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Work-Life-Balance und die Wahrheit dahinter

14. November 2013, von stephan
Liechtenecker Büro

Da ich mich mit Führungs- und Unternehmenskultur beschäftige, läuft mir öfters die Bezeichnung Work-Life-Balance über den Weg. In Job-Bewertungsportalen ist dieser Begriff eine ganz wichtige Benchmark und gilt schlechthin als Gut und Böse oder Yin und Yang einer hohen Lebensqualität.
Bei Work-Life-Balance geht es im allgemeinen Verständnis darum, ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen diesen zwei Welten zu haben, dann ist das Leben „gut“. Wenn es nicht ausgeglichen ist, droht der Burnout. Als Maßnahme dagegen streicht man dann (mit ärztlicher Hilfe) einfach das „Work“ aus seinem Leben und bekämpft in Folge – daheim – nur die Symptome und nicht die Triebfeder des Übels. Verantwortlich ist naheliegend der „böse“ Arbeitgeber, dabei liegen die Ursachen meist ganz woanders.
worklifebalance_kreis

Trennung Arbeit vs. Privat

Natürlich kann man annehmen, dass wir bei diesem Ausgleichsversuch vor einem Luxusproblem stehen. Es ist mir bewusst, dass es genug Arbeitnehmer gibt, die ihren Job machen müssen, um sich ihren Unterhalt und die Ernährung zu finanzieren. Viele wären froh überhaupt einen Job zu haben, das ist mir klar, aber in diese Diskussion will ich mich mit diesem Blogbeitrag nicht einlassen.
Gehen wir mal von unserer Region und/oder Branche aus. Ich habe mir ein paar Umfragen und Studien dazu angesehen, dabei ist mir aufgefallen, dass bei Karriere- oder Lebenszielen (auch von angehenden Studenten) die ausreichende Freizeit immer an erster Stelle steht. Ich finde diese Motivation als Lebensziel jedoch veraltet und nicht zielführend. Die Freizeit von der Arbeit zu separieren bedeutet einfach nur einen Job des Geldes wegen zu machen, um sich das Leben damit zahlen zu können. Der Ansatz ist natürlich essentiell, es wäre allerdings viel sinnvoller etwas zu machen, dass zu einem passt, wo man Talente hat und langfristig glücklich werden kann. Mir ist bewusst, dass man sich diesen Weg erst erarbeiten muss, es ist aber wichtig zu erkennen, dass Arbeit nun mal zum Leben dazugehört und gerade diese Trennung unglücklich macht.

Scheiß Arbeit, super Freizeit?

Jeder der in sich geht wird verstehen und spüren, dass Freizeit per se nicht glücklich macht. Schöne oder qualitative Freizeit haben wir allerdings, wenn diese angemessen und sinnvoll eingesetzt wird und zu uns passt. Von alleine wird sie nicht schön sein. Dabei geht es nicht nur um Sport oder Hobbys.  Ja, man kann sogar qualitativ faulenzen. Ich mache gerne die Augen zu und höre mir ein Musikalbum an oder strecke mich auf der Couch mit Fachzeitschriften. Ich koche aber auch gerne und lade Freunde zum Brettspielen ein. Ich teile es mir so ein, dass ich eine gute Zeit habe und Kraft und Energie sammeln kann. Genau auf diese Eigenverantwortung will ich hinaus. Wenn ich mich hier zurücklehne und abwarte, werde ich auch keine qualitative Freizeit haben. Wie wäre es diese Energie auch in den Job zu stecken?
Wir haben eine sehr schlechte Einstellung zum Thema Arbeit. Oft muss der Arbeitgeber als Sündenbock herhalten und wird für das eigene persönliche Unglück verantwortlich gemacht. Doch das typische Zurücklehnen funktioniert im Job und in der Freizeit nicht. Man muss sich eben auf seine Füsse stellen.

Jobliebe

Die Agentur habe ich damals gegründet, weil ich in meiner beruflichen Situation unzufrieden und unterfordert war. Ich hatte sehr viel Freizeit und konnte auch während der Arbeitszeit viele private Dinge erledigen. Ich habe sehr gut verdient und habe dort etwas tolles aufgebaut, war aber sehr unglücklich, obwohl ich sehr viel „Life“ hatte. Durch eine weitere Lebenswatschn wusste ich was zu tun war.
Ich liebe meinen jetzigen Job und freue mich meine Fähigkeiten einsetzen zu können und damit zu wachsen. Die Energie und Kraft, die in der Leitung einer Agentur steckt ist äußerst fordernd. Freunde fragen mich oft wie ich noch ruhig schlafen kann. Rund um die Uhr beschäftigt mich das Thema, auch am Wochenende beim Spazieren denke ich darüber nach. Nicht selten bin ich in der Nacht aufgestanden und habe Pläne geschmiedet. Ich muss auf so vielen Hochzeiten tanzen und habe die finanzielle und moralische Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und unseren Kunden. Ich kümmere mich dabei nicht nur um Webprojekte oder Strategien, sondern auch um den HR Bereich, das Accounting, Sales, Büroinfrastruktur, Mitarbeitermotivation oder Marketing. Dann gibt es viele Neider und unsere Branche ist nicht immer einfach.
Das Letzte wovor ich dabei aber stehe ist ein Burnout. Mein Job bildet und formt meine Persönlichkeit, ich habe so viele interessante Menschen kennengelernt und habe dabei ein erfülltes Leben. Deswegen funktioniert es auch gut und ich führe diesen wichtigen Punkt auf unseren Erfolg zurück. Dabei habe ich keine Trennung von Work und Life, alles gehört zusammen.
Gut, es kann jetzt nicht jeder eine Agentur aufbauen, aber auch meinen Mitarbeitern will ich diesen Punkt mitgeben und mit ihnen leben. Schon bei den Bewerbungsgesprächen achte ich sehr darauf welchen Sinn und welche Ziele hinter der Bewerbung stecken. Unsere Agentur hat auch die inneren Werte, dass wir ein Team haben, wo die Menschen ihren Job lieben und mit Leidenschaft in den Alltag gehen. Gemeinsam ist es uns allen sehr bedeutend eine gute Zeit zu haben und, dass das Leben nicht erst am Freitag Nachmittag los geht.

