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Ruhe in Frieden, Webdesigner (R.I.P.)

16. März 2012, von stephan

Eine traurige Überschrift? Nein, eigentlich nur ein Hinweis auf eine neue Epoche. Eine aktuelle Wirtschaftssendung im Fernsehen hat mich zu diesem Blogbeitrag inspiriert. Dort hat eine Webdesignerin von ihrem Arbeitsalltag zu Hause mit einem Kleinkind erzählt. Nein es geht jetzt nicht um diese Story, sondern um die Berufsbezeichnung Webdesigner.
Für mich hat dieser Begriff 2012 gar keine Bedeutung mehr. Ich habe mich früher selbst als solcher bezeichnet, denn der Webdesigner war immer ein Allrounder. Vom Screendesign bis zur Umsetzung, alles aus einer Hand… Sogar das viel belächelte Institut Humboldt bietet tolle Ausbildungen in diesem Bereich an 🙂 Warum klappt das „alles aus einer Hand“ nicht mehr? Das möchte ich hier kurz erklären.

Umsetzung eines Webprojektes 2012

Wenn man aktuelle, professionelle Webprojekte durchleuchtet, sehen eigentlich auch keine Webprofis, dass mittlerweile viel mehr dahintersteckt als eine „bloße“ Webseite.
Nehmen wir uns ein Beispiel zur Hand: http://happycog.com/

Rundum-Kommunikation

Webseiten, oder Dienstleistungen rund um Webprojekte sind mittlerweile sehr komplex geworden, da viel mehr Themengebiete zu einem Auftritt gehören. Es fängt damit an, dass man sich viel gezielter überlegt, welche Story man mit der Webseite erzählen möchte. Da ist schon beim Konzeptionieren sehr wichtig, dass alle möglichen Aussagen der Webseite und die darum liegende Kommunikation bedacht wird. Denn ein Webauftritt ist heute eine Basis für viel mehr. Social Media, Applikationen, Mobile, Online-PR oder andere Online Marketingaktivitäten. Wir sehen, dass wir unsere Kunden rundum beraten müssen, gemeinsam mit Marketing und klassischer Öffentlichkeitsarbeit. Eine Webseite stellt auf keinen Fall ein Alleinstellungsmerkmal  mehr dar. Hier können wir unsere Erfahrungen aus der PR und Social Media gut einfliessen lassen.

User Interface tritt User Experience

Screendesign bedeutet heute nicht mehr etwas „Gefälliges“ zu entwerfen. Früher war es wichtig, dass es schön ist. Oben der Header, links die Navigation etc… Heute ist das Design einer Webseite dermaßen anspruchsvoll geworden. Es geht um wirkliche Illustrationen, gepaart mit echter! Designleistung. Typographie-Wissen spielt eine übergeordnete Rolle. Welche Schriften passen wie zusammen und wie werden die Schriften sinnvoll eingesetzt, damit der User richtig durch die Webseite geleitet wird. Gleichzeitig gibt es starke Trends im Design (Farben, Pattern, Effekte etc.). Dann geht es darum wie man Action-Elemente richtig setzt. Wie verhaltet sich ein Navigationspunkt oder Button. Nette Animationen sind mit CSS3 möglich, aber was nützt es der Usability der Seite. Ebenso ist die UX (User Experience) sehr in den Vordergrund gerückt. Wie und Was erlebt der User mit der Webseite, dies entscheidet sich in Sekundenbruchteilen. Webseiten sind auch schon lange keine statischen Kommunikationsmittel mehr, es sind halbe Applikationen geworden, also ein UI (User Interface) wo User und Webseitenbetreiber miteinander agieren können, hier muss man auch sehr Applikations-getrieben handeln.

Development

Steht das Screendesign, gibt es jede Menge Photoshop-Dateien, mit vielen Beschreibungen und Layern. Der Frontendentwickler kommt nun zum Zug. Heisst, welche Devices und Browser können auf das Ergebnis treffen? Mobil heisst ganz kleine Auflösung oder breiter Bildschirm bedeutet viel Elemente und Platz. Gleichzeitig müssen alte, in die Jahre gekommene Browser bedient werden. Dann gibt es Applikationselemente in einer Webseite, dies kann ein Shop sein, ein Blog oder andere Widgets. Oder es handelt sich natürlich um ganze Applikationen. Hier kommen die Webdeveloper zum Zug.

