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Warum das fertige Produkt vom UX Konzept abweicht

Wir erklären, was ein UX Konzept ist, was man davon erwarten kann & wann und warum das Live Produkt anders aussehen kann oder muss.

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Im Titel schwingt gewisse Angst und Unsicherheit mit – dass man sich mit dem Konzept etwas Falsches überlegt hat oder dass man bis zum Schluss nicht weiß, wie das Endergebnis aussehen wird. UX Design Produkte werden monatelang konzipiert und entwickelt – wir verstehen also dieses Bedürfnis nach Gewissheit sehr gut.

Unsere kurze Antwort lautet: Unser Endziel ist immer ein herausragendes digitales Produkt und das bestmögliche Erlebnis für die Nutzer. Wir arbeiten täglich an diesem Ziel – auch wenn wir oft dafür vom ursprünglichen Konzept abweichen müssen, weil wir durch User Tests dazu gelernt haben. Vertraut uns – wir machen was Gutes daraus.

Die ausführliche Antwort lest ihr weiter unten.

Was ist überhaupt ein Konzept und was ist seine Rolle?

Das Konzept ist die abstrakte Darstellung eines zukünftigen Produkts. Zum einen bietet es schnell und kostengünstig sämtlichen Stakeholdern ein gemeinsames, erstes Bild vom Endprodukt, sodass alle vom selben sprechen.

Zum anderen ist es auch das erste Mittel um die Idee bei Ihrer Zielgruppe so schnell wie möglich abzutesten. Sind die Annahmen richtig? Löst das digitale Produkt die Pain Points der User? Das Konzept hilft dabei, sehr früh wichtige Daten zu erheben, die für den weiteren Design-Entscheidungsprozess wichtig sind. Damit werden Anpassungen am Produkt vor der Programmierung möglich – was viel Zeit und Geld spart.

Das Konzept kann diverse Formen annehmen. Ein Scribble, ein grobes Wireframe, ein visuell fertiger Klickdummy-Prototyp und/oder eine Textbeschreibung sind in meinen Augen alles „Konzepte“ – also sowohl Low- als auch High-Fidelity Prototypen, wie sie auch genannt werden. Man kann auch sagen alles, was UX DesignerInnen so produzieren, sind Konzepte.

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Vom Scribble zum detaillierten Konzept zur Live Seite wird das Bild des Endprodukts immer genauer und ausgefeilter.
Vom Scribble zum Detailkonzept zur Live Seite wald-der-zukunft.at. Die ersten zwei Screens zeigen uns Monate vor dem Go-live, wie ungefähr die Seite aussehen wird – auch wenn Illustrationen und Texte noch nicht vorliegen. Das rechte Bild ist ein Screenshot der Live-Seite.

Wer sind die Zielgruppen des UX Konzepts?

  • In erster Linie die Enduser des Produkts. Mittels des Konzepts können Annahmen überprüft werden – z.B. dass Nutzer den Abschlussprozess in einem Online-Shop als verständlicher empfinden und seltener abbrechen, wenn die Zusammenfassung der Transaktion immer sichtbar ist.
  • Die zweite wichtige Zielgruppe sind Programmierer bzw. Developer, die auf Basis dieses Konzepts das fertige Produkt bauen. Die Developer verlassen sich dabei darauf, dass die Designer bereits die Anforderungen der User verstanden haben, sodass sie sich auf die Umsetzung fokussieren können.
  • Die dritte Zielgruppe des Konzepts sind unsere Kunden – die Auftraggeber. Hierbei ist das Konzept wichtig, um Feedback bzw. Freigabe von diversen internen Stakeholdern einholen zu können bzw. zu entscheiden, ob die Funktionalität und Optik den Erwartungen entsprechen und so umgesetzt werden können.

Und hier entsteht schon die erste Falle – denn das Konzept arbeitet in den seltensten Fällen mit Echtdaten, bildet jede einzelne Unterseite der App bzw. Seite ab und verhält sich nie exakt wie eine programmierte Lösung. Was kann man also vom Konzept erwarten?

Was kann ein Konzept

  • Die Aufgabe des sogenannten Innovationskonzepts ist es komplett frei und innovativ zu denken. Man lässt sich nicht dadurch einschränken, was bereits machbar ist, und kreiert eher eine Vision, die zum richtungsweisenden Vektor wird. Bei so einem Konzept ist verständlich, dass das Endprodukt vom Konzept abweicht. So ist das meiste, was man auf Behance und Dribbble im Bereich UX & Web findet, selten wirklich umsetzbar.
  • Das Konzept, so wie wir es meist verwenden, zeigt grob den Aufbau und die Funktionsweise des Endprodukts. Zum Beispiel wie die Startseite oder ein Blogartikel in etwa aufgebaut sind, wie der Warenkorb funktioniert und wie man durch diese Seiten navigieren kann (evtl. auch mithilfe eines Flow-Diagramms oder einer Sitemap).
  • Das Konzept in einem späteren Stadium kann auch stark auf die Optik bzw. das Design eingehen. Ob Buttons eher rundlich oder eckig sind, wie die CI-Farben sich auf der Seite wiederfinden und für welche Elemente sie verwendet werden.
  • Gepaart mit den Ergebnissen der User Tests ist das UX Konzept auch die „Stimme der User“ – und sollte alle Beteiligten immer wieder daran erinnern, wie das Ideal für die NutzerInnen aussieht. Auch wenn es dann in Realität nicht zu 100 % so umgesetzt wird, weil sich Texte, Bilder oder Daten aus Schnittstellen ändern.

