Die Umgebung in der wir arbeiten trägt viel dazu bei, wie wir arbeiten und welche Qualität unsere Arbeit hat. Ich glaube, dass viele Menschen, die unseren Blog lesen, genau wie wir in einem Büro/Office arbeiten. Vor allem in den letzten Wochen durfte ich mich intensiv mit dem Thema Bürogestaltung auseinandersetzen, bei dem es um weit mehr als um die bloße Frage geht, ob man nun weiße oder schwarze Tische aufstellt.
Open Office facts
Im Moment boomt der Open-Office Ansatz – das Konzept, dass viele Leute in einem großen Raum sitzen, ist aber nichts Neues, sondern gibt es schon recht lange. Es spart einerseits natürlich eine Menge Geld und andererseits soll es auch die Zusammenarbeit im Team fördern. Dabei ist aber bewiesen, dass akustische und visuelle Störungen im Raum uns Menschen daran hindern, konzentriert und effizient zu arbeiten. Daraus entsteht dann unter anderem eine Kopfhörer-Kultur – in einem Raum wo jeder Kopfhörer trägt wird nicht unbedingt kollaborativer gearbeitet. Laut Umfragen arbeiten Menschen viel lieber in abgetrennten Räumen mit weiteren 1-3 Personen, denn ganz allein, in einem geschlossenen Büroraum, möchte auch keiner sitzen.
Akustische und visuelle Störungen im Raum hindern uns, konzentriert und effizient zu arbeiten
Das perfekte Büro-Konzept
Ich finde Open-Offices spitze – wenn man sie richtig plant. 40 Tische in einem Raum aufzustellen reicht nicht. Es muss verschiedene Bereiche geben, für verschiedene Arten des Alleine- und Zusammenarbeitens. Solche Bereiche können Rückzugsorte sein, ein Essbereich an dem viele Leute zusammen ihre Mittagspause verbringen können, ein abgetrennter Bereich für lange, konzentrierte Meetings, eine Lounge-Area, in der man allein oder in kleinen Gruppen gemütlich arbeiten kann und vieles mehr. Die Möglichkeiten sind hier fast unbegrenzt und jedes Unternehmen benötigt in seiner Individualität auch eigene Konzepte für diese Zonen. Zu sagen, wir wollen es so wie bei Google haben, nur weil es super aussieht und für Google gut funktioniert, reicht nicht. Das Büro-Konzept von Google ist maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter, sowie auf die Firmenphilosophie und -werte. Wer seinen Mitarbeitern ein tolles Büro bieten will, muss schon vor der Planung viel Zeit investieren, um zu definieren, wie das Office nahtlos mit dem Unternehmen verschmelzen kann. Ansonsten steckt man nur Unmengen an Geld in einen Aufbau, den so keiner verwenden will und kann.
Zonen auf kleinem Raum
Wenn man sich dann so die Fotos der Büros großer Unternehmen ansieht, wird einem aber schnell klar, dass es natürlich mehr Möglichkeiten gibt, wenn einem 3000qm Bürofläche zur Verfügung stehen. Es ist natürlich einfacher bei viel Fläche, viele verschiedene Zonen unterzubringen (auch, weil natürlich mehr Mitarbeiter gleichzeitig auch mehr Zonen bedeuten), aber auch bei kleineren Büros braucht man nur ein wenig Kreativität und Hausverstand, um den Mitarbeitern mehr zu bieten, als bloße Tischreihen. Durch geschickten Einsatz von Trennern lassen sich auch einfach kleine Zonen bauen, die dann je nach Bedarf genutzt werden können. So ein Trenner kann, beispielsweise mit Stoff überzogen, als Sicht- und Geräuschschutz dienen. Gepolsterte Sitzmöbel, ob das nun Hocker, Sessel, oder Sofas sind, können zum alleine arbeiten genauso genutzt werden, wie auch für kleine Meetings und Brainstormings mit ein paar Kollegen. Wichtig ist die Vielfalt die man seinen Mitarbeitern bietet – aber immer mit einem Nutzen im Hinterkopf. Blindlings einfach irgendwelche Möbel hinter irgendwelche Trenner zu stellen und zu erwarten, dass diese schon sinnvoll genutzt werden, ist sicherlich nicht der richtige Ansatz.
Ein Brainstorming kann eine ganz andere Dynamik haben, wenn es nicht in der steifen Umgebung eines Besprechungsraumes gehalten wird. Auch kann man doch mal mit dem Kunden auf der Couch sitzen, um dort Pläne und Konzepte durchzugehen. Im Essbereich lässt es sich vielleicht auch anders arbeiten und so weiter.
Kleiner Einblick bei uns
Da wir ein kleines Team sind, haben wir das Glück, dass bei uns gar nicht der berühmt-berüchtigte Großraumbüro-Flair entstehen kann. Trotzdem ist es zeitweise schwierig sich zu konzentrieren, wenn etwa der Tischnachbar mit einem anderen Kollegen eine Schnittstelle bespricht. Da setzt man halt doch mal die Kopfhörer auf oder geht in unser Cosy-Zimmer, wo man sich ungestört seiner Arbeit widmen kann.
Ich kann behaupten, dass sich alle bei uns für ein offenes Büro aussprechen. Niemand will den ganzen Tag abgeschottet in einem Kämmerchen sitzen – aber trotzdem wollen wir alle die Möglichkeit haben, zu „flüchten“ wenn es mal zu viel wird. Je flexibler die Einrichtung und je vielseitiger die Möglichkeiten zur Nutzung, desto angenehmer, interessanter und produktiver wird bei uns das Arbeiten. Da die Kollegen nur einen Katzensprung entfernt sind, können Dinge schnell und ohne unnötigen Mail-Verkehr besprochen werden. Natürlich redet man auch über Dinge, die nicht die Arbeit betreffen, aber ich finde, dass das ab und zu sein muss – wir sind ja keine Roboter und Geschichten aus dem persönlichen Leben können auch ein Vertrauensbeweis sein. Geplaudert wird bei uns vor allem zu Mittag, wenn wir alle gemeinsam am Tisch sitzen um zu essen. Dabei wird auch meistens darauf geachtet, nicht über Arbeitsthemen zu sprechen, was ganz angenehm ist und somit auch als eine richtige „Pause“ zum Abschalten und Energie tanken für die zweite Tageshälfte genutzt werden kann.
Wir haben für uns Modi definiert, die unser tägliches Arbeiten ausmachen. Diese finden sich in Zonen in unserem Büro wieder, wobei eine Zone auch mehrere Modi abdecken kann. Die für uns wichtigsten Modi sind:
- essen
- arbeiten/Arbeitsplatz
- in Ruhe arbeiten/Privatsphäre
- im Stehen arbeiten
- gemütlich arbeiten
- Stand Up
- kleine legere Meetings
- wuzzeln
- Meetings im privaten Raum
- Wartebereich für Kunden
- Konzept-Meetings
- Workshops
Fazit
Trotz der allgemein großen Beliebtheit, haben Open-Offices einen etwas angeschlagenen Ruf. Dies sieht man in verschiedener Studien, die besagen, dass vor allem die akustischen und visuellen Störungen Mitarbeiter in ihrer Produktivität behindern. Auch fühlen sich Mitarbeiter oft kontrolliert und vermissen ihre Privatsphäre. Dies lässt sich nicht gänzlich vermeiden, jedoch kann mithilfe alternativer Arbeitszonen Abhilfe geschaffen werden. Dazu muss man sich nur mit den Bedürfnissen seiner Mitarbeiter auseinandersetzen, um dann die zur Verfügung stehende Fläche in sinnvolle Zonen zu unterteilen.
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