Marketing

Nach dem Testen und GOLIVE einer Webseite ist es meistens nicht getan. Wie agieren Suchmaschinen mit der Webseite, gibt es eine Suchmaschinenstrategie? Was gibt es für sonstige Themenschwerpunkte oder Kommunikationsmaßnahme. Welche Geschichten werden auf der Webseite erzählt? Hier kommt Social Media auch stark ins Spiel. Redaktionspläne, Dialoge, und Workshops für Autoren. Wie ist die Webseite dann skalierbar, wie kann man die Webstrategie ausbauen..
Hach, ich könnte noch stundenlang erzählen, das ist auch wirklich nur ein grober Umriss des Ganzen. Es gibt Webprojekte die dauern ein halbes Jahr oder länger. Natürlich vereinen sich manche Rollen auch in einer Person, aber der eigentliche Webdesigner kann das alles nicht mehr bewältigen, das kann ich euch versichern. Daher trage ich nun heute den Webdesigner zu Grabe, Ruhe in Frieden, es war eine schöne Zeit, aber nun ist es etwas komplizierter geworden. Amen! und wir spucken in die Hände!

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Stephan

Meine Rolle bei Liechtenecker: langgedienter Frontend-Veteran Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Förster ohne Kontakt zu Menschen! Mein Herz schlägt für: die Arterien.
21 Kommentare.
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25. Juli 2017 um 11:32

Sehr guter Beitrag, dem kann ich nur zustimmen!
Viele Grüße
Sascha

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Robert
14. Mai 2012 um 16:14

Dass man sich viele Spezialisten für die einzelnen Teilgebiete sucht, sehe ich ein; das macht Sinn. Aber wer koordiniert die Gruppe dann? Oder alternativ: Welches Modell bildet das Wissen/die Kompetenz des Allrounders ab, um die Gruppe „auf Linie“ zu bringen (das hat einen nicht beabsichtigten negativen Beigeschmack, deswegen hier in Anführungszeichen;)
Selbst in einem agilen Team gibt es einen Product Owner, der die gemeinsam definierten Ziele zusammenhält. Spätestens er sollte ein Gespür für die einzelnen Aufgaben haben – also der Allrounder.
Wobei ich wohl sagen muss, dass ein „Allrounder“ ja auch kein „Webdesigner“ ist (und neben technischem Verständnis eher Empathie und Organisationstalent mitbringen muss).
So gesehen: Ja, tschüss „Webdesigner“.

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24. März 2012 um 20:31

Da gebe ich dir vollkommen Recht. Wenn man qualitative hochwertige Arbeit abliefern will, geht das nur, wenn jeder das macht, was er richtig gut kann und „alles aus einer Hand“ funktioniert nie richtig gut! Wobei ich sagen muss, dass ich das auch am Anfang gemacht habe aber mir schnell die richtigen Kollegen gesucht habe, damit wir zusammen weiterkommen.

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Andreas
21. März 2012 um 17:02

Interessant ist, dass trotz dieser Entwicklung die meisten Stellenangebote genau diese nicht mehr existente „Eierlegende Wollmilchsau“ suchen – ein nicht zu überbrückender Widerspruch?

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    admin
    22. März 2012 um 11:30

    die gibt es schon lange nicht mehr, natürlich will man als arbeitgeber experten die möglichst viel abdecken. aber die richtigen experten finden wir erst in der neuen generation.

Jo Spelbrink
16. März 2012 um 22:50

Schöner Artikel! Der Webdesigner war mir im klassischen Sinne zu „printlastig“! Ich habe den multimedialen Background darin oft vermisst und daher mich nie wirklich als solcher gefühlt.
Und multimediale Projekte waren immer schon Teamwork!

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16. März 2012 um 14:37

Tja, Spezialisierung heißt das Zauberwort. Und manchmal finde ich das schade,
Trotzdem, schön auf den Punkt gebracht.