Was kann ein Konzept NICHT

  • Manchmal wird es auch ein Konzept für das interaktive Verhalten von einem sticky Element oder den Übergang von einem großen Header zu einer verkleinerten Variante benötigen – um die Verständlichkeit zum Beispiel im User Test zu überprüfen oder den Programmierern eine Anleitung zu liefern. Das Konzept ist aber nie und niemals die Referenz für jedes einzelne interaktive Verhalten – damit wäre es viel zu ineffizient.
  • Huhn oder Ei? DesignerInnen arbeiten bekanntermaßen gern mit fertigen Texten. Wie diese für das Web aber aussehen sollen, wissen auf Kundenseite die wenigsten und warten auf Vorgaben des Konzepts und Designs, bevor es ans Texten geht. Was also tun? Die Inhalte während der Konzeptionsphase definieren – denn diese sollten genauso den Produktzielen folgen und im User Test überprüft werden. Damit ist das Konzept nicht die Referenz, wenn es um korrekte Texte geht.
  • Auch wenn das nicht die ideale Vorgehensweise ist, liegen zur Zeit der Konzeption oftmals keine Echtdaten vor. Angenommen es wird eine neue Ticketseite konzipiert, bevor ein das neue Kassensystem für den Ticketkauf feststeht. Erst bei der Umsetzung werden die Datenfelder des Kassensystem-Anbieters bekannt, also wird das Konzept flexibel an diese möglichen Daten angepasst. Das bedeutet, das Konzept kann nur so „final“ sein, wie auch die Daten. Idealerweise liefert man UX Designern alle Daten vorab. Ist das mal nicht möglich, muss man damit rechnen, dass das Konzept eher ein Gerüst darstellt, das später mit Daten befüllt wird.
  • Das Konzept kreiert also die Basis für den Austausch und Entscheidungen bezüglich des Produkts. Es schafft damit Sicherheit einer gemeinsamen Vorstellung – und stellt sicher, dass man nicht an User Needs vorbei entwickelt. Aber es bildet nicht bereits das fix fertige Produkt ab und dient eher als Orientierungshilfe für die Umsetzung.

Aufbau und Optik minus fertige Texte und Daten

Das Konzept ist also der Fahrplan, die grobe Richtung, der wegweisende Vektor für das Produkt. Es bedenkt viele Eventualitäten zwar schon mit – muss aber auch flexibel genug bleiben, um sich an Kundenfeedback oder Echtdaten anpassen zu können. Oftmals kommen erst während der Programmierung Dinge auf, an die davor keiner denken konnte. Und das ist auch in Ordnung so. Das Konzept ist immer die aktuell beste Variante – auch wenn es damit nicht die Erwartungen der Auftraggeber erfüllen kann, darin jederzeit schon „das fertige Produkt zu sehen“.

Wie stelle ich sicher, dass das Endprodukt gut wird?

  • Designer in die Umsetzung involvieren. Developer und Designer arbeiten bereits während der Konzeption eng zusammen. Und auch während der Entwicklungsphase sind Designer involviert. Sie haben einen Blick auf das Produkt, um das Konzept an die echten Daten anzupassen, Unklarheiten zu klären und zu prüfen, ob es maximal so umgesetzt wurde, wie es geplant war.
  • Sich vom Konzept lösen und eher das Live-System beurteilen. Die meisten UserInnen sehen am Ende nur das echte Produkt, nicht das Konzept (natürlich abgesehen von den wenigen, die in User Tests involviert waren). Es ist also wichtig nicht zu vergessen, dass am Ende die App oder Website zählt und gut funktionieren muss. Auch wenn sie nicht mehr 1 : 1 so ist, wie ursprünglich entworfen.
  • Build, measure, learn. Nach dem Go Live hat man die besten Chancen, noch besser zu werden. Wichtig dafür ist es aber, Daten vom Live System zu sammeln, und das Produkt damit noch weiter auszubauen und zu verbessern. Denn jetzt hat man im Vergleich zum damaligen Konzept ein viel besseres Verständnis vom Userverhalten & wie sie mit dem tatsächlichen Produkt umgehen, was sie brauchen. Mehr dazu haben wir bereits beim UX Benchmarking dazu geschrieben.

Wie stelle ich sicher, dass Auftraggeber wissen, was ich unter „Konzept“ meine?

Wie immer gilt – offen kommunizieren.

  • Als Agentur bzw. UX Designer deutlich machen, was in welcher Form geliefert werden kann, was notwendig ist, um das Ziel des Projekts zu erreichen und eine gute Umsetzung sicherzustellen.
  • Jegliche Annahmen und Lösungen bzw. Konzeptänderungen dokumentieren, damit aus einem rohen Konzept nach und nach ein ausgefeiltes Endbild wird.
  • Als Auftraggeber mitteilen, was für eine interne Abnahme notwendig ist – proaktiv oder auf Nachfrage der Auftragnehmer.
  • Einen Artikel zu diesem Thema verfassen bzw. lesen und teilen 😉

Und nun?

Das Konzept ist immer der Start und Fernblick in Richtung fertige Lösung. Wobei man ehrlich sagen muss, dass digitale Produkte per se niemals „fertig“ sind.

Während man auf dem Weg den Horizont am Ende nie aus den Augen verliert, ist es vollkommen normal, dass sich das Konzept im Designprozess verändert und verbessert. In dem Sinne – auf mit euch in den Designprozess, um userfreundliche schöne digitale Produkte zu bauen & die Welt damit ein kleines bisschen schöner zu machen!

Ich freue mich über eure Kommentare und Fragen. Oder Ergänzungen, was ihr unter „Konzept“ versteht.

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Natalia Sander

Meine Rolle bei Liechtenecker: UX/UI Designerin Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Ausmisterin & Space-Organizering á la Marie Kondo und natürlich Künstlerin. Mein Herz schlägt für: Farben, Ordnung, Pflanzen und Tee.

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