In unserer Gesellschaft werden wir darauf gedrillt, alles so zu machen, wie es uns gesagt wird – Fehler sind und bleiben Fehler. Und es muss alles immer ganz schnell gehen. Doch will man ausgeklügelte Innovation, dann braucht es dafür Zeit. Dass es auf lange Sicht effizienter ist, sich ausreichend Zeit zu nehmen, mag vielleicht nicht völlig überraschen, wird aber selten in vollem Umfang so praktiziert. Zumeist sollte Innovation “bitte ganz ganz schnell” entstehen – und das bitte auch noch fehlerfrei. Aber es ist nicht alles ein Fehler, Misserfolg oder Irrtum, was nicht perfekt funktioniert. Wenn man nach neuen Lösungen sucht und zur Innovation beitragen möchte, dann braucht man die Freiheit, auch Ideen auszutesten, die nicht ausgereift sind. Wir müssen uns überwinden und einsehen, dass es in solchen Situationen gut sein kann zu scheitern. Fehler weisen auf etwas Unerwartetes, Unbekanntes hin, das zu lernen nur durch dessen Auftauchen möglich ist. Es ist alles Teil des (Lern-)Prozesses und man darf keinesfalls aufgeben! Den Outcome muss man dann analysieren und mit dem gewonnenen Wissen den nächsten Schritt planen und anpassen. Es kann und muss nicht immer alles beim ersten Versuch perfekt passen. Was man hierfür aber braucht ist Zeit und Geduld – was ebenfalls etwas ist, das wir in unserer Gesellschaft selten zur Verfügung gestellt bekommen.
Kein Versuch ist ein Misserfolg wenn man daraus neues Wissen generiert.
Wie funktioniert das?
Es hilft vielleicht, wenn man sich das Ganze wie Forschung vorstellt: Es geht darum, eine Hypothese zu definieren, diese zu testen und dann basierend auf den Resultaten zu adaptieren. Experimentieren ist hier das Schlagwort.
Das praktische daran eine Hypothese mit Prototypen auszutesten ist, dass man hier viel Spielraum bekommt um an verschiedene Ziele zu gelangen. Um richtig testen zu können, benötigt man natürlich eine Testgruppe, bestehend aus Personen der Zielgruppe, die man sehr stark miteinbezieht, um bessere und perfekt angepasste Endresultate zu bekommen. Es stellt sich natürlich die Frage, was das Ziel des Ganzen ist: Will man eine Hypothese austesten oder schon ein fertiges Produkt präsentieren? Ist es das Erstere, hat man die Möglichkeit, den Prototypen gezielt provokativ zu gestalten. So kann man gezielt sogenannte „Fehler“ einbauen, um die User zu verwirren und sie dadurch zum Umdenken zu bewegen. Dabei werden unerwartete Fragen aufgeworfen und tiefgründige Diskussionen angeregt. Daraus können dann ganz neue Ansätze und Denkweisen entstehen, die zu einer maßgeblichen Verbesserung der folgenden Hypothesen und Prototypen führen können.
We fail fast, we redefine, we prototype like we’re right, we listen like we’re wrong.
Mike Press in „Design as Research – The Resourceful Social Expert: Defining the Future Craft of Design Research“
Deswegen muss man sich vollkommen davon trennen, dass es etwas wie Scheitern gibt. Es gibt nur das Lernen aus getesteten Hypothesen, welches man dann für die Anpassung dieser verwendet.
Aber wieso fällt uns das so schwer?
Das ist natürlich alles leichter gesagt als getan. Gerne schiebt man dann auch neue Herausforderungen vor sich her, da man Angst hat zu scheitern. Ich tu mir hier auch selbst oft noch schwer. So sehr ich es auch als richtig und zielführend sehe, ist es doch schwer, dem Unterbewusstsein zu vermitteln, dass aus Versuchen und Irrtümern Großartiges entstehen kann. Das Problem ist, dass wir alle nicht perfekten Ergebnisse als gescheiterte Versuche ansehen. Dabei sollten wir sie als normale Zwischenschritte und als Lernprozess anerkennen. Die erstbesten Ideen sind nun mal nicht die ausgeklügeltsten. Erweitert man seinen aktuellen Wissensstand und sein Fähigkeitslevel kommt man danach mit Sicherheit zu noch besseren Lösungen.
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