Der Chef der oppositionellen, rechtskonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit Polens, Jaroslaw Kaczynski, hatte in einem Interview für die Partei-Website www.pis.org.pl erklärt, dass sich Internet-Benutzer leicht manipulieren ließen, Bier trinken und sich Pornofilme im Web anschauen würden. Laut PR-Experten ist die Aussage des Ex-Ministerpräsidenten „das Schlimmste“, was der PiS seit der verlorenen Parlamentswahl vom Oktober 2007 passiert sei. Eine richtige PR-Katastrophe.
In dem Interview äußerte sich Kaczynski kritisch über die Idee, bei Wahlen die Stimmenabgabe im Internet zu ermöglichen. „Ich bin nicht positiv dazu eingestellt, dass ein junger Mensch, der vor einem Computer sitzt, sich Filme und Pornografie anschaut sowie Bier trinkt, abstimmt, wenn er vielleicht dazu Lust hat“, sagte der PiS-Chef.
„Das zeigt, dass Jaroslaw Kaczynski im 19. Jahrhundert stehen geblieben ist, während die Welt vorwärtsgegangen ist. Das zeigt, warum er verloren hat“, kommentierte Eryk Mistewicz, Experte für Polit-Marketing, gegenüber der Zeitung „Dziennik“. Menschen, die zwar wüssten, wer Cicero war, aber nicht , was Google sei, würden verlieren.
Ruhestand
Der Soziologe Jaroslaw Flis meinte gegenüber der Zeitung, dass der PiS-Chef mit seiner Aussage am meisten sich selbst schade. „Diese Äußerung ist ein Zeichen der Trennung Kaczynskis von der Realität. Vielleicht ist es schon Zeit, in den politischen Ruhestand zu terten“, so Flis.
Jaroslaw Kaczynski gilt als Mann mit Phobien gegen fortschrittliche Technologien. Im Wahlkampf war ihm im vorigen Herbst vorgehalten worden, er verfüge weder über einen Führerschein noch über ein eigenes Bankkonto noch über ein Handy.
Ein extrem schlechtes Beispiel, wie Politik und die neuen Medien nicht Hand in Hand gehen.
(Quelle: APA)