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Die Stunde der Wahrheit: Digitalisierung in Zeiten des Coronavirus

Vier Eckpfeiler, die durch die Coronavirus-Krise aufzeigen, wie es um die Digitalisierung eines Unternehmens steht.

23. März 2020, von Susanne
Home Office, Digitalisierung und Coronavirus

Es ist 9:15 Uhr. Die Kommunikation über Slack läuft bereits seit dem frühen Morgen. Jetzt ist es Zeit sich in das virtuelle Meeting einzuwählen, um sich mit den Kollegen über den heutigen Tag auszutauschen. 

Wir haben es als Unternehmen leicht auf Home Office umzustellen. De facto war das bei uns ja auch schon vor der Coronavirus-Isolation immer wieder der Fall. Natürlich nicht das ganze Team gleichzeitig, aber dennoch ist es für uns keine neue Situation. Auch unser Angebot ist digital, ebenfalls also nichts Neues für uns. 

Bei unseren Kunden und bei vielen anderen Unternehmen sieht das teilweise anders aus. Die Situation der sozialen Distanzierung zur Eindämmung des Coronavirus bedeutet daher für viele die Stunde der Wahrheit im Bezug auf ihren Digitalisierungsgrad. 

In den letzten Tagen konnte ich einige Gespräche führen und habe dabei für mich vier Eckpfeiler erkannt, die durch die Coronavirus-Krise aufzeigen, wie es um die Digitalisierung eines Unternehmens steht.

Vier kritische Eckpfeiler der Digitalisierung

1. Handelst du schon oder theoretisierst du noch?

Bei einem Telefonat diese Woche mit einer universitären Einrichtung fiel der Satz: „Wir haben das ganze Thema E-Learning immer wieder vor uns hergeschoben. Es gab schon immer wieder Ideen das Angebot entsprechend auszubauen, aber es blieb immer wieder liegen. Jetzt müssen wir im Turbogang die Digitalisierung hinbekommen.“

Ich bin ja grundsätzlich ein Fan davon, sich zuerst zu überlegen, wohin die Richtung gehen soll. Wer aber aufgrund des bisherigen Alltags – und des damit einhergehenden Komforts, nichts ändern zu müssen – keinen Handlungsbedarf erkannt und nicht an seiner Digitalisierung gearbeitet hat, der kann jetzt dazu gezwungen werden sie im Eiltempo durchzuführen. Ob dann auch alles so wie gewünscht klappt, ist fraglich. Aber es ist auf jeden Fall eine Chance.

Die Krise zwingt zum Handeln. Keine Konferenz, bei der über die Wichtigkeit von Digitalisierung theoretisiert wird, kann die Dringlichkeit vermitteln. Das schaffen am besten äußere Umstände.

Vor ein paar Wochen hätten wir dabei noch von neuen Mitbewerbern gesprochen. Heute ist dieser äußere Umstand der Coronavirus. Der legt den Turbo ein, denn das mit den Mitbewerbern geschieht nicht so rasch, wie ein plötzlicher Shut Down des Lebens wie wir es bisher kannten.

2. Unternehmenskultur – New Work Part 1

„Die Regierung fordert dazu auf, Home Office so weit wie möglich zu ermöglichen. Aber wir als Unternehmen haben damit ein echtes Problem. Es wird ja den Mitarbeitern nicht vertraut. Die könnten ja dann zuhause nichts arbeiten.“

Das habe ich letzte Woche von einer Führungskraft gehört. Digitalisierung bedeutet auch eine Veränderung der Unternehmens- und der Arbeitskultur. Das viel zitierte “Neue Arbeiten” in Nicht-produzierenden Betrieben bzw. abseits von Handel, Tourismus, Handwerk und Co wird unter anderem von der Digitalisierung getrieben.

Das bedeutet aber nicht nur, dass es technisch möglich ist auf neue Art zu arbeiten oder von unterschiedlichsten Orten oder zu unterschiedlichsten Zeiten zu arbeiten. Es hat auch ein Hin zu Output-Orientierung zur Folge, anstatt Stunden abzusitzen. 

Die Coronakrise erzwingt nun Vertrauen in die MITarbeiter. Bei Unternehmen, die dieses MITeinander für ein gemeinsames Ziel bereits gut etabliert haben, kein Problem. Andere bekommen jetzt ihre Unternehmenskultur präsentiert und müssen selbst beurteilen, ob sie damit in Zukunft gut fahren werden. 

