Für eingeschränkte Internetbesucher gibt es unterschiedlichste Lesehilfen. Eine wichtige Stütze ist unter anderem ein Screenreader. Diese lesen den Inhalt des Bildschirmes, welcher mittels Sprachausgabe und/oder Braillezeile wiedergegeben wird. Ausgegeben wird aber nicht ausschließlich der lineare Text, sondern auch Navigationselemente, Listen oder Shortkeys. Die Screenreadersoftware wird zumeist mit der Tastatur bedient, dabei kann es sich auch um speziell maßgeschneiderte Keyboards handeln. Unterstützt kann die Ausgabe mit einer Brailletastatur werden.
Um mir die Bedienung eines solchen besser vorstellen zu können, habe ich mir diesmal einen Screenreader installiert und danach den Monitor ausgeschaltet. Somit konnte ich auf Programmen bzw. Webseiten nur über die Sprachausgabe navigieren. In diesem Fall habe ich mir die verbreitete Version Jaws installiert, mit der es möglich ist 40 Minuten ohne Kosten zu testen. Die Kaufversion dieses Readers ist ziemlich teuer und kostet zwischen 1.600 € und 2.900 €. Es gibt natürlich jede Menge an Softwareangeboten, darunter auch ein Freeware Programm wie Thunder. Ein paar Webseiten hab ich angesurft, viele sind nur sehr erschwerlich bedienbar. Hier ein Hör-Beispiel aus diesem Blog:
[audio:screenreadertest.mp3]Ich muss zugeben, dass es mir sehr schwer fiel komplett ohne Sicht richtig zu navigieren. Speziell bei meinen Blogs sind mir ein paar Unzulänglichkeiten aufgefallen. Hier muss aufjedenfall nachgebessert werden. Da wäre zum Beispiel die Blogbeschreibung unter dem Logo, hier werden die Striche dazwischen vorgelesen -> uninteressant. Englische Ausdrücke gehören als solche ausgezeichnet: <span lang="en">Webdesign</span>
. Irgendwie hatte ich auch immer wieder Probleme auf den eigentlichen Inhalt zu navigieren, da muß ich erst herausfinden warum.
Der Test war sehr aufschlussreich und lieferte mir folgende Aspekte.
- Jegliches Screendesign hat keine Relevanz mehr
- Die Usability ist lediglich über die semantische Struktur der Seite möglich
- Klare Navigationsbezeichnungen erforderlich
- Sprungmarker statt Accesskeys (diese werden jedesmal vorgelesen)
- Der Sprungmarker „zum Inhalt“ ist lebensnotwendig!
- Linkbezeichnungen sollten griffig sein
- Alt-Texte zu Bildern unverzichtbar
Ich kann jedem, der sich mit barrierefreien Webdesign beschäftigt solche Tests nur wärmstens empfehlen, um vielleicht beim nächsten Frontend mehr Gefühl für die Seitenstruktur zu bekommen, dennoch benötigt es auch die gehörige Portion Übung um mit dem Screenreader richtig umgehen zu können.
Passend zu diesem Thema findet demnächst der Accessible Media Stammtisch statt. Am 24. Juni werden von Eva Papst (selbst blinde Screenreader-Userin) Details über Screenreader vorgetragen. Pflichttermin! Ich werde Eva Papst aufjedenfall Fragen welche Screenreader unter den Blinden und Sehbehinderten verbreitet sind.
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