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Technologische Prophezeiungen und ihre Makel

12. Januar 2018, von Maja
Technologische Prophezeiungen und ihre Makel

Ich erzähle euch dauernd etwas über Zukunftsvisionen, jedoch soll es in diesem Artikel um Zukunftsvorhersagen gehen. Es ist gar nicht so leicht diese zu äußern. Denn, wie kann man sich schon sicher sein, was wirklich in der Zukunft passieren wird? Bei Zukunftsvisionen hat man es doch etwas einfacher, da man einfach seine Meinung, über verschiedenste Zukunfts-Szenarien die möglich wären, äußern kann. Aber will man etwas prophezeien, dann sollte man sich schon sicher sein, dass es auch so geschehen wird. Man will ja nicht am Ende dumm dastehen. Wer erinnert sich jedoch noch daran, was jemand vor fünf bis zehn Jahren gesagt hat? Wohl kaum jemand, zumindest hoffen das die Meisten, die mit ihren Vorhersagen falsch gelegen haben 😉 Ein Zeitfenster, das über die nächsten 5-10 Jahre aufgespannt wird, fühlt sich unmittelbar und greifbar an, ist aber weit genug entfernt, um Fehleinschätzungen wieder rechtzeitig vergessen zu lassen. Immer wieder lese ich darüber was in den nächsten fünf bis zehn Jahren passieren wird. Meistens hab ich jedoch das Gefühl, dass diese zeitlichen Angaben einfach verwendet werden um eben das vorhin beschriebene Phänomen zu nutzen, sich weder sofort falsifizierbar zu machen, noch in einer bedeutungslos fernen Zukunftsschwelgerei zu verenden. Der Weg in Richung der Prophezeiungen mag eingeschlagen sein, die Dauer bis zu deren Erfüllung aber oftmals einfach noch nicht einzuschätzen. Da ist man vorerst mit der Einschätzung „in fünf bis zehn Jahren“ zumindest in guter Gesellschaft 😉

 

In naher/ferner Zukunft wird alles/nichts geschehen.

Die glorreichen nächsten fünf bis zehn Jahre

Auch Slate hat bemerkt, dass Prognosen sehr gerne für die nächsten fünf bis zehn Jahre ausgestellt werden und hat dazu eine Liste an Zitaten erstellt. Hier ein paar meiner Lieblings-Aussagen:

  • Five to 10 years from now, there are going to be people who will work eight hours or more a day at a keyboard,” Ottenjan said. “They will need to be able to adjust the tabletop, arrange the seating, remove the glare from the screen.” Gary Ottenjan, April 2, 1990, Computer World
  • “Skorman says that in the next five to ten years technology will allow film fans to download movies instantly, directly into their TV or PC screens. And you can bet Reel.com will be one of the first video-on-demand outlets at the starting gate.” Stuart Skorman, Nov. 1, 1997 – Wired
  • “In the next five to 10 years, Klear predicts, solar and wind power will become ‘standard fare for a new home.’ ” Dan Klear, July 14, 2010 – USA Today
  • “Of course, Zuckerberg doesn’t expect us to start going on virtual reality vacations with our Facebook friends overnight. He said in the analyst call that it could take five to ten years before virtual reality is commonplace.” Mark Zuckerberg, March 25, 2014 – MIT Technology Review
  • “We are confident that within five to 10 years people will be able to walk into the chemist and buy an anti-seasickness device. It may be something like a machine that is used for back pain. We hope it might even integrate with a mobile phone.” Qadeer Arshad, Sept. 7, 2015 – Digital Trends
  • “Eventually the engineers want to move RoboBees out of the lab environment into the real world, but it could take another five to 10 years before they are able to fly and swarm on their own.” Harvard Microrobotics Laboratory, June 27, 2016, on robots widely useable for pollination or search and rescue operations – World Economic Forum
  • “Uber believes that investing in flying cars is essential to protecting its business, and envisions full-scale operations of a flying car network launching in 2023.” Uber, April 25, 2017– CNN

