Barrierefreies Internet als Wahlkampfthema

Der Wahlkampf ist auf dem Höhepunkt, nur noch 3 Tage bis zur Wahl. Nach dem sich gestern noch schnell alle Parteien als die Guten präsentieren wollten und geschwind im Parlament einiges verabschiedet haben was in den letzten Jahren unter Rot-Schwarzer Regierung nicht möglich war, heißt es die letzten Unentschlossenen zu mobilisieren und für sich zu gewinnen.
Nun gibt es bei so einer Wahl verschiedene Zielgruppen. Seien es die Familien, die Pensionisten, die Ausländerfeindlichen und viele mehr. Es gibt auch eine Zielgruppe auf die gerne vergessen wird: Menschen mit Behinderung. Nun, jetzt kann man sagen, dass gerade diese Gruppe – wenn man eine solch unhomogene Maße an Menschen als Gruppe bezeichnen kann – nach der gestrigen Abstimmung äußerst zufrieden sein kann und bedient wurde, schließlich wurde ja das Pflegegeld erhöht. Tja, da gibt es nur ein Problem: Behinderung ist nicht gleich Pflegefall!!!
Viele Menschen mit Behinderung führen ein selbstbestimmtes Leben – auch wenn das vielen ÖsterreicherInnen nicht bewusst ist. Dazu trägt nicht zu Letzt auch ein barrierefreies Internet bei. Wird die Vorantreibung der Umsetzung von Barrierefreiheit im Internet jedoch in den Wahlprogrammen der Parteien berücksichtigt? Kaum! Wohl weil deren Webseiten selbst kaum den Standards entsprechen.
Schauen wir mal was sich so zum Thema Barrierefreihet finden lässt:
Die Partei, die sich erstaunlicherweise am Meisten damit auseinandersetzt ist die FPÖ! Zwar nur um der Bundesregierung etwas vorwerfen zu können, jedoch nimmt sich sonst niemand dem Thema so an wie sie.
Die SPÖ weiß zumindest, dass soetwas wie ein barrierefreies Internet wichtig sein könnte und sagt:

Barrierefreiheit muss auch für die Nutzung neuer Technologien gelten. Wir werden uns verstärkt dafür einsetzen, dass Websites speziell im öffentlichen Bereich barrierefrei gestaltet werden.

Tja, das sollten sie auch tun. Hätten sie natürlich auch schon verstärkt während ihrer Amtszeit tun können, da ist nur leider recht wenig passiert. Wohl in allen Bereichen.
Von den Grünen hätte ich mir mehr erwartet. Irgendwie bleibt sie beim Begriff Barrierefreiheit bei baulichen Bestimmungen hängen. Ansonsten dreht sich beim Thema Menschen mit Behinderungen bei den Grünen momentan alles um Pflege. Wie oben erwähnt, halte ich das für zu wenig. Ebenso beim LIF. Barrierefreiheit im Internet kommt sogar gar nicht vor, stattdessen steht die Pflege im Vordergrund.
Beim BZÖ wurde meine geringe Erwartungshaltung bestätigt. Irgendwo im Wahlprogramm lässt sich da etwas finden und zwar sind sie für die Weiterführung der Behindertenmilliarde. Abgesehen davon, dass ich diese Bezeichnung für problematisch halte, aber das heißt wohl tatsächlich so, ist nirgends erklärt was das ist. Musste mich anderswo dazu schlau machen – naja, es hat auf jeden Fall nichts mit Barrierefreiheit im Internet zu tun.
Und wer hat natürlich gar nichts zum Thema vorbereitet? Unsere lieben neoliberalen Konservativen: die ÖVP. Menschen mit Behinderung kommen im Wahlprogramm der Partei gar nicht vor. Dabei gäbe es einen sehr engagierten Behindertensprecher bei der ÖVP – Dr. Franz-Joseph Huainigg, der sich für die verschiedensten Anliegen von Menschen mit Behinderung engagiert. Dennoch nichts zu finden. Kleine Anmerkung nebenbei – ich finde es furchtbar und mühsam, dass es auf der ÖVP-Website keine Suchfunktion gibt!!
Nun ja, vielleicht ist das Thema nicht wahlkampftauglich genug beziehungsweise vielleicht wollte man es einfach nicht auf den Partei-Webseiten thematisieren. Bestimmt gibt es bei jeder Partei sehr gute Konzepte zur Umsetzung von Barrierefreiheit im Internet. Aber sowas zeigt man natürlich nicht her.
Abgesehen von alledem bleibt für mich: Die Qual der Wahl!!!