Augmented Reality, kurz AR, ist die Zukunft. Davon bin ich überzeugt. Die Realität wird damit neu gemacht. Es gibt keine Trennung mehr von der Welt der Dinge und der virtuellen Welt der online Informationen. Ich persönlich freue mich auf diese schöne neue Zukunft. Viele stehen jedoch der Informationsflut „raus aus dem eckigen PC Bildschirm in die ‚echte‘ Welt“ kritisch gegenüber. Warum ich positiver Dinge bin und was es für die PR, Werbung, Markenkommunikation bedeuten kann möchte ich hier erläutern.
Mischkulanzen überall, jederzeit
Augmented Reality ist eigentlich nichts neues. Spätestens seit Sony auf seiner Playstation 2003 „EyeToy“ herausbrachte machte die breite Masse Bekanntschaft mit den Möglichkeiten der erweiterten Realität. Mit dem eigenen Körper virtuelle Bretter zerschmettern. Die Vermischung von echtem Umfeld und Wahrnehmung mit virtuellen Inhalten. Doch so örtlich gefesselt sind wir nicht mehr, das Mobiltelefon macht’s möglich. Und nicht nur das Handy, sondern der Boom an mobilen Geräten wie iPad, Playstation Portable oder Ähnliches wird die Zukunft für AR ebnen. Wir können das Virtuelle überall hin mitnehmen oder aber auch an allen möglichen Orten entdecken, wodurch die Kontraste zwischen zwei Welten verschwimmen. Der Alltag wird zur Kulisse. Besonders im Games-Bereich. Computerspiele könnten ihren Weg raus aus den vier Wänden finden. Tags an Häuserwänden lassen Kenner in Spiele einsteigen. Fahrzeughersteller haben das Potential bereits erkannt und bauen Autos, indem das Navigationsgerät, die richtige Route auf die Windschutzscheibe projeziert. Kein Hin- und Hergeblicke mehr zwischen kleinen Naviscreen und Straße. Auf der Straße vor mir, wird mir der Weg gezeigt. Aber auch Printmedien könnten so ihre Rechtfertigung behalten, indem sie das haptische Leseerlebnis mit Zusatzinformationen via AR kombinieren – und damit meine ich nicht QR-Codes, die nicht gerade einladend sind, um aktiv aufgerufen zu werden. Für das Kochrezept in einer Zeitschrift kann man auf dem Screen gleich die Videoanleitung sehen. Bei einer Kinofilmrezession, ist der Trailer aufrufbar. Oder noch weitergedacht, AR kombiniert mit Social Networks. Wer meiner Facebookfreunde liest gerade diesen Artikel. Stellen im Artikel markieren und kommentieren für meine Freunde und darüber diskutieren und das an einem sonnigen Tag von der Terrasse aus mit dem Kaffee am Frühstückstisch. Ich persönlich liebe ja Magazine – Zeitungen mag ich weniger – und würde auf das Leseerlebnis nicht verzichten wollen. Auch nicht durch ebook-Reader oder Ähnliches. Mit AR müsste ich das auch nicht, könnte aber dennoch noch mehr entdecken.
Erweiterte Öffentlichkeit
Platons Höhlengleichnis bekommt mit Augmented Reality eine neue Bedeutung. Er sagt, die Dinge, die wir im Alltag als real wahrnehmen, sind nur Abbildungen des wahren Seienden. Oh ja, wie treffend. Ein Frisörsalon ist von außen betrachtet nur ein Ort, von dem ich weiß, dass ich wohl dort eine bestimmte Leistung bekomme. Mit AR kann ich jedoch hinter diese Sinneswahrnehmung verknüpft mit Erfahrungswerten blicken. Wer besucht diesen Frisör regelmäßig? Gibt es Empfehlungen von welchem Angestellten man sich am besten die Haare schneiden lassen sollte? Gibt es ein aktuelles Angebot? Wie soll ich mir die Haare schneiden lassen? Unternehmen können es selbst in die Hand nehmen wie sie an dieser Entwicklung teilnehmen. Mit Foursquare und Gowalla sind manche der oben gestellten Fragen meist bereits zu beantworten, wenn User den Ort angelegt und Tipps hinterlassen haben. Aber in einer Applikation auf meinem mobilen Endgerät. Mit AR kann diese ganze Information auf der Hausmauer stehen, natürlich auch über eine Applikation abrufbar, dennoch verknüpft mit dem real Sichtbaren. Der Frisör könnte die neusten Frisurentrends dort anzeigen oder User könnten dort Bilder posten von ihrem Style-Ergebnis nach Friseurbesuch. Der Vorteil hier: Es müssen nicht Unmengen von Papier gedruckt werden und weggeworfen, wenn die Information darauf veraltet ist, sondern sie kann immer wieder upgedatet werden.
Ein weiteres Beispiel, Logos auf T-Shirts. Jeder hat bestimmt zumindest ein Kleidungsstück, auf dem das Logo des Herstellers prangert. Diesel hat gerade viel Aufmerksamkeit erregt mit deren neuen Videokatalog. Aus einem Video heraus, kann man die Kleidung der Protagonisten näher betrachten, an Freunde weiterleiten und natürlich auch kaufen. Man stelle sich nun vor, man sieht auf der Straße eine Person, die ein unglaublich tolles Kleidungsstück trägt, von dem ich nur allzu gerne wüsste, wo ich das auch bekommen könnte – was mir persönlich oft genug passiert. Handy zücken und mittels AR-Applikation wird erkannt, von wem das Kleidungsstück ist und wo in meiner näheren Umgebung ich es erstehen könnte bzw. kann es gleich online shoppen. Ich denke, die großen Marken werden sich bald darauf stürzen. Aber das wäre auch eine Chance für kleine Designer, die ihre Kunden zu Markenbotschaftern – das Wort bekommt mit AR eine völlig neue Bedeutung – machen und ihre Sichtbarkeit erhöhen können.
Für alle, die jetzt laut aufschreien: „Ich will nicht überall Werbung haben.“ Erstens, das ist ohnehin fast überall schon der Fall und zweitens, mit AR kann man diese Werbung wenigstens ausblenden. Entweder indem ich die Information nicht aufrufe oder mit AR-Adblockern, die es bestimmt auch geben wird.
Was hier in Bezug auf Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, PR möglich ist, wird in Zukunft sehr spannend werden. Sprechen derzeit alle von Social Media Marketing und schießen die Experten dazu nur so aus dem Boden, so könnte es bald die Disziplin Augmented Relations geben. Ich freue mich darauf und auf neue kreative Konzepte aus diesem Bereich.
AR Beispiele
Zum Abschluss noch zwei sehr schöne Videos, die Augmented Reality zeigen.
Das erste: Mit Wikitude das World Trade Center betrachten. „It’s not there but it’s there.“ 🙂
Das zweite: Ein Projekt einer Architektur-Master-Klasse, die sich mit den sozialen und architektonischen Konsequenzen von New Media und Augmented Reality auseinandergesetzt haben.
Was meint ihr zu Augmented Reality? Welche Beispiele gefallen euch oder eben nicht?
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