Letzte Woche hatte ich mein zweijähriges Liechtenecker-Jubiläum. Gut, zwei Jahre sind nicht wahnsinnig lang, und ja, es gibt natürlich auch Kollegen, die schon viel länger dabei sind, aber nichts desto trotz finde ich es immer wieder spannend, Jahrestage zu nutzen um auch mal wieder einen Blick zurück zu werfen. Wie haben wir uns verändert? Was waren die Konstanten? Woraus haben wir am meisten gelernt und welche waren wohl die besten Entscheidungen? Das hier soll jetzt keine historische Aufarbeitung der letzten 2 (wilden) Jahre werden (wenngleich das wohl spannend wäre), sondern ein kleiner Rückblick auf meine ganz persönlichen zwei Liechtenecker-Jahre.
Firma? Agentur? Studio? Lab?
Jänner 2016 – da war eben erst der Relaunch von liechtenecker.at raus und in alle Welt verkündet worden: Wir sind keine Agentur mehr, wir sind ein Lab und Studio. Wir wollen selbermachen. Nicht nur Webseiten, sondern mehr löten, schrauben, vernetzen, probieren und Erkenntnisse gewinnen. Und User nicht nur von Startseite zu Detailansicht lotsen, sondern das Erlebnis der User begleiten und gestalten – und das nicht mit Kunden für die wir arbeiten, sondern mit Partnern mit denen wir arbeiten. Ich kam also in eine sich radikal im Umbruch befindende Firma, die recht hehre Ziele hatte und auch recht genau wusste, was sie nicht mehr machen will. Der Weg, wie man zu diesen Zielen kommen könnte, war jedoch nicht ganz klar und dass man nicht allem Lästigen von heute auf morgen Adieu sagen konnte, musste auch erst gelernt werden.
Nachdem der Umschwung schon begonnen hatte, kannte ich den Schmerz nicht, der in den Restart als “Lab und Studio” führte, aber das Engagement und die Motivation war beeindruckend: ein strammer Zeitplan mit einer Fülle an Eigenprojekten, die uns Expertise, Standing, PR und neue Projekte bringen sollten, wurde von uns aufgesetzt und regelmäßig aktualisiert.
Wenn man an handfesten Projekten zeigen kann wofür man brennt, dann sind Bezeichnungen wie “Agentur”, “Lab” oder “Studio” nur noch Verzierungen.
Geärgert haben wir uns schon, als dann die andern Labs aufgepoppt sind, sicherlich weil dies oftmals welche waren, die nicht unseren Anspruch an ein “Lab” erfüllten. Aber vermutlich auch, weil wir lange keine Beweise erbringen konnten, dass wir tatsächlich das sein können, was wir mit schönen Worten versprochen haben. Heute sind wir da gelassener. Wenn man mal an handfesten Projekten zeigen kann wofür man brennt und mit welcher Qualität man arbeitet, dann sind Bezeichnungen wie “Agentur”, “Lab” oder “Studio” nur noch Verzierungen.
Unser neues Büro kennt ihr ja vermutlich schon aus diesem oder diesem Beitrag, ich muss es hier trotzdem noch explizit erwähnen, weil es zu den letzten zwei Jahren einfach dazugehört. Auch wenn das alte Büro super war, das neue bietet uns Möglichkeiten, die es im alten nicht gab. Jetzt, in diesem Moment, in dem ich die Worte in die Tasten klopfe und darüber sinniere, wie ich im alten Büro meine Blogartikel geschrieben habe (nämlich meist daheim, weil mir im Büro irgendwie die Ruhe gefehlt hat), liege ich auf der Couch im Büro, kann meine Kollegen bei ihrem Termin im tisch-losen Besprechungsraum beobachten und genieße es, dass wir alle hier sind.
