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Wo ist meine Arbeit hin?

25. Mai 2017, von Sarah
Wo ist meine Arbeit hin Titelbild

Ich beschäftige mich nun schon seit 2008 mit der Web-Programmierung und bin seit 2011 beruflich darin tätig. Manchmal denke ich zurück an die “guten alten Zeiten”, als man als Web-Developer noch alles in den Händen hatte und auch alles selber machen konnte: von HTML, CSS und Javascript über PHP, Datenbanken und der Integration von Third Party Schnittstellen. Mittlerweile hat sich dies geändert – ein Grund, neben technischen Entwicklungen und Änderungen des Entwicklungs-Stacks, dafür ist, dass wir keine kleinen Websites mehr machen, sondern an großen Digital-Projekten und -Anwendungen arbeiten, die oft gar nichts mehr mit einer klassischen Website zu tun haben.

Früher, als die Straßen nicht geteert und die UNO Karten schwarz/weiß waren

Vor etlichen Zeiten war ich kurzzeitig die einzige Programmiererin hier bei Liechtenecker. Klar, dass ich da auch für die gesamte Programmierung zuständig war. Aus jedem Bereich beherrschte ich das Notwendigste, was zu jener Zeit auch immer ausreichend für einen erfolgreichen Live-Gang war (zugegeben, manchmal war es schon knapp). Nach und nach versammelten sich immer mehr Programmierer unter dem Liechtenecker Banner und langsam, aber stetig, konnten Aufgaben aufgeteilt werden. Dadurch entwickelte jeder seine Vorlieben für bestimmte Gebiete und es formierten sich Frontend- und Backend-Entwickler bei Liechteneckers. Trotzdem gab es immer noch Projekte, die ein Entwickler alleine umsetzen konnte – das waren damals vor allem CMS Seiten und Facebook Applikationen. Wenn es galt, ein größeres Projekt umzusetzen, das die Leistung von mindestens einem Frontend- und einem Backendprogrammierer erforderte, war es immer ein wenig mühsam: Wer programmiert welchen Teil? Gehört das jetzt zum Frontend oder zum Backend? Wie treffen wir aufeinander? Wie schaffen wir ein einheitliches Datendesign? Und so weiter und so fort.

Da bedurfte es einiger Meetings, bzw auch die Ausarbeitung von etlichen Richtlinien und Guidelines, um hier wertvolle Zeit einsparen zu können. Aber gerade deswegen hatte man mehr Kontakt zu den Programmierern aus der anderen “Abteilung”, man konnte und musste mehr miteinander entscheiden und planen und verlor so auch nie richtig den Bezug zu den anderen Arbeitsbereichen. Programmieren zu dieser Zeit erschien mir gemeinschaftlicher, aber nicht so effizient wie wir es heute betreiben.

Heute – Das Konglomerat hat seine Grenzen

Durch stetige Entwicklungen im technischen Bereich – und auch durch Veränderungen bei uns Liechteneckers –sieht die Sache heute ganz anders aus. Mittlerweile gibt es eine fast strikte Trennung zwischen Frontend und Backend und wenn es sich doch mal vermischt, kommen Fragen wie: “Wie schreibt man nochmal den PHP Tag?”, oder “Wie ist denn das jetzt mit diesem SASS, mein CSS Wissen ist sowas von 2012…!”. Diese Trennung gibt es bei uns nicht, weil wir einander nicht mögen, oder weil wir glauben besser zu sein als die anderen: PHP und auch Javascript haben sich in den letzten Jahren ziemlich verändert – früher noch als Kiddy-Scriptsprachen belächelt, bieten sie immer mehr Elemente aus “richtigen” Programmiersprachen – schon allein die Macht, nun Klassen und fast alle ihre Vorteile nutzen zu können, setzt nicht nur fundierte Programmierkenntnisse voraus, sondern formen den Code in ein lesbares Gesamtkunstwerk – da ist gedankenloses Zusammenschustern von Codeschnipseln à la Spaghetticode nicht tragbar!

Unsere Frontend-Entwickler verwenden vermehrt das Javascript Framework Angular – was so ausgeklügelt ist, dass das Javascript-Wissen der Backend-Leute nicht mehr ausreichend ist. Genauso ist es umgekehrt mit dem PHP Framework Laravel, da kennen sich unsere Frontendler auch Nüsse aus.

