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Awwwards Conference 2014

19. Februar 2014, von stephan

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Die Awwwards Conference 2014

So schnell wie sie gekommen ist, ist sie auch wieder vorbei. 1 1/2 Tage durfte ich beim (kleinen) Branchentreffen der internationalen Webdeveloper & – designer Szene in Paris dabei sein. Den Vorbericht zur Awwwards Conference 2014 könnt ihr hier nachlesen.
Zehn Vorträge & Agenturvorstellungen und einige Kaffee- & Lunchpausen liegen hinter mir – Zeit ein Fazit zu ziehen.

Die Location

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Die Awwwards Conference 2014 fand direkt im (zugegeben) riesigen Zentrum von Paris im „Victoire Centre d’Affaires“ statt. Das rund 250-300 Personen bietende Auditorium schaffte eine angenehm persönliche Atmosphäre und der große Loungebereich davor war der ideale Platz für das Networken in den Pausen. Leider war das bereitgestellte WLan nicht auf die Menge von Devices eingestellt, die sich zeitweise mit dem Internet verbinden wollten. Während die Verbindung am ersten Tag noch relativ glatt lief, brach das Netz am zweiten Tag kurz nach Konferenzbeginn komplett zusammen (und erholte sich auch bis Konferenzende nicht mehr).

Tag 1

Genug mit den Rahmenbedingungen. Das wirklich Wichtige bei einer Konferenz sind natürlich die Vorträge:
Der erste halbe Tag war von der Keynote und zwei Agenturvorstellungen geprägt. Die beiden Agenturen Ultranoir aus Frankreich und Hello Monday aus Dänemark (und einem Office in New York) gaben einen interessanten Einblick in ihre Agenturphilosophie, ihre kreativen Prozesse und ausgesuchte Beispielprojekte.
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Besonders Hello Monday wirkte dabei mit ihrer Philosophie rund um „Hello Monday Currency“ (einer intern eingeführten Währung, die bei der Entscheidungsfindung für oder gegen ein Projekt mittels den drei Säulen „Fun, Fame und Fortune“ helfen soll) und dem Dreieck, das nach ihrer Meinung die Beziehung zwischen Agentur, Kunden und Benutzer beschreibt, sehr sympathisch.
Auch wenn die Agenturpräsentationen generell interessant waren, arteten die Vorstellungen der einzelnen Projekte sehr schnell in eine Aneinanderreihung von kurzen und relativ aussagelosen Folien über eingesetzte Fonts und grafischen Elementen aus. Auf Workflow und besondere Herausforderungen wurde meiner Meinung nach leider etwas zu wenig eingegangen.

