Die wenigsten geben gerne zu, dass sie andere Leute in Schubladen einordnen, dabei ist das etwas, was vermutlich alle von uns tun. Mindestens genauso ungern werden wir selbst von anderen gewissen Rollenbildern zugeordnet, jedoch bemerken wir häufig nicht, dass wir das mit uns selbst auch gerne mal machen.
Der Mensch liebt Strukturen
Wer sich schon mal gedanklich mit dem Thema Stereotypen auseinandergesetzt hat weiß, dass der Mensch diese Denkart mehr oder weniger braucht. Wir sind Strukturliebhaber und haben es gerne geordnet – wir wissen gerne worauf wir uns einlassen und wie wir uns verhalten müssen. Mit Hilfe der Schubladen ist es somit ganz einfach Personen, die man gerade kennengelernt hat, zu kategorisieren und mit anderen bekannten Menschen aus der selben Kategorie zu vergleichen, um wissen zu können was einen erwartet und wie man sich dieser Person gegenüber am besten verhält. Das finde ich ja eigentlich nicht so schlecht, weil es ja auch oft wirklich hilfreich ist und nicht unbedingt schaden muss – nur muss man die Schubladen geöffnet lassen. Heißt, eine Person die ich gerade besser kennen lerne, kann noch ganz oft die Schubladen wechseln und das so lange bis ich den Menschen heraus lasse, weil er einfach in keine meiner Laden mehr passt – weil bekannterweise jeder einzigartig ist. Menschen in Schubladen versauern zu lassen ohne die Möglichkeit offen zu halten diese zu verlassen ist schon ein grober Fehler der gemacht werden kann.
Verantwortung übernehmen
Was ich aber noch viel interessanter finde ist, dass wir uns selbst gerne hinter Stereotypen verstecken – obwohl wir es nicht mögen, wenn jemand anderes uns in Schubladen steckt. Aber kann erwartet werden, dass einen seine Mitmenschen anders behandeln als man sich präsentiert? Manchmal glaubt man vielleicht sich rechtfertigen zu müssen für die Art wie man ist “Ich red halt nicht gern mit anderen Menschen – aber ich bin ja auch Programmierer” – da braucht es einen aber nicht wundern, wenn andere einem dann noch mehr Eigenschaften aus dem Programmierer-Rollenbild andichten.
Leider habe ich auch schon beobachten müssen, dass Rollenbilder verwendet werden, um von sich selbst als Individuum abzulenken – also gegenteilig zum vorherigen Beispiel: “Ich hab den Job nur nicht bekommen, weil ich eine Frau bin”. Das kann schon sein, dass das der Grund ist, aber davon darf man doch nicht ausgehen! Die Fragen, die in einer solchen Situation gestellt werden müssen, sollten sich direkt auf die Person beziehen und nicht auf eine Gruppe – also z.B. “erfülle ich vielleicht nicht alle Anforderungen der Jobausschreibung?”. Jeder sollte in der Lage sein Verantwortung für sich selbst und seine Fehler zu übernehmen – es ist nicht richtig die Schuld an Stereotypen und Rollenbilder zu hängen.
Fazit
Grundsätzlich ist die Verwendung von Stereotypen nicht schlecht, weil wir sie auch irgendwie brauchen – aber eben nur als anfängliche Stütze, die nach einer Zeit weggeworfen werden muss.
Wenn man ein Gegner von Schubladendenken ist, sollte auch darauf geachtet werden, dass man sich nicht selbst in eine der vielen Laden steckt, denn so wird den Menschen um uns herum ein Bild von uns vermittelt das wir eigentlich gar nicht projizieren wollen. Wir haben nicht immer recht und tun auch nicht immer das Richtige und dafür müssen wir als Person selbst Verantwortung übernehmen (ob im Job oder Privat) und uns nicht hinter irgendwelchen schwammigen Rollenbildern verstecken.
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