UX Audit

Wir trainieren dein Team? Buch unsere Workshops, Trainings und Coachings.

Zeigt her!
Close

Was vom Web 2.0 übrig geblieben ist

25. Februar 2009, von stephan

Der Blogtitel mag Pessimistisches vermuten, aber nennen wir es lieber einen Realitätsausschnitt. Wenn wir den Web 2.0 Boom in den letzten Jahren auf wirkliche Web 2.0 Services reduzieren, damit meine ich dynamische und interaktive Webseiten, was ist davon wirklich übriggeblieben und welche Portale oder Communites werden wirklich als solche genutzt? Bitte betrachtet es als eine Sichtweise jenseits der Geeks und Nerds, die sich täglich mit diesem Medium beschäftigten.

Tausende großartiger Konzepte mit wenig Usern, aber viel Geld

Es gibt bereits Tausende Web 2.0 Services, ich habe schon lange den Überblick verloren. Die Erwartungshaltungen der Investoren genüg(t)en anscheinend viele solcher Portale mit Millionenbeträgen zu finanzieren. Aus meinem eigenen Arbeitsalltag, den ich wie die meisten "Webmenschen" locker 8-10 Stunden am Tag online verbringe, kann ich nur berichten, dass ich die wenigsten dieser Services nutzen kann. Denn es fehlt einfach an Zeit. So sehr mich Vieles interessieren würde, ich kann mir die Angebote lediglich kurz ansehen oder durchklicken.

Webzweinull und der Rest

Mir kommt eher bei der – mittlerweile ebenso durch die Finanzkrise getrübten – Web 2.0 Euphorie ein klassischer Marketingansatz in den Sinn: Gutes Marketing soll auch Bedürfnisse erzeugen, zumindest auf sie aufmerksam machen. Viele Ideen von neuen Webportalen, wollen mir vorgaukeln, dass mir genau dieser Dienst noch gefehlt hat. Manche Web 2.0 Portale haben sichtlich geniale Konzepte und auch noch ein sexy Layout, doch die Motivation dahinter war oder ist nach wie vor das große Geld. Abgesehen davon ist die Vielzahl der Onlinedienste nicht eine völlige Überforderung für den gewöhnlichen Internetnutzer? Wir wissen bereits, dass der Großteil der Internetnutzer passiv unterwegs ist.

Sinnvollen Inhalt bieten

Ich lehne mich hier weit aus dem Fenster, denn ich sitze als Webdesigner selber im Glashaus. Aber genau deswegen versuche ich meinen Kunden Webauftritte mit sinnvollem Inhalt zu verkaufen. Ich probiere mich immer in die Lage des durchschnittlichen Internetsurfers zu versetzen und rede mit Testpersonen um den eigentlichen Bedarf einer Webseite herauszufinden. Viele Unternehmen oder gefinkelte Marketingleiter wollen derzeit eine eigene Community, oder mittlerweile dank Hrn. Obama’s sogar einen Firmenblog, doch die Annahme der User sieht ganz anders aus. Liebe Agenturen: Ich weiß, damit lässt sich herrlich Geld verdienen. Aber um es nachhaltiger zu betrachten, würde ich so manches Webangebot doch lieber auf den Kern reduzieren. Welche Informationen benötige ich auf einer Webseite wirklich?

Fast täglich wachsen neue Webapplikationen aus dem virtuellen Boden

Kein Internetuser aus meinem Bekannten- und/oder Freundeskreis, nicht einmal die Hartgesottenen finden die Zeit, sich auf so vielen Portalen zu bewegen. Alles, was mir derzeit genannt wird sind die populären Großen wie, Facebook, Xing und maximal Twitter. Für Informationsbeschaffung natürlich Wikipedia und Suchmaschinen. Vielleicht auch Googlemaps, wenn man es hier überhaupt einordnen kann. Ich beobachte es ja selbst bei mir. Nach einem kurzen Facebook-Login-Vorgang, wird locker eine Stunde verbraten. Das ist im streng geplanten Arbeitsprozess zu zeiterschöpfend. Mein wirklich praktischer Nutzen hinter diesen Communites, ist auf den Punkt gebracht, menschlicher Austausch, also Kommunikation. Dann wären wir aber eigentlich wieder beim Anfang, der Grundidee von Tim Berner Lee – dem Erfinder von HTML: schneller Austausch von Informationen zwischen Menschen. Back to the Roots?

