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Wie Technologien uns glücklich machen können

6. April 2017, von Marion
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Bist du glücklich? Da die wenigsten von uns diese Frage ad hoc mit einem klaren und lauten JA beantworten können, ist die Suche nach der Formel zum Glück in den letzten Jahren zu einem immer größeren Thema geworden.

Der Hype um das Glück

Das Thema Glück hat sich von einer belächelten Nebensächlichkeit zum Lieblingsthema von Magazinen entwickelt und sich mittlerweile auch einen Platz in den heiligen Hallen der Forschung erkämpft. So gibt es seit 2012 den World Happiness Report, der den Happiness-Level von 156 Ländern erhebt, um herauszufinden wo die Menschen am glücklichsten sind. Der bekannte Grafikdesigner Stefan Sagmeister hat seine Ausstellung „The Happy Show“ dem Thema Glück gewidmet und sogar einen Film gedreht, in dem er versucht das Glück zu finden.
Warum dieser Hype um das Glück und diese unglaubliche Bereitschaft der Menschen, sich damit zu beschäftigen nun für uns als LAB spannend ist, ist einfach zu erklären: Wir beschäftigen uns tagtäglich mit Technologien, User Interfaces und Prozessen und designen damit User Experience. Die zentrale Aufgabe dieser User Experience ist es, eine Emotion im Nutzer auszulösen. Der Prozess, das Interface, und de facto die gesamte Interaktion mit der Technologie muss sich gut für ihn anfühlen und im besten Fall ein Glückserlebnis erschaffen.

„Wir sind so beschäftigt damit Probleme zu lösen, dass wir vergessen Positives zu fördern“.

Die Psychologie hinter der Technologie

In „The Happy Film“ von Stefan Sagmeister wurden 3 Varianten getestet, um den Glückslevel zu erhöhen: Meditation, Psychotherapie und Psychopharmaka. Psychotherapie und Psychopharmaka haben in diesem Test am besten abgeschnitten, wobei Psychopharmaka (die nicht unbedingt die beste Wahl für den Körper sind – auch im Film zu sehen) die Psychotherapie noch einmal um Längen schlugen. Psychologie beschäftigt sich schon sehr lange damit, wie man unglückliche Menschen weniger unglücklich machen kann, doch in den letzten Jahren ist auch hier ein Umschwung zu spüren. Der US-Amerikanische Psychologe Martin Seligmann ist ein Verfechter der positiven Psychologie und weist auf ein Problem hin, dass sich auch im Bereich Technologie so wiederfinden lässt. Er sagt: „Wir sind so beschäftigt damit Probleme zu lösen, dass wir vergessen Positives zu fördern“. Genau damit beschäftigt sich die positive Psychologie. Sie versucht Erkenntnisse in Handlungsanweisungen zu übersetzen, die uns helfen das Positive in unserem Leben zu fördern, um nicht nur einen kurzen Moment des Glücks zu erleben, sondern auch langfristig zufriedener zu sein. Bevor man sich aber überlegt wie man Positives fördern kann, muss man sich ansehen, was dieses „Positive“ ist. Martin Seligmann unterscheidet drei Arten des „glücklichen“ Lebens:
1.) Das angenehme Leben:
In diesem Leben ist man von so vielen positiven Emotionen wie nur irgend möglich umgeben. Vielen Prominenten wird diese Art des Lebens nachgesagt. Ein Leben, das aus viel Vergnügen, Annehmlichkeiten und positiven Feedback besteht. Eine Voraussetzung um das angenehme Leben wirklich langfristig führen zu können ist, dass diese Personen auch die Fähigkeiten besitzen dies zu schätzen, zu genießen und achtsam damit umzugehen.
Das angenehme Leben hat allerdings 3 Nachteile:

  • es ist zu 50% erblich bedingt
  • man gewöhnt sich sehr schnell daran und empfindet es dadurch auch nicht mehr so intensiv
  • es ist nicht mehr stark veränderbar

2.) Das gute Leben:
Ein Leben voller Beschäftigung und Hingabe. Wenn sich eine Person, die dieses Leben führt, mit etwas beschäftigt, bleibt die Zeit für sie stehen. Sie ist im sogenannten „Flow“, sie wird Eins mit der Sache, die sie tut. Diese Personen fokussieren sich auf ihre Stärken und gestalten ihr Leben danach.
3.) Das sinnvolle Leben:
Das sinnvolle Leben geht noch einen Schritt weiter als das gute Leben. Es bedeutet, seine Stärken zu fokussieren und sie für etwas einzusetzen, das einen größeren Sinn verfolgt. Dies ist die erfüllendste aller drei Lebensarten.