Tag 2

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Zugegeben, nach dem ersten Tag hatte ich etwas die Befürchtung, zwar viel über andere Agenturen und deren Mitarbeiter und Einstellungen zu lernen, wirklich wichtige Erkenntnisse dabei aber nicht finden zu können. Meine Befürchtungen sollten sich alles andere als bewahrheiten: Tag 2 war komplett anders aufgebaut als der erste Tag und bestand aus einzelnen, leider etwas zu kurzen Fachvorträgen, die sich vor allem mit den Themen Ideenfindung, Kreativität und technische Aspekte der Webentwicklung beschäftigten. Zu kurz deshalb, weil nahezu alle Vortragenden kämpfen mussten, ihr Programm in der vorgegebenen Stunde unterzubringen.
Den Anfang machte Bruce Lawson mit seinem Vortrag über HTML.next and CSS3 for Web Delighterfication in 2014. Bruce Lawson war der perfekte Start in den Konferenztag, weil er (nicht als einziger) an diesem Tag zeigte, dass Webentwickler und -designer längst nicht zu der ruhigen Sorte gehören müssen. Er begeisterte mit einem impulsiven und praxisnahen Vortrag über neue Möglichkeiten in HTML5 (und der nächsten HTML Version, HTML.next oder einfach nur HTML) und CSS3, die noch dieses Jahr für uns Developer einsetzbar sind: Flexbox (und die weniger bekannten Unterschiede der Flexbox-Versionen von 2009 und 2011), den Attributen lazyload und postpone, CSS will-change, Lazy Block Layout (welches enorme Performancesteigerungen ohne Zutun der Developer beim Rendern des DOMs verspricht), neuen CSS Selektoren (Level 4) mit Zugriff auf den Parent, CSS Regions, Multicolumns, Filtern, Adaptive Images und Appcache. Sollte er recht behalten und all diese Technologien noch dieses Jahr in unsere Browser Einzug halten, werden wir natürlich für euch hier am Blog darüber berichten.
Neben den rein technischen Aspekten ging Bruce, der bei Opera beschäftigt ist, auch auf sehr interessante Hintergründe und Entscheidungen in Bezug auf die Weiterentwicklung von Opera & Chrome (die sich beide die Renderengine Blink teilen) ein. Wahrscheinlich der interessanteste und lehrreichste technische Vortrag des Tages.
Den zweiten Vortrag des Tages hielt Simon Collision, ein erfahrener Webdeveloper und Autor. Er reflektierte über die Veränderung in der Weblandschaft seit dem Erscheinen seines Buches über CSS im Jahre 2006. Dabei ging er etwas auf seinen eigenen Workflow ein und gab Einblicke in zwei intern entwickelte Frameworks (basierend auf SASS und nach den Prinzipien in SMACSS aufgebaut).
Anschließend sprachen Christopher Murphy und Nicklas de León Persson über How to be creative. Dabei gingen sie auf ihren, aus der Arbeit von James Webb Young und seinem Buch A technique for producing Ideas aus dem Jahr 1965 entwickelten, Prozess der Ideenfindung ein. In einem beherzten Vortrag appellierten die beiden, nicht zu glauben, gute Ideen entstehen einfach so. Ihrer Meinung nach erfordern Ideen – wie alles andere Gute auf der Welt – viel Zeit und Arbeit:
Der erste und zeitraubendste Schritt besteht darin, Informationen zu sammeln. Dabei geht es aber weniger um gezielte Recherche rund um das Themengebiet des Projekts, sondern viel mehr um ein natürliches Interesse des Ideensuchers an möglichst vielen, nicht mit dem Thema verwandten Themengebieten. James Webb Young war der Ansicht, jede wirklich kreative Person kann sich für jedwede Aspekte – seien es ägyptische Bestattungsbräuche oder moderne Kunst – begeistern. Ist das Rohmaterial gesammelt, muss es verarbeitet und „verdaut“ werden. Dabei muss der Kreative aber nicht versuchen, bereits eine Idee zu generieren. Danach sollte Abstand vom Thema genommen werden und der Ideensuchende sollte sich mit etwas anderem wie Sport, Kochen oder Schlafen beschäftigen und auf den nächsten Schritt warten: Den „Heureka!“-Moment – den Moment, in dem die Idee einfach so kommt. Auch wenn man glauben könnte, die Idee wäre dabei einfach so zugeflogen, sind Murphy und Persson der Ansicht, dass eine wirklich gute Idee nur durch die vorangegangene Arbeit möglich ist. Der letzte und nicht weniger wichtige Schritt besteht darin, die geborene Idee in die Welt hinauszutragen und ehrliches Feedback von Mitarbeitern und Freunden einzuholen – denn nicht selten passiert es, dass die Idee zunächst besser scheint, als sie wirklich ist.