Jeder Hype hat seinen Sinn

Damit ich hier nicht als völliger Miesmacher abgestempelt werde, und um positiv zu bleiben und es nicht ganz so drastisch zu sehen, möchte ich aber auch die Vorteile der Web 2.0 Welle hervorkehren. Hypes bewegen immer etwas und sei es nicht das eigentliche Ziel. Aus meiner Sicht hat es das World Wide Web weitergebracht, was die Technolgien und Usability betrifft. Denn die Bedienung von Webseiten werden dank Ajax und Co immer interessanter und einfacher. Außerdem kommen wir der Idee von Cloud Computing immer näher. Das Web gleicht vom Interface und Benützung immer mehr den gewohnten Desktop Anwendungen und kann das Surfvergnügen um einiges erleichtern und ereignisreicher gestalten.

Blogs und Corporate Blogs

Nach wie vor finde ich Blogs großartig, denn das sind authentische Meinungen und Texte von echten Menschen. Abgesehen davon finde ich einen Blog das Social Media Tool schlechthin. Ein weiterer eher nicht so fruchtender Hype sind im Gegenstück Lifestreams: Selbstreferenzierung und Selbstdarstellung interessiert doch keinen! Ebenso ist das Interesse an Corporate Blogs versiebt. Das Thema wird heuer einen starken Rückgang erleben. Wie schon erwähnt fehlt es hier an Glaubwürdigkeit der Unternehmen. In einer aktuellen Umfrage stehen Firmenblogs sogar an letzter Stelle.

Die Zukunft: Web 3.0?

Nachdem kein Webworker den Begriff Web 2.0 hören kann, wird dieser Titel wohl hoffentlich nie so public werden wie sein Vorgänger. Es ist eher so, daß sich die Spreu vom Weizen trennt und wirklich sinnvolle Lösungen überbleiben werden. Eine Reduzierung und ein Gesundschrumpfen aufs Wesentliche. Dazu zählt beispielhaft die Weiterentwicklung von klassischem E-Commerce. Warum? Weil es echte Bedürfnisse von Internetusern befriedigen kann! Wenn hier noch eine passende Integration in vielgenutzen Social-Netzwerken gelingt, dann bravo! Aber genug gebloggt, was meint Ihr, was bringt die Zukunft oder welche Web 2.0 Services sind unverzichtbar?

Du willst mit jemanden über das Thema plaudern?

Einen kostenlosen Termin mit CEO Susanne vereinbaren!

Stephan

Meine Rolle bei Liechtenecker: langgedienter Frontend-Veteran Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Förster ohne Kontakt zu Menschen! Mein Herz schlägt für: die Arterien.
9 Kommentare.
Kommentar verfassen
Name
Mail
Web
Captcha
Erfolgreich!
Fehler!
13. März 2009 um 01:20

Falls Web3.0 Semantic Web sein soll, dann wird das nix. Das bleibt noch auf länger ein rein wissenschaftliches Phänomen.
Aber in Sachen Web2.0 wird sich noch einiges tun. Wir erleben nur derzeit einen gewissen Mashup Overkill, aber den muss man ja nicht mitmachen.
Ich würde auch nicht von einer ungebremsten Euphorie sprechen, denn es wurden in den letzten Wochen noch nie so viele kritische Artikel über Facebook und Twitter veröffentlicht und genau das unterscheidet den derzeitigen Boom von der Dotcom Blase.

Jetzt antworten
Antwort verfassen
Name
Mail
Web
Captcha
Erfolgreich!
Fehler!
2. März 2009 um 08:52

@Jürgen: Ja klar. Es klang in den vorgehenden Kommentaren bloß so, als wäre alles, was von „web2.0“ übrig bleibt facebook, flickr, twitter und xing. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass „web2.0“ oder das Internet allgemein unser aller Leben so verändert hat wie das Fernsehen. Wobei wir beim Netz ja immer noch am Anfang der Entwicklung stehen.
Liebe Grüße,
Doro

Jetzt antworten
Antwort verfassen
Name
Mail
Web
Captcha
Erfolgreich!
Fehler!
2. März 2009 um 08:27

@Dorothea es ist auch gut so, daß im Web viel Kommerzielles passiert und so manches verdichtet sich ja auch zu sinnvollen Applikationen. Ich wollte nur die ungebremste Euphorie etwas mehr auf den Boden bringen.