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    admin
    16. März 2012 um 15:46

    Das stimmt, ich finde es auch schade, denn früher konnte ich alles alleine bewältigen, jetzt brauch ich ein großes Team dazu 🙂

    17. März 2012 um 21:28

    Auch die Software Industrie entwickelt sich weiter. D.h. Spezialisierung und Componentenorientierung. Die Zeit der Alleskönner ist schon länger vorbei, jedoch haben es viele noch nicht mitbekommen. Der Webdesigner ist für mich trotzdem nicht tot, sondern der erstellt das Design auf Basis eines Konzepts. Design und Konzept sind dann Input für die Umsetzer, hier also Frontend Entwickler (HTML, JavaScript), Backend (CMS, PHP, wasauchimmer). Wenn der Kunde es will, dann kommt noch Marketing und Promotion dazu. Als EPU muß man sich ein Team suchen, die das entsprechend abdecken können.

16. März 2012 um 13:47

klingt nach dem ende der einzelunternehmer in diesem bereich. *am kopf kratz*

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    admin
    16. März 2012 um 15:45

    Ja, ist nur mehr schwer möglich. Einen Punkt seh ich noch, Kleinbetriebe, Tischler, Ärzte usw.. aber selbst da braucht es gute Kommunikation rundherum.

    16. März 2012 um 20:37

    im grunde geb ich dir recht, wobei ich als einzelunternehmer durch 2 dinge weiterbestehen kann.
    1. freelancer für agenturen, denen mind. eine der notwendigen rollen fehlt.
    2. ein netzwerk mit dem ich meine offenen rollen ausgleichen kann.
    und das ganze natürlich in abhängigkeit vom budget.
    die eierlegende wollmilchsau kostet logischerweise auch geld.

    20. März 2012 um 20:58

    Keine Einzelunternehmer, die das Komplettpaket anbieten (wollen). Umso größere Chancen aber für Einzelunternehmer / Freelancer, die flexibel auf neue Trends reagieren und die Agenturen entsprechend unterstützen. Anyway: Sehr guter und vollkommen richtiger Artikel!

    admin
    22. März 2012 um 11:28

    yes genau, zum beispiel user interface experten sind gefragt, oder ux designer

16. März 2012 um 11:26

Tja leider nur eine grobe Bestandsaufnahme ohne Loesungsansatz. Da geht doch noch was.

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    admin
    16. März 2012 um 12:44

    Der Lösungsansatz, ist eine Agentur wie wir, wir haben die Rollen aufgeteilt. Leute aus PR, Designer, Developer, Konzepter, Storyteller usw..

    sue
    16. März 2012 um 13:57

    @dasnordlicht
    die frage ist, ob es dafür eine lösung geben kann in einer person. eher nicht, außer es gibt den einen wunderwuzzi, der sich zerreißt. das heißt, die lösung sind mehr personen, die beteiligt sind.

    16. März 2012 um 16:49

    @Sue: Aber dann ist ja eine der Rolle doch wieder die des Web Designers – oder?

    admin
    16. März 2012 um 18:15

    nö, den gibts heute nicht mehr. zeig mir einen der ein richtig guter designer ist, aber auch html5 kann und dann auch noch mobile sich auskennt usw.. not possible

    Jo Spelbrink
    23. März 2012 um 13:00

    Einen, der alles abdeckt, das hat es nie wirklich gegeben. Kleine Websites sind und waren da die Ausnahme, bei größeren Projekten geht das nicht und war prinzipiell schon immer ein Teamwork.
    Vielleicht hilft diese Illustration von Second Story wie sehr alles im Wandel ist (History):
    http://www.secondstory.com/studio
    /history
    Und Wie sich das Team zusammensetzt:
    http://www.secondstory.com/studio/team
    Man sieht, das Produkt ist ständig im Wandel, und ich kann mir nicht vorstellen, dass einer alles abdecken kann (natürlich ist dieses Beispiel als Agentur viel größer und nur bedingt vergleichbar, aber dennoch irgendwie repräsentativ).
    Anderes Beispiel ist Fantasy Interactive, die waren einst Top-Flasher und jetzt wenn man wieder auf ihre Seite schaut, merkt man, wie sich das alles gewandelt hat.
    Ich glaube, im Web wird es ähnlich sein!

    admin
    27. März 2012 um 09:37

    Super Beispiel!

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