3. Home Office als Infrastruktur Problem – New Work  Part 2

„Unser Nachbar arbeitet bei einem Unternehmen in der IT. Einstweilen müssen die meisten Mitarbeiter noch täglich ins Büro pendeln, da das firmeninterne Netzwerk nicht dafür ausgelegt ist, dass so viele Menschen Homeoffice machen.“

Es handelt sich um einen Nachbar eines Kollegen. Auch ich habe eine Nachbarin, die noch  täglich ins Büro fährt. In Teams aufgeteilt. Mit einem abwechselnden Plan alle zwei Wochen, eine Woche zuhause zu sein und dann eigentlich nicht viel machen zu können, außer Telefonate und Mails zu beantworten. Die wirklich wichtigen Systeme, mit denen sie arbeiten muss, sind im Homeoffice nicht verfügbar.

Das sind zwei Teilaspekte (verfügbares Netzwerk und Zugang zu Systemen), die für das Neue Arbeiten wichtig sind, die sich nur in einer derartigen Krise aufzeigen können. Wie gut ist meine IT für Teleworking aufgestellt? Wie flexibel bin ich hier als Unternehmen, aber auch wie angreifbar?

Cyberangriffe nehmen zu, da zuhause die Netze nicht so gesichert sind wie am Unternehmensarbeitsplatz. Das ist eigentlich nichts Neues, nur wird dieses Problem eklatant aufgezeigt durch eine Krise wie diese.

Außerdem: Wie gut kommunizieren und kollaborieren Mitarbeiter bereits untereinander mit digitalen Tools, sodass sie nahtlos von Zuhause aus ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen können ohne dabei noch Einschulungsaufwand und Change-Widerstand zu haben? Wird bereits mit digitalen Hilfsmitteln die Verbundenheit untereinander unterstützt?

Hinzu kommt, dass man im Home Office nicht immer alleine ist. So wie in meinem Fall mit zwei kleinen Kindern, die während eines Videocalls mehrmals nach Essen fragen  und – wenn sie es nicht bekommen – beginnen, es sich selbst in der Küche zuzubereiten (nicht ohne entsprechendes Chaos zu hinterlassen).

Da kann man schon mal sehr abgelenkt sein. Oder vom Hund, der währenddessen bellt und man nichts hört beim Gespräch, oder vom gelangweilten Mitbewohner, der zuhause tatsächlich nicht arbeiten muss, wie ein Kollege berichtet.

In der Presse am Sonntag wird diesbezüglich sogar spekuliert, ob es nicht etwa diese Infrastruktur Probleme sind, die auch zum fatalen Börsencrash beitragen, der gerade im Gange ist.

Zugegeben, die Kinder, der Hund, der Mitbewohner sind in „normalen“ Zeiten nicht so problematisch. Dennoch fühlt es sich so an, als würde ein gewisser Teil des New Work Gedankens gerade einem Stresstest unterzogen werden. Unternehmen können nach der Krise Revue passieren lassen, wie gut sie in Sachen Infrastruktur aufgestellt sind und werden vermutlich einige neue Schritte setzen.

4. Wer digitale Angebote im Portfolio hat profitiert

Während so manche Unternehmen aufgrund der neuen Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus um ihre Existenz kämpfen, stellt Amazon 100.000 neue Mitarbeiter einSaaS (Software as a Service)-Anbieter erleben ein Hoch in ihren Zugriffen und Downloads wie nie zuvor. 

Die Wichtigkeit von digitalen Angeboten erlebt dieser Tage ein Hoch.

Zugegeben, in Branchen wie Gastronomie, Tourismus oder Kultur wird man schwer das Offline-Erlebnis in die Online-Welt transferieren können. Dennoch gibt es hier jene, die bereits besser aufgestellt sind und jene, die jetzt merken, dass man mit digitalen Inhalten oder Services doch auch einen Mehrwert schaffen kann. Da wird jetzt auch schnell nachgezogen.

Beispielsweise im Gastrobereich mit neuen Lieferangeboten oder neu entstandenen Gutscheinportalen, um den finanziellen Ausfall zu minimieren. 

Um genau diese Minimierung zu erzielen, nutzt der relativ neugegründete Beautysalon Babetown seinen bereits bestehenden Shop.  Hier liegt für mich aber der Unterschied. Manche müssen jetzt erst rasch ein digitales Angebot erstellen.

Im Falle von Babetown war es von Beginn an ein Teil des Portfolios. Das heißt nicht, dass sie es damit leicht durch die Krise schaffen. Aber es bringt einen Startvorteil.

Auch einer unserer Kunden ist von der Schließung öffentlicher Einrichtungen betroffen: das Belvedere Museum. Doch hier hat man rasch reagiert und macht nun täglich Führungen digital. Mit passendem Überblick dazu im Web. 

Das bringt zwar nicht die Einnahmen wie sonst. Aber man bleibt in Kontakt. Ich denke, dass man damit die Community sogar erweitert und sobald die Tore wieder offen stehen, neue Besucher ins Museum strömen werden.

Auch das ist ein Beispiel für ein digitales Angebot. Und das kann eigentlich so gut wie jedes Unternehmen. So wie wir im privaten nun versuchen mit digitalen Tools in Kontakt zu bleiben, bieten sich spätestens jetzt, die Zeit und Möglichkeit für Unternehmen Communities aufzubauen.

Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann sich überlegen, welche SaaS-Lösungen vielleicht für das eigene Unternehmen die Digitalisierung des Geschäftsmodells ermöglicht, um zu diversifizieren. Um beim anfangs erwähnten Konzern Amazon zu bleiben: 

 Der Handel ist zwar per se bereits online, die Unternehmensangebote reichen jedoch weit über den Handel hinaus mit Amazon Prime oder Amazon Web Services. Wo kann firmeninterne Expertise digitalisiert werden und für eine gewisse Zielgruppe digital als Tool zur Verfügung gestellt werden? Auch das ist eine Frage, die man sich derzeit stellen kann. 

Fazit

Die Situation ist hart. Ohne Zweifel. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es möglich ist, die Krise zu nutzen, um seine Lehren daraus zu ziehen. Wir bekommen alle einen riesigen Spiegel vorgehalten. In all unseren Lebensbereichen. Digitalisierung ist einer davon. So gut wie alles wird einem Stresstest unterzogen. Ich bin sehr gespannt, welche neuen Dinge daraus entstehen werden.

Die radikale Alternative, wie wir eine unwahrscheinliche Option der Zukunft bei unseren Spekulative-Design-Workshops nennen, die, wenn sie eintritt, aber alles verändern kann, ist da. Wenn ich eines aus diesen Workshops gelernt habe, dann dass wir Menschen kreativ genug sind, um uns andere Zukünfte vorzustellen als nur die, die gerade am besten zu unserer jetzt gewohnten Lebensrealität passt.

Die jetzige Realität ist keine wünschenswerte. Aber sie wird auch nicht für immer bestehen. Die Zukunft kommt. Beziehungsweise wir machen sie. Lasst sie uns besser als jetzt machen. 

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Susanne

Meine Rolle bei Liechtenecker: Ideen-Generator, ist auf diversen Konferenz-Bühnen anzutreffen, bereichert unser Lab mit psychologischem Know-how Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: psychologische Forscherin im Bereich Bildung und Kinderentwicklung Mein Herz schlägt für: Meine Familie, Yoga, mit meinem Baby durchs Badezimmer tanzen
8 Kommentare.
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18. März 2021 um 15:19

Toller Beitrag! !!
Danke dir für diesen Beitrag.
Die Amazon-Aktie steigt nicht umsonst so rasant in die Höhe. Die Menschen lieben es einfach dort einzukaufen. Sie haben einen super service

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15. Oktober 2020 um 14:48

Toller Beitrag!
Ich habe ein wenig recherchiert und gelesen, dass die Amazon-Aktie seit der Corona Pandemie so hochgestiegen ist wie noch nie zuvor.
Leider ist es heutzutage in den meisten Krisen so, die Reichen werden reicher und die Armen armer.
Ich hoffe, dass die Pandemie so schnell wie möglich in Vergessenheit geraten wird.

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14. September 2020 um 15:46

Die Amazon Aktie wird in den nächsten Jahren noch mehr steigen. Das kann ich euch garantieren.

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2. Juni 2020 um 21:52

Toller Beitrag!
Ich hab gehört, dass die Amazon Aktie seit der Corona Krise so hoch auf Kurs ist wie noch nie. Wahnsinn
Ich hoffe wir werden wieder in die Normalität finden.

Bleibt alle Gesund!

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24. Mai 2020 um 10:50

Digitale Angebote im Portfolio zu haben, hat sich für einige jetzt sichtlich bewährt. Es hat auf jeden Fall aufgezeigt, dass man sich breiter aufstellen muss. Einen Vorteil hatte die Krise bislang, denn es wurde vermehrt Zeit in Sozialen Netzwerken verbracht und das Interesse an regionalen Produkten ist gestiegen.

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29. April 2020 um 17:36

Oh Man, mior geht es auch zur Zeit echt übel und bin Gott froh wenn wieder seinen normalen Lauf nimmt. Ich bin Fotograf und habe mit der Corona Kriese sehr zu kämpfen. Bleibt alle Gesund!

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23. April 2020 um 10:22

Ich kann nur meinen Hut vor den Pädagogen ziehen. Bin ehrlich gesagt wieder heilfroh wenn alles seinen gewohnten Lauf nimmt.
Liebe Grüße
Tina von Wimpernverlängerung Salzburg

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27. März 2020 um 14:11

Was Behörden dann wohl erst anstellen? Wenn die Produktivität vor Ort schon gegen 0 lief und man noch mit einem 2003 Intranet mit Windows XP arbeitet, kann man sich moderne Lösungen geschmeidig in die Haare schmieren. Vielleicht gibt’s danach ja ein Umdenken und man bezahlt ITler nicht nach Gehaltsgruppen sondern dem Markt entsprechend.

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