Der Blogtitel mag Pessimistisches vermuten, aber nennen wir es lieber einen Realitätsausschnitt. Wenn wir den Web 2.0 Boom in den letzten Jahren auf wirkliche Web 2.0 Services reduzieren, damit meine ich dynamische und interaktive Webseiten, was ist davon wirklich übriggeblieben und welche Portale oder Communites werden wirklich als solche genutzt? Bitte betrachtet es als eine Sichtweise jenseits der Geeks und Nerds, die sich täglich mit diesem Medium beschäftigten.
Tausende großartiger Konzepte mit wenig Usern, aber viel Geld
Es gibt bereits Tausende Web 2.0 Services, ich habe schon lange den Überblick verloren. Die Erwartungshaltungen der Investoren genüg(t)en anscheinend viele solcher Portale mit Millionenbeträgen zu finanzieren. Aus meinem eigenen Arbeitsalltag, den ich wie die meisten "Webmenschen" locker 8-10 Stunden am Tag online verbringe, kann ich nur berichten, dass ich die wenigsten dieser Services nutzen kann. Denn es fehlt einfach an Zeit. So sehr mich Vieles interessieren würde, ich kann mir die Angebote lediglich kurz ansehen oder durchklicken.
Mir kommt eher bei der – mittlerweile ebenso durch die Finanzkrise getrübten – Web 2.0 Euphorie ein klassischer Marketingansatz in den Sinn: Gutes Marketing soll auch Bedürfnisse erzeugen, zumindest auf sie aufmerksam machen. Viele Ideen von neuen Webportalen, wollen mir vorgaukeln, dass mir genau dieser Dienst noch gefehlt hat. Manche Web 2.0 Portale haben sichtlich geniale Konzepte und auch noch ein sexy Layout, doch die Motivation dahinter war oder ist nach wie vor das große Geld. Abgesehen davon ist die Vielzahl der Onlinedienste nicht eine völlige Überforderung für den gewöhnlichen Internetnutzer? Wir wissen bereits, dass der Großteil der Internetnutzer passiv unterwegs ist.
Sinnvollen Inhalt bieten
Ich lehne mich hier weit aus dem Fenster, denn ich sitze als Webdesigner selber im Glashaus. Aber genau deswegen versuche ich meinen Kunden Webauftritte mit sinnvollem Inhalt zu verkaufen. Ich probiere mich immer in die Lage des durchschnittlichen Internetsurfers zu versetzen und rede mit Testpersonen um den eigentlichen Bedarf einer Webseite herauszufinden. Viele Unternehmen oder gefinkelte Marketingleiter wollen derzeit eine eigene Community, oder mittlerweile dank Hrn. Obama’s sogar einen Firmenblog, doch die Annahme der User sieht ganz anders aus. Liebe Agenturen: Ich weiß, damit lässt sich herrlich Geld verdienen. Aber um es nachhaltiger zu betrachten, würde ich so manches Webangebot doch lieber auf den Kern reduzieren. Welche Informationen benötige ich auf einer Webseite wirklich?
Fast täglich wachsen neue Webapplikationen aus dem virtuellen Boden
Kein Internetuser aus meinem Bekannten- und/oder Freundeskreis, nicht einmal die Hartgesottenen finden die Zeit, sich auf so vielen Portalen zu bewegen. Alles, was mir derzeit genannt wird sind die populären Großen wie, Facebook, Xing und maximal Twitter. Für Informationsbeschaffung natürlich Wikipedia und Suchmaschinen. Vielleicht auch Googlemaps, wenn man es hier überhaupt einordnen kann. Ich beobachte es ja selbst bei mir. Nach einem kurzen Facebook-Login-Vorgang, wird locker eine Stunde verbraten. Das ist im streng geplanten Arbeitsprozess zu zeiterschöpfend. Mein wirklich praktischer Nutzen hinter diesen Communites, ist auf den Punkt gebracht, menschlicher Austausch, also Kommunikation. Dann wären wir aber eigentlich wieder beim Anfang, der Grundidee von Tim Berner Lee – dem Erfinder von HTML: schneller Austausch von Informationen zwischen Menschen. Back to the Roots?
Jeder Hype hat seinen Sinn
Damit ich hier nicht als völliger Miesmacher abgestempelt werde, und um positiv zu bleiben und es nicht ganz so drastisch zu sehen, möchte ich aber auch die Vorteile der Web 2.0 Welle hervorkehren. Hypes bewegen immer etwas und sei es nicht das eigentliche Ziel. Aus meiner Sicht hat es das World Wide Web weitergebracht, was die Technolgien und Usability betrifft. Denn die Bedienung von Webseiten werden dank Ajax und Co immer interessanter und einfacher. Außerdem kommen wir der Idee von Cloud Computing immer näher. Das Web gleicht vom Interface und Benützung immer mehr den gewohnten Desktop Anwendungen und kann das Surfvergnügen um einiges erleichtern und ereignisreicher gestalten.
Blogs und Corporate Blogs
Nach wie vor finde ich Blogs großartig, denn das sind authentische Meinungen und Texte von echten Menschen. Abgesehen davon finde ich einen Blog das Social Media Tool schlechthin. Ein weiterer eher nicht so fruchtender Hype sind im Gegenstück Lifestreams: Selbstreferenzierung und Selbstdarstellung interessiert doch keinen! Ebenso ist das Interesse an Corporate Blogs versiebt. Das Thema wird heuer einen starken Rückgang erleben. Wie schon erwähnt fehlt es hier an Glaubwürdigkeit der Unternehmen. In einer aktuellen Umfrage stehen Firmenblogs sogar an letzter Stelle.
Die Zukunft: Web 3.0?
Nachdem kein Webworker den Begriff Web 2.0 hören kann, wird dieser Titel wohl hoffentlich nie so public werden wie sein Vorgänger. Es ist eher so, daß sich die Spreu vom Weizen trennt und wirklich sinnvolle Lösungen überbleiben werden. Eine Reduzierung und ein Gesundschrumpfen aufs Wesentliche. Dazu zählt beispielhaft die Weiterentwicklung von klassischem E-Commerce. Warum? Weil es echte Bedürfnisse von Internetusern befriedigen kann! Wenn hier noch eine passende Integration in vielgenutzen Social-Netzwerken gelingt, dann bravo! Aber genug gebloggt, was meint Ihr, was bringt die Zukunft oder welche Web 2.0 Services sind unverzichtbar?
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