UX die glücklich macht

Aus diesen drei „glücklichen“ Leben werden in der positiven Psychologie nun Interventionen abgeleitet, die helfen sollen das Leben jedes Einzelnen glücklicher und zufriedener zu gestalten.
Not zu lindern und Probleme zu lösen, führt nicht automatisch zum Glück. Dies ist ein Trugschluss, dem wir auch bei Technologien immer wieder begegnen. Es gibt viele Technologien die Probleme lösen, doch wenige die versuchen Glück oder Zufriedenheit auszulösen.
Laut Martin Seligmann sind die 3 Formen des glücklichen Lebens als Treiber zu sehen. Wenn wir unser Leben und damit auch unser Umfeld (wie Technologien und Design) stärker nach diesen 3 Treibern ausrichten, können wir unser gesamtes Leben mit mehr Glück füllen.

Not zu lindern und Probleme zu lösen, führt nicht automatisch zu Glück.

Was bedeutet das nun für die Technologie im Konkreten und wie könnte man diese Treiber nutzen, um eine noch bessere User Experience zu gestalten?
1.) Das angenehme Leben:
Technologien sollten so gestaltet werden, dass wir die Nutzung als angenehm empfinden. Es muss uns Vergnügen bereiten sie zu benutzen und positive Emotionen auslösen.
Das Technologie uns unterhalten soll ist nichts Neues. Das hat schon früh bei einem Nintendo 64 angefangen, der einer ganzen Generation Vergnügen bereitete und hat sich bis heute Schritt für Schritt weiterentwickelt.

Heutzutage geht es vor allem um die kleinen Unterschiede, die darüber entscheiden ob wir positive Emotionen mit der Nutzung einer Technologie verbinden. Gute UX erleichtert die Nutzung, sie denkt für den User mit und gibt durch Mikrointeraktionen ständig positives Feedback. Außerdem trägt verstärkte Natürlichkeit in Bedienungskonzepten zu einer angenehmeren Nutzung bei. Dies sind ein paar Beispiele dafür, wie angenehme Nutzung, Vergnügen und positive Emotion gefördert werden können:

2.) Das gute Leben:
Wenn man diesen Treiber heranzieht, muss UX unsere Stärken erkennen und uns bei der Nutzung in einen Flow versetzten. Natürlich gibt es Menschen die eher dazu neigen in den sogenannten „Flow“ zu verfallen, aber im Grunde genommen ist jeder dazu in der Lage. Und damit ist nicht gemeint, dass wir uns alle in ferngesteuerte Zombies verwandeln, sobald wir eine Technologie benutzen ;-). Technologien sollten auf uns eingehen, von unserem Verhalten lernen und unsere Stärken unterstützen.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Microsoft Hololens. Microsoft hat gemeinsam mit Japan Airlines eine neue Hololens Applikation entwickelt, die Ingenieuren helfen über Düsentriebwerke zu lernen, ohne diese ausbauen zu müssen. Diese Technologie ermöglicht einen völligen neuen Weg des Lernens, bei dem das Lernverhalten der Ingenieure in ihre Umwelt integriert werden kann. Die Größe und die Position des Hologramms kann völlig an das Umfeld des Lernenden angepasst werden und durch die virtuelle Darbietung wird er in eine Welt gezogen, die den Flow unterstützt.
3.) Das sinnvolle Leben:
Wenn wir „das sinnvolle Leben“ als Treiber beim Design von UX sehen, dann geht man noch einen Schritt weiter. In diesem Fall würde UX bedeuten dem Nutzer einen tieferen Sinn zu bieten. Laut der positiven Psychologie ist dieser Zustand das Optimum des glücklichen Lebens. Wenn man sich selbst einer Sache verschreibt, die dem eigenen Leben einen Sinn gibt, und diese Sache auch noch zu den eigenen Stärken passt, dann soll Zufriedenheit die Folge sein.
Ein extremes, aber auch sehr aussagekräftiges Beispiel dafür, ist Elon Musk mit dem Projekt SpaceX. Sein Ziel ist es, Leben im Universum über den Planeten Erde hinaus zu ermöglichen und Technologie soll ihm helfen dies zu verwirklichen. Dieser Sinn erzeugt Motivation und Antrieb. Man muss allerdings nicht Elon Musk sein, um dies tun zu können. Wenn wir es schaffen den Technologien die wir nutzen einen tieferen Sinn zu verleihen, dann kann die Nutzung dazu beitragen, dass wir zufriedener sind. Wie schon der Futurist Gerd Leonhard sagte, wird es nicht mehr die Frage sein, ob eine Technologie etwas kann, sondern welchen Sinn es macht, dass sie es kann. Genau diese Frage können wir nutzen, um eine bessere User Experience zu gestalten.
Wenn wir uns also an die positive Psychologie halten, sollte User Experience unser Leben angenehmer machen, es schaffen uns in einen Flow zu versetzen und im Idealfall Sinnhaftigkeit bieten.
Wer mehr über das Thema positive Psychologie wissen möchte, sollte sich unbedingt den Ted Talk von Martin Seligmann ansehen ;).

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Marion

Meine Rolle bei Liechtenecker: Powerfrau im Bereich Content UX & Innovationsmanagement, Schöpferin von Präsentationen und Workshop Designs Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Chefin von irgendwas/irgendwem Mein Herz schlägt für: Gute Geschichten, Fashion, gesundes Essen, Reisen, verrückte Menschen, neue Erfahrungen
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