Ich persönlich habe mir diesbezüglich öfters die Frage gestellt: Wo ist meine Arbeit hin? Viele Dinge, die ich früher als Backend-Programmiererin umgesetzt habe, oder bei denen mich die Jungs vom Frontend gebraucht hatten, sind weg. Also, sie sind nicht komplett verschwunden, aber ich werde für viele Aufgaben nicht mehr gebraucht, da die Umsetzung mit Javascript teilweise viel einfacher und auch logischer ist. Heute programmieren Christoph und ich hauptsächlich Schnittstellen, die unsere Javascript-Entwickler verwenden. Es poppen aber auch neue Bereiche auf, in die wir eintauchen, wie beispielsweise Chatbots, bei denen wir ganz ohne Frontend-Programmierung auskommen und sich auch für uns neue Konzepte und Wissensbereiche erschließen.

Ich habe also noch Arbeit, nur sieht diese jetzt nicht mehr so aus wie noch vor ein paar Jahren.

Javascriptler an die Macht

Auch wenn es vielleicht nicht danach klingt – ich finde diese Entwicklungen zur Web-Vorherrschaft der Javascript-Entwickler durchaus gut. Diese kommen langsam, aber sicher, aus ihrem falschen Rollenbild der Stackoverflow-Skript-Copy-Paster heraus und zeigen, dass auch sie einen Platz in den heiligen Reihen der Entwickler verdient haben. Was man auch nicht vergessen darf, ist, dass mit Sprachen wie node.js auch alle Türen offen stehen mit Javascript im Backend zu fungieren!

Wir Backend Junkies entwickeln uns dafür noch ein Stückchen weiter zu den “richtigen” Software-Entwicklern – Planung, Architektur, Wart- und Testbarkeit, Theoretische Informatik, Security, Scalability, Agility, Continuous Integration und Delivery, Automatisierung, Machine Learning, der ganze DevOps Bereich etc sind wichtigere Themen als je zuvor und, da wir jetzt mehr Zeit für unser Fach haben, können wir uns auch stetig in diese Richtung weiterentwickeln und viel Neues lernen.

Mein Schuh ist nicht dein Schuh, auch wenn er genauso aussieht

Natürlich kann ich hier nicht für alle sprechen. In anderen Firmen laufen die Dinge wahrscheinlich etwas anders, trotzdem denke ich, dass dieser Wandel in irgendeiner Form für jeden in diesem Bereich zu spüren ist. Es gibt die eierlegende Wollmilchsau nicht – nur die allerwenigsten können Experten im Bereich Frontend und Backend sein, was auch vollkommen in Ordnung ist. Vor einigen Jahren hätte man als reiner Frontend/Backend Developer noch eher Probleme bei der Jobsuche gehabt, mittlerweile ist das vielen Arbeitgeber schon bewusst, dass es hier eine Trennung der Kompetenzen gibt – vor allem wenn man große Projekte gut und effizient umsetzen möchte.

Es gibt keine eierlegende Wollmilchsau – die allerwenigsten können Experten im Bereich Frontend und Backend sein.

Der lange Weg, seine Einfahrten und die darauf rasenden Fahrzeuge

Die Reise der Webdevs ist noch lange nicht abgeschlossen – obwohl wir schon so einen weiten Weg hinter uns haben. Wir fungieren hier in einer immer komplexer werdenden technischen Arbeitswelt, die jährlich etliche Neuerungen mit sich bringt und Altes hinter sich lässt. Vor allem als New Kid kann man hier ziemlich schnell überfordert sein – wo fängt man an zu lernen? Dazu hat Christoph eine gute Infografik gefunden – also, falls jemand Startschwierigkeiten hat, oder jemanden kennt, der jemanden kennt, der nicht so recht weiß wo bei der Webentwicklung oben und unten ist, dem sei dieser Link ans Herz kopiert: https://github.com/kamranahmedse/developer-roadmap
Zu allerletzt sei noch gesagt: Auch wenn wir Webentwickler uns mittlerweile in unterschiedliche Gefilde gewagt haben, wir arbeiten und begeistern uns im Grunde für dieselbe Sache. In ein paar Jahren wird jedoch der Begriff Webentwickler vielleicht genauso angestaubt sein, wie die alten Rollschuhe in meinem Keller – es werden sich noch weitere unterschiedliche Arbeitsbereiche bilden und der Begriff Webentwickler wird noch weniger Aussagekraft haben als heute.

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Sarah

Meine Rolle bei Liechtenecker: - Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: - Mein Herz schlägt für: -
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