Jetzt antworten
Antwort verfassen
Name
Mail
Web
Captcha
Erfolgreich!
Fehler!
1. März 2009 um 21:29

Hallo zusammen,
ich glaube, dass es viel mehr nützliche Dienste gibt und noch einige mehr geben wird. Egal ob beruflich oder in der Freizeit; Gleichgesinnte und Inspiration findet frau im Netz. Wofür man sich füher mühevoll umhörte oder auf den Fund eines passenden Zeitschriftenartikels hoffte, findet frau heute über Suchmaschinen. Es muss ja nicht jeden interessieren, um zu bestehen.
Beispiele gefällig? Geocaching, Bookcrossing, Ahnenforschung, Online-Fundservice, Handarbeiten …
Vieles kommt und geht, aber viel bleibt auch. Das Spektrum der Dienste, die einen wirklichen Mehrwert bieten ist imens. Die Möglichkeiten sind noch lange nicht ausgeschöpft.
Gruß Doro

Jetzt antworten
Antwort verfassen
Name
Mail
Web
Captcha
Erfolgreich!
Fehler!
1. März 2009 um 11:30

In der Natur würdem an es natürliche Selektion nennen – ich nenne es nicht Web 3.0 sondern eher Web 2.1. Die Dienste, die sich als nützlich erweisen, wie Twitter, Flickr, Xing oder Facebook, bleiben übrig, der Rest versinkt.

Jetzt antworten
Antwort verfassen
Name
Mail
Web
Captcha
Erfolgreich!
Fehler!
25. Februar 2009 um 22:35

Im Moment sind halt alle im Goldrausch, und wollen ihren Claim abstecken. Später werden dann viele behaupten das dieses Web 2.0 eh nur eine Modeerscheinung war weil sie nichts daran verdient haben.
Die Services die entweder genau auf eine Zielgruppe gerichtet sind oder genau eine Problematik ansprechen und offen sind werden glaub ich mal am ehesten noch überleben.
Ich z.B. verwende neben Facebook und Twitter noch einige andere Web 2.0 Applikationen wie GitHub (http://github.com), nachdem sie für mich als Programmierer einfach sehr nützlich sind. GitHub ist dabei ein perfektes Beispiel für etwas das eine Zielgruppe anspricht, und für diese ein Problem sehr gut löst (Wie kann ich Code effizient mit anderen Leuten teilen?).

Jetzt antworten
Antwort verfassen
Name
Mail
Web
Captcha
Erfolgreich!
Fehler!
25. Februar 2009 um 17:16

Ich pflichte dir voll und ganz bei. Irgendwie kommt es mir so vor als wird momentan alles überbewertet. Auch in Unternehmen herrscht momentan dieser Druck sich unbedingt online engagieren zu müssen, weil es ja dieses Web 2.0 gibt – davon hat ja nun mittlerweile jeder gehört. Aber was hier wirklich sinnvoll ist, wird kaum diskutiert. Ist ja toll, welche Plattformen es doch gibt, aber brauche/nutze ich die alle?
Ich „brauche“ nur 3 Plattformen. Twitter, um meine Gedanken schnell loszuwerden. Facebook, um privat mit Menschen in Austausch zu treten. Xing, für berufliches Networking.
Alle weiteren special interest communities sind mir eigentlich zuviel. Ich will mir nicht überall wieder die Arbeit machen un mir ein neues Profil anlegen müssen und neue bzw. alte Freunde suchen. Wozu gibt es denn die ganzen Gruppen und Seiten auf Facebook? Und heißt es nicht aller guten Dinge sind drei?! 😉

Jetzt antworten
Antwort verfassen
Name
Mail
Web
Captcha
Erfolgreich!
Fehler!
Technologie – Blogbeitrag

Generative AI: Eine Web-App in 50 Bahn-Kilometern

18. April 2024, von stephan

Es ist früher Donnerstagabend am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof. Schwärme an Pendlern strömen in die Züge. Die Menschen wirken erschöpft und müde. Viele nutzen die Zeit im Zug um ein Buch zu lesen oder einfach nur aus dem Fenster zu schauen. Die Zugfahrt nach dem Büro ist für mich meistens die Zeit, offene Tasks abzuschließen, Tickets zu verschieben und zu kommentieren oder E-Mails zu beantworten. Doch heute soll das anders sein.

Jetzt lesen
Liechtenecker Leseliste #62 mit Susanne Liechtenecker
Inspiration – Podcasts

Folge #62 mit Susanne Liechtenecker

27. November 2020

In Folge 62 besinnt sich Susanne auf die Anfänge dieses Podcasts und begrüßt keinen Gast, sondern erzählt über das Buch "Jäger, Hirten, Kritiker" von Richard David Precht und warum es sie inspiriert hat.

Jetzt anhören
Close