Derzeit ist wiedermal in einem Teil der Webdesigner-Blogosphäre eine spannende Diskussion über barrierefreie Webseiten bzw. deren Zugänglichkeit zugange. Da möchte auch ich meinen Blogbeitrag-Senf dazugeben.
Meine Sicht der Dinge
Barrierefreies Internet braucht man heute nicht mehr vielen zu erklären. Es ist mittlerweile sogar weitgehend in IT-Departments vorgedrungen – auch wenn die Umsetzung dort wiederum ein anderes Thema ist. Wie immer wieder erwähnt, werden klare Richtlinien oder Vorgaben für Webgestalter vermisst. Nun gut, es gibt die äußerst wichtige Arbeitsgrundlage des W3C, nämlich die Web Content Accessibility Guidelines – mittlerweile in der 2. Version. Ich habe sie gelesen und so gut als möglich zu verstehen versucht. Aber um ehrlich zu sein, dieses Dokument ist selber nicht zugänglich, zu verschachtelt. Die Richtlinien zur barrierefreien Gestaltung von Internetauftritten sind eine Empfehlung, so sehe ich es auch. Warum? Da muss ich ausholen.
Vor gut 8 Jahren habe ich Webdesign zu meinem Beruf gemacht. Dafür hatte ich nicht die Möglichkeit ein Informatik- oder Grafikstudium als Grundlage zu genießen. Viel mehr habe ich zuvor jahrelang als DJ und/oder Barkeeper meine Brötchen verdient – ein buntes Leben für einen kreativen Bastler. Umso bedächtiger war der Zugang zur Webgestaltung. Ich habe mit heute verteufelten WYSIWYG-Editoren wie Dreamweaver meine 1. Schritte versucht. Als ich entdeckt habe, dass diese Variante meinen Designvorstellungen nicht gerecht wurde, habe ich mir jede Menge Bücher gekauft und mindestens 2 Jahre meines Lebens investiert, um weg vom Tabellendesign hin zu einem ordentlichen handgecodeten Frontend zu gelangen. Schwierig neben dem normalen Berufsalltag ohne passende Ausbildung – aber dafür intensiver und mit viel Leidenschaft! Stein auf Stein. Neben semantischem Web ist mir der Begriff Barrierefreies Internet 2004 zum ersten Mal untergekommen.
Es hat sich viel getan in den letzten Jahren
Damals war valider Code und Skalierbarkeit das höchste Gut. Heute ist es schon fast scho wieder passe’, die aktuellen Browser skalieren die gesamte Webseite inkl. Bilder. Immer wieder kommt etwas Neues dazu – Farbkontraste, Sprungmarker, Abkürzungen, und mehr. Es hört nie auf. Als besonders wichtig erachte ich den Dialog mit betroffenen Usern. Denn nur von ihnen bekommt man nützliche Informationen aus erster Hand darüber was wirklich gebraucht wird. Schließlich geht es in erster Linie um die optimale Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen bzw. Einschränkungen. Technische Vorteile, wie Suchmaschinenoptimierung oder die Darstellung auf mobilen Endgeräten, sind nur ein Nebeneffekt. Die Kostenersparnis ist ein tolles Managementargument, nutzt dem eingeschränkten User aber auch herzlich wenig.
Was ich mit all dem meine? Trial and Error – Erfahrung und Ausprobieren ist meine Lösung. Es gibt keine perfekte goldene barrierefreie Weblösung. Aber es gibt viele gute Lösungsansätze, die man bedenken sollte. Ich möchte mich nicht auf die WCAGs berufen, die helfen mir nicht. Aber Ausprobieren, Scheitern und immer wieder Neues dazuzulernen ist mein Ansatz. Es gibt keine definitiven Barrierefrei-Spezialisten, denn jeder kann durch seine Versuche zum Allgemeinwissen beitragen. Und durch geteilte Erfahrungen verbessert sich das barrierefreie Web noch umso mehr. Ärmel hochstrecken: Webdesign und insbesondere Barrierefreies Webdesign ist ein stets wachsender Prozess, der durch Eigenerfahrung und Diskussionen wachsen sollte. Genauso wie sich das Internet weiterentwickelt in seinen technischen Möglichkeiten, so entwickelt sich auch das Webdesign mit – es kann und soll daher auch nicht zu einem in Stein gemeißelten Regelwerk kommen, denn das wäre unflexibel und würde den Fortschritt bremsen.
Darum sage ich: Der Weg ist das Ziel!
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