IBM 5 in 5 vor fünf Jahren

Auch IBM bedient sich dieses Zukunft-Zeitraumes in ihren 5 in 5 Vorhersagen. Jedes Jahr beschreiben sie fünf Innovationen, die in den nächsten fünf Jahren unser Leben verändern werden. Vor fünf Jahren drehte sich alles um das Thema Big Data (Massendaten). IBM hat vorhergesagt, dass bis heuer mit Hilfe von Big Data unser Stadtleben vereinfacht wird, der Klassenraum individuell auf die Bedürfnisse jedes Schülers eingehen kann, lokale Geschäfte wieder stärker frequentiert werden als Onlineshops, unsere Daten im Internet von einem digitalen Wächter geschützt werden und Ärzte uns alltäglich mit Hilfe von DNA-Analysen diagnostizieren. Mit Big Data sollte die Zukunft vorausberechnet werden und basierend darauf auch verändert werden können. In ihrer Zukunftsvorhersage sahen sie also weitere statistisch hergeleitete Zukunftsvorhersagen.

Und was davon ist nun wirklich eingetroffen? Unser Stadtleben hat sich definitiv verändert mit dem Trend zur Smart City – der schon 2013 sehr groß war. Je nachdem in welcher Stadt man wohnt, kann man das auch miterleben. Die Verwendung von DNA-Analysen zur Diagnostik ist vielleicht nicht alltäglich, jedoch tut sich auch da einiges – allen voran sind natürlich IBM mit Watson. Auch in den Klassenräumen wird vermehrt auf digitale Medien gesetzt – hier kommt es natürlich wieder darauf an, welche Schule man besucht. Was wohl noch nicht eingetroffen ist, ist die Vision, dass wir lokale Geschäfte mehr favorisieren werden als Onlineshops. IBM meinte hierzu, dass lokale Geschäfte von den Gewohnheiten der Kunden im Web lernen werden und das Gelernte so nutzen können, dass sie in ihren eigenen Geschäften das Erlebnis mithilfe von digitalen Medien verbessern. Es gibt zwar ein paar Spielereien aber richtig durchgesetzt hat sich diese Vorhersage nicht. Stattdessen haben sich die lokalen Geschäfte auch ins Internet gewagt und begeistern hier mit ihren selbst geschneiderten Kleidern, frisch geernteten Karotten, und ausgewählten Kinderbüchern. Auch der persönliche, digitale Wächter ist noch nicht da, aber es wird daran gefeilt (ebenfalls bei IBM, aber auch Blockchain könnte hierfür eine Lösung sein). Letztendlich sind alle fünf Prophezeiungen noch nicht vollkommen eingetreten. Natürlich muss man auch beachten, dass nicht nur das was möglich ist ausschlaggebend ist, sondern auch das Interesse der Investoren, Politiker und letztendlich der Masse entscheidet, ob an Innovationen weiter getüftelt wird. Noch sind IBMs Vorhersagen nicht eingetreten  – vielleicht braucht es ja doch noch weitere fünf Jahre 😉

Und was IBM für die nächsten fünf Jahre vorhersagt, könnt ihr hier nachlesen.

peinlich, peinlich

Und zum Schluss will ich noch auf einen grandiosen Fail aus unserer Region aufmerksam machen: Trendforscher Matthias Horx schreibt in seiner im Jahr 2000 veröffentlichten Studie „Die Zukunft des Internets“, dass sich das Internet als Massenmedium neben Radio und Fernsehen nicht durchsetzen werden könne. Es sei zu kompliziert und nur die gebildete Schicht wird sich auch weiterhin damit beschäftigen. Weiters meinte er auch, dass sich E-Commerce nicht durchsetzen wird. Diese – wohl noch öfters zitierte – Prognose soll uns doch eine Lehre sein, vorsichtig mit unseren Zukunftsprophezeiungen zu sein 😉

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Maja

Meine Rolle bei Liechtenecker: Design-Künstlerin, die es liebt über die Zukunft zu spekulieren Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Soziologin oder Zukunftsforscherin Mein Herz schlägt für: Balkone mit Ausblick aufs Meer, Schwimmen und Schokolade
3 Kommentare.
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Florian Reuschel
12. Januar 2018 um 22:34

Erinnert mich an eine grandiose Dokumentation des ZDF aus den 70er Jahren über das Leben im Jahr 2000.
https://www.youtube.com/watch?v=kaGnBNhE2xI
Einige Sachen treffen dabei durchaus zu, aber es macht sehr schön anschaulich, wie beschränkt man in seiner Vorstellung über das Leben (und insbesondere die technischen Gerätschaften) in der Zukunft ist – beschränkt durch die Grenzen dessen, was man aus der Gegenwart kennt. 🙂

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