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Stephan

Meine Rolle bei Liechtenecker: langgedienter Frontend-Veteran Wenn es weder IT noch Digitalisierung gäbe, wäre mein Beruf: Förster ohne Kontakt zu Menschen! Mein Herz schlägt für: die Arterien.
11 Kommentare.
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17. November 2013 um 17:37

sehr, sehr guter artikel. niemand, den ich karrieretechnisch inspirierend finde, hat einen strikte work-life-trennung. das heißt nicht, dass sie sich ohne rücksicht auf verluste für den job aufopfern, sondern dass sie einfach ihren job leidenschaftlich ausüben. wobei ich denke, dass man hier leichter reden hat, wenn man keine familie zu versorgen hat und mehr oder weniger nur für sich selbst verantwortlich ist. zu burnout gabs im brand eins heuer einen sehr guten artikel: http://www.brandeins.de/…/motivation/selbstzuender.html Da heißt es u.a.: „Wir leben in einer Fleißgesellschaft, nicht in einer Leistungsgesellschaft. Es ist keine Leistung, etwas zu tun, was andere einem vorschreiben. Leistung ist, wenn Arbeit und Tätigkeit Sinn stiften, wenn sie für den Menschen einen Zweck haben, der sich von selbst erklärt. Eine Leistungsgesellschaft bestünde demnach aus Menschen, die für das, was sie tun, brennen, und nicht von dem, was sie tun müssen, verbrannt werden.“

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17. November 2013 um 17:35

Du triffst hier auf einen wunden Punkt, denn genau diese passive Haltung ist in vielerlei Lebenslagen ein Problem. Dem Chef eine schlechte Work Life Balance vorzuwerfen ist sehr oberflächlich gedacht. Ein guter Hinweis, dass man vor der eigenen Tür kehren sollte.

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14. November 2013 um 21:52

Der Begriff Life-Balance gefällt mir auch sehr gut und ich kann mich glücklich schätzen, dass ich die Trennung zwischen Life und Work nicht machen muss. Endlich habe ich einen Job gefunden, der mir Spaß macht, mit dem ich mich entwickeln kann und der mich täglich aufs Neue inspiriert.
Das dauert aber und man muss selbst aktiv daran arbeiten – leider verstehen das viele Menschen nicht (wirklich).

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14. November 2013 um 19:04

Ich finde in diesem Zusammenhang immer sehr schade, dass schon in der Formulierung Work-Life-Balance eine klare Trennung zwischen Leben und Arbeit gemacht wird. Wenn man bedenkt, dass man 1/3 des Tages mit Arbeit verbringt, ist das doch ein beachtlicher Teil des Lebens. Und ich habe an vielen Aspekten meiner Arbeit mehr Spaß und Freude als an Dingen, die ich außerhalb des Büros mache (Putzen ist für mich leider keine Entspannung sondern eine Aufgabe).
Ich verwende deshalb inzwischen immer den Begriff „Life-Balance“ und verstehe darunter dann Arbeit, Soziales Umfeld, Gesundheit und Zeit für mich. Mein Ziel ist es diese 4 Aspekte halbwegs auszubalancieren.

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    14. November 2013 um 21:09

    Der Begriff „Life-Balance“ gefällt mir sehr gut.

14. November 2013 um 18:44

Sehr guter Artikel! Viel zu oft sind die Arbeitnehmer in passiver Haltung. Etwas unternehmerisches Denken und Eigeninitiative sollte vom Arbeitnehmer natürlich vorgelebt werden, aber die Arbeitnehmer selbst, sind für ihr Glück verantwortlich. Jeder ist seines Glückes Schmied!

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14. November 2013 um 17:54

Wenn das, was man während der Arbeit macht den eigenen Werten entspricht, dann braucht man sich vor einem Burnout nicht fürchten. Wenn man beginnt Dinge anzuzweifeln, die jemand anderer entschieden hat, kann es durchaus sein, dass das Leben plötzlich erst am Freitag Nachmittag losgeht. Was wichtig ist, sind die Werte, die ein Team hat und die Atmosphäre, die in einer Agentur gepflegt werden. Wenn das stimmt, ist die Prozentbeteiligung von Work-Life-Balance relativ.

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    24. Januar 2017 um 10:18

    Der Fokus bei Work-Life-Balance liegt meiner Meinung nach auf der falschen Stelle, wie es im Artikel sehr schön beschrieben ist (danke dafür ;)): Arbeit wird negativ gesehen, weil es selten positive Erfahrungen in „normalen“ Jobs gibt – keine Leistungskurve oder Heureka Momente!

14. November 2013 um 16:47

Gratuliere zu Deiner gelungenen Balance aus Hackeln und Leben! Ich gebe Dir recht, dass es an einem selbst liegt, das beste aus beiden Welten zu machen und ein Schritt in diese Richtung ist der, nicht so sehr an „Arbeit“ und „Freizeit“ zu denken als viel mehr Spaß in allem zu haben was man tut. Allerdings setzt das einiges an Selbstreflexion voraus und ich mumaße mal auch a bissl Lebenserfahrung die mit den Jahren kommt. Ich habe das alles erst in den letzten Jahren „gecheckt“, also ca. ab 35 aufwärts Gutes Gelingen an alle, das Leben kann echt schön sein!

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