„Sie müssen jetzt handeln, denn morgen existieren Sie nicht mehr!“
Wer nicht schon längst dabei ist, Innovation in sein Unternehmen zu bringen oder gar sein gesamtes Geschäftsmodell zu innovieren, der wird in kürzester Zeit irrelevant werden und vom Markt verschwinden. Weg. Schluss. Aus die Maus. Disrupted. Zumindest wird das auf den Innovationskonferenzen meist lautstark und mit drohendem Unterton dem Publikum vermittelt. Das schnürt einem gleich die Kehle zu, anstatt, einen zu motivieren oder den Ausschlag zu einem positiven Wandel zu geben. Angst ist sicherlich ein Antrieb für Innovation. Oder ist das nicht auch einfach nur eine alte Geschichte, die wir uns erzählen?
Ich denke, Innovation kann entstehen, wenn wir unsere Denkmuster und Geisteshaltung verändern. Insbesondere in einer VUCA-Welt. VUCA steht für volatility, uncertainty, complexity und ambiguity also volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig zu deutsch. In so einer Welt und mit der Angst, die dadurch in uns aufsteigt bzw. die Verunsicherung, die damit einhergeht, ist es umso wichtiger erstmal sich selbst zu zentrieren. Denn alles andere passiert ja ohnehin. [Tweet „Möge die Welt völlig VUCA sein, aber mein Kopf ist es nicht.“]
Was kann dabei helfen?
Mit Meditation zur Innovation
Aus der Achtsamkeit kennen wir die sieben Haltungen des Geistes. Ich habe versucht sie auf das Thema Innovation umzulegen:
1. ANFÄNGERGEIST
Albert Einstein sagte einmal: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Unsere Erfahrungen prägen uns und lassen uns leider all zu oft nicht unvoreingenommen an eine Situation, Sache oder Person herangehen. Unser Gehirn versucht automatisch und ständig Ähnlichkeiten mit Vergangenem herzustellen und projiziert diese auf die Situation im Hier und Jetzt. Daraus entstehen leicht Haltungen, die wenig förderlich sind für Innovation: „Kenn ich schon.“ oder „Been there. Done that.“ Das Ganze nennt man übrigens auch Predictive Mind und das wird gerade in der Neurowissenschaft erforscht.
Mit der Haltung des Anfängergeistes können wir uns da herausholen. Wir betrachten damit alles und jeden so als würden wir es, sie oder ihn das erste Mal erleben. Denken wir an ein Baby, dass zum ersten Mal von einem Apfel kostet. Es erforscht alles daran. Wie fühlt es sich an? Was kann man damit machen? Wie riecht und schmeckt das? Wie schwer ist das? Macht es Geräusche? Alle Sinne werden dafür herangezogen. Frei von jeder Erwartung und mit absoluter Offenheit, Neugier und Unvoreingenommenheit. Gerade bei Innovationsprozessen müssen wir alles was wir bisher angenommen hatten hinter uns lassen. Der Anfängergeist hilft dabei.
2. NICHT WERTEN
Wir sollen zum Mars auswandern, weil wir die Erde systematisch zerstören? Wer ertappt sich dabei, dass er sich bei dieser Aussage denkt: „Na, das ist schon ein bißl extrem, find ich!“ Zack! Und da haben wir es schon. Ein Urteil. Ein Urteil, dass uns im weiteren Schritt die Denkrichtung vorgibt. Denn entweder müssen wir uns selbst oder andere uns vom Gegenteil überzeugen oder wir schalten ohnehin ab und halten alles was damit zu tun hat für Blödsinn.
Wie dem auch sei, auf jeden Fall wird unnötig Energie verschwendet, die man für die möglichst objektive Annäherung an das Thema verwenden hätte können. Weg ist sie schon die Chance für Innovation. Alles nur, weil wir es nicht lassen können ständig ein Urteil zu fällen. Gerade bei der Ideengewinnung für die Lösung von Problemen ist es wichtig erst mal kein Urteil abzugeben, um möglichst weit denken zu können. Eine Idee später abzuschießen geht immer noch, aber sie erst gar nicht zuzulassen beschneidet Innovation.
