zuordenbarkeit

Habt ihr euch schon einmal ein digitales Produkt angesehen und euch gedacht: “Wow, diese Website ist sehr erwartungskonform.” Oder: “Diese App finde ich sehr pragmatisch!”

Ich auch nicht. Wieso sollten wir dann unsere Nutzer:innen dazu zwingen, uns mit Adjektiven zu bewerten, die sie weder nutzen noch in den Kontext ihrer Nutzung setzen können?

Vor allem wenn wir nicht vor Ort mit ihnen sind, um zu hinterfragen, ob sie verstanden haben, was sie hier tun sollen.

 

How To UEQ

Der UEQ ist nicht per se nutzlos. Entscheidend ist, wie und wann man ihn einsetzt. Statt ihn einfach standardmäßig anzuhängen, lohnt sich ein bewusster Umgang. Hier ein paar Tipps, wie du sinnvoller damit arbeiten kannst:

  • Lass Nutzer:innen den UEQ nicht alleine ausfüllen. Kläre vorher das Ziel und gib Beispiele. Lass User:innen Fragen stellen.
  • Kombiniere quantitative mit qualitativer Forschung für kontextreiche Ergebnisse.
  • Wenn du den UEQ nutzt, setze ihn ergänzend ein, nicht als alleiniges Instrument.
  • Wenn UEQ, dann kurz: Der UEQ Short (nur 8 Adjektive) kann eine pragmatische Alternative sein.

 

Alternativen zum UEQ

Es muss nicht immer der UEQ sein. Hier ein paar Alternativen, die je nach Kontext besser passen können:

  • Task-related Questions: Z. B. „Was war für dich bei der Produktsuche besonders einfach oder schwierig?“ oder „Gab es Momente, in denen du nicht wusstest, wie du weitermachen sollst?“ Diese Fragen sind präziser formuliert und können ideal in den Kontext eines User Testings gesetzt werden.
  • INUIT Questionnaire: Weniger abstrakt, stärker auf den tatsächlichen Nutzungskontext ausgerichtet. We like!
  • Single Ease Question (SEQ) sind die Go-To Möglichkeit für schnelle Ergebnisse. “Wie einfach oder schwierig war es für dich, die Öffnungszeiten auf unserer Website zu finden?” (Skala von 1 = sehr schwierig bis 7 = sehr einfach)
  • Custom UX Surveys: Eigene Fragebögen, zugeschnitten auf Projektziele, Personas oder spezifische Touchpoints. Individuelle Fragen für individuelle Ergebnisse.

     

I love UE(Q) still…?

Hast du in der Praxis den UEQ schon einmal erfolgreich eingesetzt? Hast du Tipps oder Gegenargumente, um mich wieder in den UEQ Fanclub zu holen?

Dann schreib mir gerne eine Mail an n.filip@liechtenecker.at oder kontaktiere mich direkt auf LinkedIn. Ich freue mich auf den Austausch!

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Nina Filip

Meine Rolle bei Liechtenecker: Account Managerin Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Dog-Sitterin Mein Herz schlägt für: die Berge, das Meer und ganz viel Sonnenschein

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