Das Team
… dass wir alle hier sind. Das ist so nicht ganz richtig. Nach zwei Jahren ist natürlich nicht jeder hier. Ich bin ja recht harmoniebedürftig, und finde es nach wie vor sehr schade, wenn sich Wege trennen. Früher, in der Schule, oder im Studium war klar: Man macht jetzt diese Schule, die dauert 4 Jahre. Oder dieses Studium, das dauert 3 Jahre. Dann sind alle fertig und dann kann man schauen, wie es weitergeht. Im Berufsleben gibt es nicht so dieses “wir starten jetzt alle gleichzeitig und dann ist mal für 5 Jahre klar, was Sache ist”. Das Berufsleben startet jeder zu seiner eigenen Zeit und es kann immer wieder vorkommen, dass sich plötzlich Prioritäten ändern. Es ist mir zwar ein Rätsel wie es sein kann, aber ja, manch eine/r hat entschieden, hier nicht mehr mitmachen zu wollen. Und manch eine/r wurde von firmenseite in die Welt da draußen entlassen. Sowohl das eine als auch das andere waren nie lustig, vielleicht aber notwendig. Das Team, dessen Teil ich nun selbst seit zwei Jahren bin, ist in dieser Zeit stetig stärker und selbstbewusster geworden. Und gerade, wenn sich eine Firma so stark verändert, wie Liechtenecker es getan hat, dann wäre es vermessen, dieselbe Veränderung in dieselbe Richtung mit derselben Geschwindigkeit von allen Mitarbeitern zu erwarten. Ich liebe jedenfalls dieses Team. Props an alle Liechties und Ex-Liechties <3
Die Teamfirma
Im ersten Abschnitt hab ich ja schon über “die Sache mit dem Lab” gesprochen. Also der Wandel von einer klassischen Webagentur zu einem Lab, das User sowie Kunden über diverse digitale Touchpoints hinweg länger begleitet und nicht nur umsetzt (im Sinne von: Kundenwunsch in Design und Programmierung umzusetzen) , sondern gestaltet (im Sinne von: Probleme identifizieren, Prozesse analysieren, Lösungen erschaffen und gestalten), also viel tiefer in der Entstehung von digitalen Produkten involviert ist.
Nun ja, das geht nicht, wenn nicht alle mitmachen wollen. Zumindest nicht bei uns Liechteneckers. Da wir prinzipiell eine recht flache Hierarchie haben bzw. haben wollen, mussten wir auch strukturell nachbessern. Dazu gehören natürlich, dass sich die Fachbereiche intern weiterbilden und sich up-to-date halten, ohne dass es dazu den “Druck von oben” gibt. Dazu gehört auch, dass sich alle einbringen und nicht passiv darauf warten, dass “etwas” passiert, und dazu gehört auch, dass Dinge, die uns Liechteneckers betreffen, auch von uns Liechteneckers gemacht werden. Die “Chefrolle”, die Jürgen so eigentlich nicht mehr innehaben wollte, wurde und wird so abgetragen und reduziert, sodass es den “Chef” (vor allem den “Chef nach innen”), der seine kleinen Schäfchen antreibt und dann wieder streichelt, nicht mehr braucht. Von heute auf morgen geht sowas natürlich nicht, aber die Früchte dieses Wandels sind schon längst zu spüren. So wurde beispielsweise das neue Büro vom Team eingerichtet, wir kümmern uns selbst darum, dass es Klopapier, Kaffee und Kekse gibt und Jürgen hat letztes Jahr mit Goldschwarz ein Meditations- und Achtsamkeits-Studio eröffnet. Dafür war es natürlich notwendig, dass wir in unserem täglichen Tun nicht von ihm abhängig sind und er die Freiheit hat, ohne schlechtes Gewissen etwas Neues zu starten.
So sind wir inmitten der Bewegung. Als Team werden wir immer selbstständiger, als Firma immer fokussierter. In meinem zwei Jahren haben wir schon eine weite Strecke zurückgelegt. Vielleicht manchmal ineffizient, aber stets im Tun und bereit zu reagieren. Es war nicht immer einfach oder gar lustig, aber ich – und das hat sich in den letzten zwei Jahren zum Glück gar nicht verändert – freu mich jeden Tag, hier zu sein.
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