3. GEDULD
Im Innovationsprozess bedeutet Geduld hinzunehmen, dass die richten Antworten nicht immer sofort kommen. Das man auch mal scheitern darf und das ok ist. Das sich nichts von heute auf morgen ändert. Deswegen braucht es eine Portion Gelassenheit.
4. NICHT-STREBEN
Das klingt jetzt nach einem Widerspruch, denn gerade mit wenn es um Innovation geht, streben wir danach etwas zu verbessern, zu lösen oder zu erschaffen. Aber gerade am Beispiel der Grundlagenforschung oder der ungerichteten Innovation, wie es Markus Hengstschläger vor kurzem beim Austrian Innovation Forum genannt hat, sieht man wie Antworten auf Fragen entstehen, die man noch gar nicht kennt und nach diesen kann man nicht streben. Ganz im Gegenteil, je mehr man es tut, desto weiter entfernt man sich von echter Innovation.
5. NICHT-ANHAFTEN
Nicht-Anhaften ist der Bruder des Anfängergeistes. Denn nicht anzuhaften an Ansichten, Denkmuster und Verhaltensweisen hilft uns alles aus der Anfängerperspektive zu betrachten. Im Bezug auf Innovation können wir uns vom Status Quo ohne Wehmut trennen, indem wir ihn loslassen und mit dem Geist frei bleiben.
6. ANERKENNEN
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Soll heißen: Wir sollten uns nicht selbst belügen und etwas nicht wahrhaben wollen. Dein Unternehmen ist nicht mehr up to date, wenn es darum geht die aktuellen Kundenwünsche zu erfüllen, du aber liebst dein Produkt so sehr? Statt sich immer wieder von Jahr zu Jahr durchzuwurschteln und dagegen anzukämpfen, dass die Kunden doch nur das Produkt oder die Marke oder was auch immer besser verstehen müssten, könnte man auch anerkennen und akzeptieren, dass man falsch liegt. Statt unnötig Energie zu verschwenden, könnte man neue Wege beschreiten.
7. VERTRAUEN
Das ist ein ganz heikler Punkt. Denn hier geht es um das Vertrauen in uns selbst. Vertrauen in unsere Intuition, unser Bauchgefühl und das haben wir im Rahmen der Digitalisierung immer mehr zur Seite geschoben. Daten und Fakten sollen alles richten, damit wir ja keine Fehler machen, sonst werden wir wegrationalisiert und von Robotern ersetzt. Dankschön digitale Transformation! Dabei haben wir in einer komplexen Welt gar keine andere Chance als auf unsere Intuition zu vertrauen, denn sie ermöglicht es uns Entscheidungen zu treffen ohne vollständig informiert zu sein. Innovation hat verdammt viel mit Bauchgefühl zu tun und mit Mut darauf zu hören. Intuition ist auch (noch) der große Vorteil, den wir Maschinen und künstlicher Intelligenz gegenüber haben. Von der Natur über Millionen Jahre entwickelt. Darauf sollten wir vertrauen.
Übung macht den Meister
Mit diesen sieben Grundhaltungen lassen sich Innovationsprozesse wesentlich leichter gestalten. Ich hoffe sie helfen auch euch.
Ich muss jedoch eines erwähnen: Diese Haltungen kommen nicht von alleine. Es heißt üben, üben, üben. Das fällt mir natürlich leicht, mit Jürgens Meditationsstudio gleich nebenan. Es zahlt sich jedoch aus. Je mehr man sich dem achtsamen Geist nähert, desto leichter kommt man nicht nur zur Innovation, sondern auch zu einer gelasseneren inneren Haltung in jeder Lebenssituation, denn digitale Transformation braucht auch menschliche Transformation.
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