Murphy und Persson hielten einen wirklich sehr inspirierenden Vortrag, der mich motivierte vor dem Heimflug das Buch von James Webb Young (welches nur sehr wenige Seiten hat) zu kaufen und im Flugzeug auszulesen.
Weiter ging es mit Anonymous (nicht zusammengehörig mit dem Hackerkollektiv) und ihrem aktuellsten Projekt, dem ersten 24 Stunden Musikvideo der Welt, in dem sie gemeinsam mit Pharell Williams den Song Happy in 370 Einzelclips zu einem Ein-Tages-Clip zusammenschnitten. Dabei waren vor allem die Rahmenbedingungen und die daraus resultierenden Zahlen spannend: Das 24 Stunden dauernde Video wurde in 12 Tagen mit Schauspielern und Passanten gedreht. Das daraus resultierende Video erzeugte im ersten Monat rund 5.5 Millionen Views und Traffic im Ausmaß von 400TB. Hätten die Developer von Anonymous nicht auf Youtube als Host, sondern auf z.B. Amazon zurückgegriffen, hätte sie alleine dieser Umstand 61.000$ im ersten Monat gekostet (ein perfektes Beispiel für zielorientierte Lösungsfindung).
Fun-Fact zum Video: Darin versteckt sind 24 Clips von Pharell Williams und 9 Clips von Special Guests (u.a. Steve Carrell oder die Minions aus Despicable Me).
Danach folgte ein weiterer technischer Vortrag von Rachel Andrew, der sich mit dem Konzept beschäftigte, dass die Darstellung der Webseite in Zukunft nicht mehr zwangsläufig an die Reihenfolge im HTML-Source gebunden sein muss. Sie ging dabei detaillierter auf Flexbox, multicolumn layouts, das CSS Grid Layout und CSS Regions ein.
Den vorletzten Vortrag hielt Peter Smart, einem Designer aus Großbritannien, der die Theorie, alle (oder zumindest viele) Probleme auf der Welt könnten mit Design gelöst werden, auf die Probe stellte. Letztes Jahr reiste er unter dem Motto 50 problems in 50 days mit dem Rucksack durch Europa. Jeden Tag versuchte er in einer anderen Stadt ein selbst gestelltes Problem (also z.B. überfüllte Stationen der London Underground, ohne passenden Netzstecker in einem fremden Land den Laptop laden zu wollen oder Obdachlosigkeit in Mailand) zu lösen. Auch wenn viele Probleme zunächst riesig und unlösbar erscheinen, zeigte Peter, dass mit genug Analyse, Problemdenken und auch immer mit etwas Glück nahezu jedes Problem lösbar ist. Wer an den Problemen und Lösungsansätzen von Peter interessiert ist, dem sei seine Reisewebseite nahe gelegt (übrigens werden einige seiner Lösungsansätze möglicherweise bereits in naher Zukunft umgesetzt werden).
Den Abschluss der Awwwards Conference 2014 machte Aaron Gustavson, der in seinem Talk darauf aufmerksam machte, dass wir bei Entscheidungen, die wir in Webprojekten treffen, zu oft nur uns selbst reflektieren anstatt wirklich zu versuchen, den Standpunkt und die Perspektive unserer User einzunehmen.

Fazit

Alles in allem war die Awwwards Conference 2014 eine sehr spannende Reihe an Vorträgen von witzigen, intelligenten und inspirierenden Personen. Einerseits bot sie dem interessierten Webdeveloper wichtige Einblicke und Erfahrungswerte in unmittelbar verfügbare Technologien, die das Web noch viel weiter bringen können. Durch Flexbox, Mutlicolumn Layout und der generellen Weiterentwicklung von CSS und HTML bekommen wir in den nächsten Monaten und Jahren endlich die Möglichkeit, besser auf bestehende Technologien und Konzepte wie z.B. Responsive Webdesign einzugehen, und Seiten ressourcenschonend und performant auf die wirklichen Bedürfnisse der Benutzer abzustimmen.
Auf der anderen Seite waren natürlich vor allem die Vorträge über Ideenfindung und den kreativen Prozess sehr anregend und im Idealfall helfen sie uns in Zukunft, noch bessere und kreativere Ideen für unsere Kunden zu generieren.
Au Revoir Paris!

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Stephan

Meine Rolle bei Liechtenecker: langgedienter Frontend-Veteran Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Förster ohne Kontakt zu Menschen! Mein Herz schlägt für: die Arterien.
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